Mir ist nicht klar, ob die AfD ihr Parteiprogramm und ihre Satzung ernst nimmt.
Anstoß zu diesem Text ist eine Diskussion in gewissen Facebook-Gruppen, wo ein AfD-Mitglied in Nürnberg, offenbar Hitler-Bildchen mit selten dämlichen Sprüchen bei Whatsapp gepostet hatte. Hierzu werde ich ein paar Worte verlieren und auf die Rolle von potentiellen Wählerstimmen eingehen, die sich die AfD vergrault. Neben dem eben erwähnten Post, gibt es Postings, wie z.B. die Verwendung eines Sophie-Scholl Zitates oder der verstörende Slogan, dass der Massenmörder Che Guevara AfD wählen würde.
All das ist nicht nur völlig kontraproduktiv für die AfD im Ganzen, weil es generell Angriffsfläche bildet und sie sich von innen selbst sabotiert. Nein, es verstärkt den Eindruck, dass nicht wenige Mitglieder, in gewissen Funktionen, völlig fehl am Platz sind. Die Partei tut sich keinen Gefallen damit, wenn Sie solche Individuen in der Partei lässt. Zumindest müsste es eine öffentliche Rüge geben oder die Verantwortlichen müssten rasch aus ihren führenden Positionen entfernt werden.
Es ist kein Geheimnis, dass nicht wenige mit ausländischen Wurzeln, die AfD gewählt haben und auch zukünftig wählen werden. Besonders gut konnte man dies bei der Landtagswahl in Baden-Württemberg erkennen. Große Fürsprecher mit Migrationshintergrund, wie z.B. Ronai Chaker - auch wenn Sie, meiner Meinung nach, in der Nürnberger Sache übertreibt - hat sich schon öffentlich von der AfD distanziert. Ebenso verhielt es sich zuvor mit ihrer "Rivalin", Anabel Schunke. Sie hatte sich von Anfang an von der AfD distanziert, wegen dem rechten Flügel in der AfD, welcher nunmal ultrakonservativ, aber auch völkisch-national gesinnt ist (man kann das durchaus positiv sehen, aber auch befremdlich). Das wäre ansich auch eigentlich nicht weiter tragisch, wenn es sich nur um diese beiden Damen handeln würde (die ich übrigens nicht persönlich kenne). Nur vergessen Sie nicht, diese Damen sind meinungsbildend und können mit ihren Artikeln oder Postings ein paar Tausend potentielle Wähler erreichen. Und das waren eben nur zwei Beispiele von vielen.
Wäre diese Nürnberger Angelegenheit eine Ausnahme würde ich mir keine Gedanken machen. Aber wenn ich zusammenzähle, wie oft sich Führungspersonen - von der Kreisebene bis hin zu Herrn Höcke - nicht selten missverständlich ausgedrückt haben, bin ich mir nicht sicher, bezüglich der AfD-Strategie: Will diese Partei nun integrierte, ja sogar assimilierte (Ex-)Migranten auch an sich binden, oder sind ihr diese Wählerstimmen egal und sie setzt lieber auf die paar Tausend Wählerstimmen von ganz-weit-rechts-außen? Bitte vergessen Sie nicht, dass egal wo, ab der mittleren Führungsebene, quasi nichts mehr dem Zufall überlassen wird. Daher wäre es gut, wenn sich die „Strategen“ die nackten Zahlen vor Augen führen, die sie zweifelsfrei besser kennen als ich: Die Stimmen aus dem „ausländischen“ Lager sind nicht das Zünglein an der Waage und somit eine Nachkommastelle bei Wahlen, sondern sehr wohl ein oder zwei Prozentpunkte. Wohin glauben Sie, könnten diese Wähler abwandern, wenn sich das Gefühl bestärkt, die AfD ist vielleicht doch keine normale liberal-konservative Partei, sondern doch das, was die Mainstreammedien behaupten?