Seit einigen Wochen arbeiten „Flüchtlinge“ bei uns im Betrieb, als einfache Arbeiter. Angestellt über eine Zeitarbeitsfirma mit der Aussicht auf Übernahme in unser Unternehmen. Das bedeutet, dass sie in absehbarer Zeit das gleiche verdienen können wie unsere Arbeiter. Man kann von Anfang an etwa zweitausend Euro netto und mehr im Monat verdienen, wenn man denn noch mehr malochen möchte. Mit diesem Lohn könnte man also durchaus als Alleinverdiener seine Familie durchbringen.

Keiner von diesen ehemals „Fliehenden“ ist über dreißig Jahre alt und für deren Familien in der Heimat ist der Verdienst natürlich ein fürstliches Gehalt. Aber alle scheinen gewisse Vorbehalte zu haben. Am Rande hatte ich beispielsweise bei den Moslems mitbekommen: Der eine Mann ist Paschtune, der andere Hazare, der andere angeblich Syrer und wieder ein anderer ist ein Iraker und somit konnte oder wollte der eine nicht mit dem anderen zusammen - in einer von unserem Unternehmen bezahlten Stube - nächtigen. Bei der Arbeitsstelle ist alles friedlich und daran wird sich auch nichts ändern, weil weder die Türken noch die Russland-Deutschen - als größte Gruppen mit „Migrationshintergrund“ - irgendwelche Störungen lange dulden würden.

Obwohl ich es besser wissen müsste, verwundern mich dennoch mehrere Sachverhalte: Offensichtlich herrscht in Deutschland Vollbeschäftigung und auch in der EU gibt es anscheinend keine Arbeitslosigkeit mehr. Denn wie soll ich mir beispielsweise die folgende Situation in unserem Unternehmen und in den Subunternehmen und den Zulieferfirmen anders erklären? Sämtliche Speditionen, die an unseren Rampen andocken, fahren für deutsche Firmen in Deutschland und maximal in die Grenzregionen des angrenzenden Auslandes, aber es sind ganz selten deutsche Fahrer in den LKWs oder Deutsche mit Migrationshintergrund. Der unternehmensinterne Fuhrpark hatte wohl händeringend LKW-Fahrer gesucht, aber keine Fahrer in ausreichender Anzahl finden können, daher wird nun in wachsender Zahl auf Tagesbörsen und fest angestellte Speditionen zurückgegriffen, die wiederum ihre Fahrer-Pools aus den osteuropäischen Staaten füllen.

Und genau das gleiche passiert momentan mit den Belegschaften der einzelnen Standorte; konkret mit den körperlich arbeitenden Männern. Es wurden zwar intern Stellen ausgeschrieben, sodass Verwandte und Freunde von unseren Mitarbeitern relativ unkompliziert hätten eingestellt werden können. Auch in der lokalen und überregionalen Presse wurde inseriert, aber nur mit mäßigem Erfolg. Wir sprechen hier über einfache Arbeit, die zwar körperlich anstrengend ist, aber bei der man mit Fleiß mittelfristig eine Festanstellung haben kann, mit allen Klimbim, wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld, Zuschlägen usw. Also Jobs für Personen, die man rasch einarbeiten kann und nicht erst jahrelang ausbilden muss, zum Gas-Wasser-Installateur oder Schweißer.

Ich brauche bei mir nur ein paar Straßen weiter um die Ecke zu schauen und da kann ich mir ernsthaft nicht vorstellen, dass da jeder in Lohn und Brot sein soll, oder das eine gewisse Klientel irgendwelche Gebrechen und Krankheiten hat und deswegen nicht arbeiten kann. Nein, ich kann diesen ganzen Unsinn nicht mehr hören, vonwegen „victim blaming“ und „wenn der Ausländer den Job bekam, dann ist der Einheimische zu doof dafür gewesen“ und ähnlichen Unsinn.

Aber wissen Sie was noch schlimmer ist? Mein (deutscher) Kollege hat sich wiederholt anhören müssen, dass andere (deutsche) Kollegen mittlerweile ohne vorgehaltene Hand (sinngemäß) sagen: „Wenn das so weiter geht, arbeiten hier nur noch Kanaken und Neger“, oder „schon wieder ein neuer Ölauge in der Abteilung, den ich einarbeiten muss“. Tut mir nicht leid, wenn ich das jetzt schreiben muss, aber die Typen haben recht. Nur die Wortwahl ist erbärmlich, aber im Grundsatz liegen sie schon richtig. Was löst das also beim gewöhnlichen Ureinwohner aus, wenn es mich schon stört?

https://www.deutschlandfunk.de/integration-mit-hindernissen-welche-huerden-fluechtlinge.680.de.html https://www.deutschlandfunk.de/media/thumbs/0/079925c2c5f34b1f57be1bf392c9f768v1_max_755x425_b3535db83dc50e27c1bb1392364c95a2.jpg?key=0ae500

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