15 Jahre waren Heike, Anna, Sarah und Ruth aus der Gemeinschaft der Bürger ausgeschlossen.
Sie konnten sich - immer unter der Voraussetzung, niemals einen Mann teilnehmen zu lassen - in dieser Zeit nur mehr in der Halle der „Bürgerinnen“ treffen.
Aus dieser vertrieb man sie jedoch sofort, wenn Alex, Martin oder Ulf dazu kamen.
Dies wurde mit der Höchststrafe, der Verbannung ins stets durch Hinzufügen eines SONDERZEICHENS wie „*“ oder „:“ und daher von weitem und für jeden deutlich sichtbaren Ghetto der „Bürger:innen“ oder „Bürger*innen“ bewerkstelligt. Manchmal, aber bis zuletzt immer seltener, kamen sie mit dem gelinderen Mittel des Großbuchstabens „I“ in der Wortmitte (!) davon, was aber Rechtschreibexperten sehr oft auf die Palme brachte.
Man nannte dies „Gendergerechte Sprache“
Die Damen hatten also nichts zu lachen. Früher sagte man ihnen „Schönheit muss leiden“.
Und nun hiess es eben auch noch „Gleichberechtigung muss leiden“.
Nur war das mit der Gendersprache in Bezug auf die Gleichberechtigung jedoch das Selbe wie mit der ranzigen Eselsmilch im Bereich der Schönheitspflege: Das Mittel wirkte nicht.
Im Gegenteil: immer mehr Menschen reagierten auf das Vorkommen solcher Gleichberechtigungsbehelfe mit Unmut, später sogar mit Aggression oder Verzweiflung, je nach Temperament. Der - gut gemeinten - Sache der Neufeministen wurde also ein Bärendienst erwiesen.
Jetzt könnte man meinen, ein Versuch etwas mit derart untauglichen Mitteln zu erreichen wäre bald als „leider nein, war zwar gut gemeint, geht aber so nicht“ beendet worden und das dazugehörige Gedankengut unter dem Stichwort „Skurriles“ in den ewigen Geschichtsbüchern menschlicher Erfahrung abgelegt, aber weit gefehlt: Es kam so, daß die Fahrt in die germanistische Sackgasse nach dem Aufprall auf die linguistische Mauer durch mehr Gas, mehr Energie und unter Zuhilfenahme einer immer größeren - jedoch, Göttin sei Dank, nie genügend großer - Anzahl Missionierter fortgesetzt wurde ohne darauf zu achten, daß das sprachliche Fahrzeug immer mehr und mehr verformt wurde.
Daher dauerte die Irrfahrt ungewöhnlich lange und findet erst jetzt so nach und nach ihr Ende.
Nun war es aber wirklich Zeit, Heike, Anna, Sarah und Ruth aus ihrer Isolation zurück in die Gemeinschaft aller Bürger, aller User, aller Kandidaten, aller Experten zu holen und ihnen zu versprechen, daß unsere Gesellschaft sie nicht mehr aus Experimentiergründen leichtfertig daraus verstossen wird.
Es bleibt zu hoffen, daß unsere Damen noch genug Grundvertrauen behalten konnten und uns diese Phase nicht nur verzeihen, sondern auch mit Gelassenheit und Mut in unsere gemeinsame Zukunft schauen.