Als „Südländer“ finde ich mich ständig in einer Verteidigungsposition wieder, egal ob im beruflichen oder privaten Rahmen. Jederzeit muss ich mich rechtfertigen oder beweisen, dass ich kein Islamist, Terrorist, Frauenschänder, Sympathisant eben dieser oder irgendwelcher anderer herbeihalluzinierter „patriarchaler“ Ordnungen in den Gehirnen meiner „Gesprächspartner“ bin.
Dabei spreche ich nicht über reale Rechtsextremisten, sondern über gewöhnliche Leute, die auf dem besten Wege sind, Ausländerhasser zu werden, oder zumindest Personen zu werden, die keine Lust mehr haben, zu unterscheiden.
Anlass zu diesen Zeilen ist, dass ich mir ja immer wieder dummdämmlichste Kommentare von Kollegen und Bekannten anhören muss, selbst Begriffe wie „Terrorist, Taliban, IS-ler, Bombenleger, Kopfabschneider“ fielen schon, oder „der Ölauge/der Türke/der Araber/der Albaner“ und sonstigen Schwachmatismus durfte ich mir schon anhören. Wobei sie immer darauf beharrt haben und hätten, dies scherzhaft zu meinen. Anfangs habe ich stets - fast schon in pastoraler Weise - auf die Wortbedeutung sachlich hingewiesen, aber nach drei Jahren kann man wohl auch schon einmal aus der Haut fahren. So wie jetzt bei mir auf der Arbeit. Es werden offenbar oben genannte Begriffe von Zeit zu Zeit hinter meinem Rücken „zum Spaß“ als Synonym für mich verwendet. Während ich das schreibe, überlege ich ernsthaft zum Betriebsrat zu gehen. Wenn man laut wird, dann wird einem schließlich noch nachgesagt, dass der "Kanake" sich wohl nicht zu kontrollieren weiß und gleich noch mit Schläge droht. Jeder direkte Schritt ist in so einem Fall verkehrt.
Seit meinem allerersten Text beschreibe ich exakt diese Situation: das falsche Verdächtigen aufgrund des äußeren Erscheinungsbildes und welche Konsequenzen das für einen selbst und den Menschen gegenüber hat. Irgendwelche fremden Leser in der weiten Internetwelt kennen mich und meine Positionen, aber woher soll der Typ mir gegenüber stehend wissen, was ich schreibe, denke und was ich real in Kauf nehmen muss?
Nun hörte ich, dass selbst gute Arbeitskollegen bei diesen Wortspielchen mitmachen. Die Person, die mir das anvertraute, sagte, dass diese Kollegen das als eine Art Kompensation machen, quasi sich abreagieren, eine Art Verarbeitung dieses ganzen Irrsinns um uns herum. Ich solle das nicht zu eng sehen, das sei ja alles nicht ernst gemeint und man wisse ja, dass ich zu den Guten gehöre. Alleine die Wortwahl lässt mich an der geistigen Verfassung zweifeln, wobei ich ernsthaft nachvollziehen kann, wenn man beispielsweise die Loyalität von Moslems in Zweifel zieht. Bin ich zu überempfindlich, reagiere ich über?
Kommt man nun durch solche Separationen in eine Situation, in der sich z.B. viele Türken und Moslems befinden und sich deswegen in ihren Parallelwelten verschanzen? In welche Welt könnte ich denn wohl fliehen? Schließlich habe ich weder etwas mit religiösen noch politischen Gruppen am Hut, auch nicht zu ethnisch "Gleichen" bzw. zu irgendeinem Clan gehöre ich. Aber selbst in meiner eigenen „Subkultur“ oder „Subwelt“ werde ich von einigen Teilen mindestens schräg beäugt. Und warum all das? Weil eure be***issenen Politiker, die ich niemals gewählt oder beauftragt habe, es nicht geschafft haben – schon in all den Jahren vor der Zwangseinwanderung nicht – Deutschland vor inneren und äußeren Feinden zu beschützen.
Und ich und meinesgleichen baden es tagtäglich aus. Ich komme erneut auf den Gedanken, dass das wohl alles Absicht sein muss, eine wohlkalkulierte und erwartete Kollision zwischen zwei oder mehreren Welt(anschauung)en. Es ist nur noch grotesk was sich abspielt.
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