Der Krieg um Arzach ist beendet. Diese von Putin initierte Waffenruhe ist faktisch ein Waffenstillstandsvertrag, da die Staatspräsidenten Russlands und Aserbaidschans sowie der armenische Premierminister unterzeichnet haben. Es ist natürlich kein Sieg Arzachs oder der Republik Armeniens, aber es ist auch keine maximale Niederlage, wie viele Armenier weltweit meinen. Der völkerrechtliche Status bleibt aber momentan weiterhin ungeklärt. Die derzeit stattfindenden Unruhen in der Republik Armenien sind zwar verständlich aber sinnlos und bewirken jetzt nur noch einen inneren Konflikt, der womöglich auch noch Tote fordern könnte. Damit hätten die Türken und Aserbaidschaner in doppelter Hinsicht gewonnen.

Ja, es wird schmerzhafte Gebietsabtretungen und niederträchtig anmutende Entbehrungen geben, aber Arzach/Bergkarabach bleibt größtenteils weiterhin unter der Verwaltung des armenischen Volkes. [Nachtrag, weil es missverständlich ist: Damit ist nur das Kernland Bergkarabachs gemeint, ohne die sog. "besetzten Gebiete".] Selbst der Zwang gegenüber Armenien, das Aufgeben müssen der territorialen Überwachung des Latschin-Korridors bzw. die Übergabe an die Russen, ist verkraftbar. Putin hätte generell auch anders entscheiden können. Es deutet sich an, dass weder Erdogan noch Aliyev irgendetwas zu melden hatten. Natürlich ist es aber eine Demütigung, dass es einen Korridor zwischen Nachitschewan und Aserbaidschan geben muss, aber dieser Plan existiert nicht erst seit Kriegsende. Die USA waren leider nicht auf dem "Spielfeld". Aber wer weiß schon, wer wann welche Fäden zieht und wofür.

Die Alternativen zu diesem leider drittklassigen Vertrag habe ich in meinen letzten Blogs, speziell im vorherigen Text - das offenbar absichtlich falsch interpretiert wird - aufgezeigt. Ich will nicht total großspurig einen auf Experten machen, aber viele Kommentare - von wem auch immer - zeigen mir, dass sie in militärischen Fragen lieber nichts kommentiert hätten. Noch deutlicher: Die Armenier haben ihren Aggressoren und der gesamten schweigenden Weltgemeinschaft gezeigt, dass sie sich absolut nichts mehr gefallen lassen und sich somit nie wieder abschlachten lassen werden. Das mag übertrieben heroisch klingen, aber die Fakten liegen ja auf dem Tisch. Jetzt kommt aber ein "Aber": Das aserbaischanische Militär, inkl. ihrer Verbündeten, mit ihren Ressourcen, sind im Gegensatz zu den Möglichkeiten, die Arzach und Armenien haben, quasi unerschöpflich. Die Armenier haben dennoch vermutlich mehr erreicht, als jemals ein Heer mit dieser Größe erreicht hat. Die Schlacht an den Thermopylen wäre in diesem Zusammenhang sogar ein passender Vergleich. Der Unterschied wäre nur noch, dass die Arzach-Armenier auf dem Felde ungeschlagen sind.

Es wird in der Folgezeit darum gehen, Kriegsverbrechen von Seiten der Aseris und ihrer Verbündeten vorzulegen. Aber auch darum, dass so viele Staaten wie möglich davon zu überzeugen sind, dass sie Arzach als unabhängigen Staat anerkennen. Denn daraus ergeben sich ausschließlich Vorteile für Arzachs Bürger. Des Weiteren geht es auch darum, das Leben der Bürger in Armenien zu verbessern, mit banalen Dingen wie Urlaub machen oder armenische Produkte kaufen usw.

Jetzt schlägt aber erst einmal die Stunde der Extremisten und Revanchisten, die weder Kompromisse noch Grautöne kennen.

vivianiharambe/pixabay https://pixabay.com/de/photos/tank-krieg-hügel-berge-armee-4816906/

Nachtrag: Sehen Sie sich auch meine Kommentare mit den entsprechenden Links hier an.

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