Mit Entsetzen stellte ich kurz vor Silvester 2020/21 fest, dass ich nur noch drei türkische Freunde in meiner privaten Facebookfreundesliste habe.
Ich kann nur spekulieren: Entweder wollen sie sich selbst nicht "in Gefahr" oder in "Verruf" bringen, weil sie mit einem Armenier öffentlich befreundet sind, oder eben, weil sie schlichtweg meine Ansichten ablehnen. Allerdings hatte ich auf meiner privaten Seite nur Mainstreamartikel bezüglich Arzach gepostet, was theoretisch noch im grünen Bereich hätte sein müssen - dachte ich jedenfalls. Nachfragen will ich ehrlichgesagt nicht.
Es fiel mir auf, als ich ein Video in türkischer Sprache posten wollte. Ich wollte in einem kleinen Verteilerkreis nur türkischsprachige Freunde mit drin haben, weil es keine deutschen oder englischen Untertitel hat. Letztlich war eine sehr kleine Runde, die ich nach weniger als zwei Stunde wieder löschte. Warum? Weil ich vergaß, dass ich keinesfalls politische Dinge über die Türkei posten sollte, wegen Angehöriger, die noch in Konstantinopel leben. Wie ich mehrfach schon erwähnte, ist das eines der beiden Gründe, weshalb ich auch unter Pseudonym nur begrenzt und behutsam kritische Texte zu Tayyip oder zur Türkei verfasse. Aber natürlich auch, weil ich kaum Zuseher dafür hatte.
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Zu den Diskussionen im (halb-)privaten Rahmen zum Arzach-Krieg hatte ich bereits einiges erwähnt. Es ist selbst nachdem fast alle Fakten unumstößlich gesichert sind, bezüglich Kriegsverbrechen usw., also sogar jetzt im Januar 2021, kaum auszuhalten, das weiterhin verharmlost wird! Für diese vollkommen unfassbare Vollverblödung von gewissen Leuten, die allen Ernstes immer noch meinen, dass die Armenier die eigentlichen Agressoren im neuerlichen Konflikt um Bergkarabach waren und sind, muss ich mich irgendwie fremdschämen, obwohl das ja völlig absurd ist.
Bei aller offenkundiger Inkompetenz der armenischen Staatsführungen, seit dem ersten Bergkarabach-Krieg, eine befriedigende Lösung auszuhandeln oder meinetwegen mit (Anti-)Drohnentechnik aufzurüsten: Es war nicht Armenien oder Arzach, das einen Krieg gewollt und initiiert hat! Es ist mittlerweile Faktum, dass mindestens drei (Ex-)Generale und offenbar weitere aktive Offiziere der türkischen Armee im Generalstab Aserbaidschans saßen. Es wird kein Hehl daraus gemacht. Auch wer alles direkt und indirekt involviert war, ist kein Geheimnis. Aber es wird von vielen Türken immer noch Gerechfertigungsgequatsche verbreitet - letztlich aus allen politischen Richtungen. Mit Indoktrination durch Politiker und Presse kann man das nur bedingt begründen und dann auch nur bei Türken und Aserbaidschanern in ihren Heimatländern. Bei jenen welchen, die im "freien" Westen leben, da muss ich doch wirklich Idiotie vermuten, oder?
Ich habe es mehrmals geschrieben: Es sind nicht nur Anhänger der Grauen Wölfe oder Fans von Tayyip, die Hass und Häme verbreiten! Klingt vielleicht schlimm, aber ich bin immer froh, wenn es um diesen Themenbereich geht, wenn nur Desinteresse geäußert wird.
Wie soll ich, oder wie sollen wir in Zukunft bitteschön miteinander umgehen, wenn dieses Thema, so wie schon der Genozid von 1915/16 ein totales Tabuthema ist? Oder türkische Politik und türkische Geschichte im Allgemeinen, oder Islam und Einwanderung?
Wir haben eingeheiratete Türken in der Verwandtschaft, leider weiß ich nicht, wie das Verhältnis der jeweiligen Familien seitdem untereinander aussieht. Beizeiten werde ich das mal versuchen in Erfahrung zu bringen.
Ich bin in dieser Thematik absolut von jedem (relevanten) Entscheidungsträger enttäuscht. Trump ließ Tayyip weltweit und somit auch in Arzach gewähren, auch Putin, die ja beide angeblich die Kabale bekämpften. Von der Merkel-Administration erwarte ich sowieso überhaupt gar nichts mehr, zu egal welchem Thema.
Ich weiß, es ist ansich schon alles zu allem gesagt und ich will mich auch gar nicht wiederholen. Wir werden weiter dressiert und konditioniert für all das was noch kommen mag, im Hinblick auf Corona, Klima usw. und das ist zugegebenermaßen schon schlimm genug, ja es ist wirklich schon ziemlich viel und ernsthaft abartig. Nehmen wir somit die Gleichgültigkeit der westlichen Staatenwelt gegenüber Tayyip, Aliyev und all der anderen involvierten Akteure einfach hin und tun so, als würde deren Agieren sonstwo, aber auch deren Einfluss nicht bis nach Deutschland oder Europa reichen und somit nicht existieren. Damit lebt man sicherlich besser, was ich auch nachvollziehen kann. Aber das ist wieder ein anderes Thema, worüber ich auch schon lang und breit schrieb. Politisch Interessierte, aber auch (Lokal-)Politiker (mit wenigen Ausnahmen) sollten dennoch darüber nachdenken, ob sie auch dieses Thema weiter ignorieren wollen.