Während ich daheim im Alltagskrieg durch first world problems komplett eingespannt bin, sterben täglich Zivilisten, Soldaten und andere Kombattanten in einem Krieg, der vollkommen sinnlos ist und höchstwahrscheinlich der letzte überhaupt in diesem Konflikt sein wird. Wenn Arzach fällt, wird der Turanismus siegen. Das ist keine Floskel, sondern brutale Realität. Wer meint, es gebe nach dem Sieg der Tayyipisten/Osman-Freaks lediglich neue Grenzziehungen und einen „Bevölkerungsaustausch“, der muss schon arg naiv und un-informiert sein.
Ich versuche mich beim Thema Arzachkrieg/Bergkarabachkrieg zurückzuhalten, "weil man als indirekt Betroffener nicht objektiv beurteilen“ könne, wird einem logischerweise unterstellt. Daher poste ich auf Facebook so wenig wie möglich von armenischer Seite hierzu. Also auch so gut wie gar nichts von mir, aus Gründen, die ich auch kapitelweise schon im Buch und Blogs veröffentlichte.
Es wird mir von deutscher/österreichischer Seite, von angeblich politisch Gleichgesinnten, sinngemäß vorgeworfen: Wenn ich doch nun Deutscher sei, dann solle ich doch die ausländischen Probleme auch im Ausland lassen. Ich verweise hierzu wieder auf mein Buch und meine Blogs, aber führe gerne nochmal ganz knapp aus, dass es nicht so einfach ist, so zu tun, als würde es mich und Sie nichts angehen. Dabei erwähne ich noch nicht einmal die historischen Verstrickungen aus der Kaiserzeit, oder von der Weimarer Republik bis in die Gegenwart, um Zusammenhänge aufzuzeigen, die Deutschland eigentlich verpflichten müsste, die politische Neutralität aufzugeben. Letztlich wird man in abstruse Situationen hineingezwungen, wo man nur noch den Kopf schütteln kann.
Von diesen Leuten und von angeblichen Tayyip-Gegnern wurde ich in den letzten Tagen entfreundet, weil ich die genozidalen Absichten der Regierungen von Aserbaidschan und Tayyipistan klar benannt habe. Das ist kein Witz. Machen Sie selbst den Test und argumentieren Sie faktenbasierend mit Türken, dass sich die Türkei faktisch im Krieg befindet und direkt mitmischt usw. Oder mit Deutschen, die keinerlei Einmischung wünschen, wofür ich eigentlich sogar vollstes Verständnis habe, aber ich erwarte es ja auch nur von der Regierung und von deutschen Politikern. Aber auch von der Presse, die immer noch davon faseln, dass Bergkarabach ein armenisch besetztes Gebiet in Aserbaidschan sei. Es ist leider zumeist aussichtslos zu erklären, dass ich als eingebürgerter Diaspora-Armenier nunmal Armenier bleibe, ob ich das nun will oder nicht. Auch wenn ich einen türkischen Nachnamen tragen muss, der offenbar einst zugeteilt wurde, macht mich das auch zu keinem Türkistaner. Hierzu hatte ich ein eigenes Kapitel im Buch und ein paar Blogs gewidmet. Selbst mein einstiger Eid auf Deutschland entbindet oder entlässt mich doch nicht davon, was ich bin. Man kann ja nicht aus seiner Haut, man ist was man ist, trotz Assimilation.
Das wäre auch absurd und es wäre ebenso weltfremd einem Deutschen das Deutschsein abzusprechen, wenn er in der Ferne lebt und ebenso die Staatsangehörigkeit des jeweiligen Gastlandes besitzt. Selbst die wenigen Deutschen, die nach dem Zweiten Weltkrieg in Danzig und Königsberg überleben und bleiben konnten, sind doch deswegen keine Polen, sondern blieben trotzdem Deutsche, auch wenn sie dann polnische und russische Staatsbürger werden mussten. Den passenderen Vergleich mit Juden, soll und darf man ja nicht ziehen, weil jedes einzelne Wort gegen einen verwendet werden würde. Gerade in diesen Tagen, wo die Regierung Israels an der Seite Aserbaidschans steht. Nur frage ich mich bei dieser Art des Tabus stets: Was hat ein gewöhnlicher Bürger jüdischen Glaubens oder jüdischer Abstammung, aus sagen wir einmal Panama, mit Herrn Nethanjahu oder seinen Vorgängern am Hut? Vermutlich genauso wenig wie ich mit Armenien und Arzach: Absolut gar nichts. Das verbindende Element ist aber die Nation, aber nicht im Sinne von willkürlich gezogenen Staatsgrenzen, was man gemeinhin mit dem Begriff verbindet. Da die meisten Menschen absolut gar nichts mit Abstammung anfangen können, werden sie auch nicht nachvollziehen können, was ich versuche ihnen mitzuteilen.
Selbst wenn ich wieder einmal die Argumente vorbringen würde, dass z.B. uralte Klöster und andere für Armenier sakrale Gebäude zerstört wurden und werden, würden sie es wohl nicht verstehen. Ich höre auch schon die ersten Deppen „Nationalismus“ herumblöken, als wäre das grundsätzlich etwas verkehrtes. Irgendwo hatte ich in den Kommentaren gelesen, dass es doch völlig egal sei, wenn mal wieder eine Kirche zerstört wurde, da es ja eh nur ein Gebäude ist. Wie ich neuerdings gelernt habe, soll man auch keine Screenshots veröffentlichen, selbst wenn der Name und das Bildchen geschwärzt (darf man das überhaupt noch schreiben?!) wurden. Selbst ich als religionsfreier Mensch erkenne jedem das Recht zu, seine Religion auszuüben und sehe daneben das Historische im Großen und Ganzen dahinter, speziell bei den Armeniern, die es ohne ihre Kirche vermutlich nicht so lange unter Besatzung und dann nach Pogromen und dem Völkermord durchgehalten hätten. Nebenbei bemerkt: Es ist ein Kriegsverbrechen antike Stätten zu zerstören und nicht erst seit drei Tagen.
Auf meinem privaten FB-Profil poste ich sowieso nichts zum aktuellen Krieg und auch nichts zum geschichtlichen Hergang. Nicht nur wegen türkischer Arbeitskollegen oder Bekannter, die das in den falschen Hals kriegen würden, sondern eher wegen Leuten, die das von mir Gepostete für andere Zwecke verwenden könnten. Das ist keine Paranoia, sondern Fakt. Jeder der Angehörige in der TR hat, der wird das nachvollziehen können. Aber auch bis hierher reichen die Tentakel des MIT. Außer einem „like“ bei FB ist nicht mehr drin. Unter meinem Pseudonym „Frontano Kore“ kann ich so etwas wie diesen Blog noch veröffentlichen, weil ich hoffe, dass außer dem Landesverfassungsschutz keiner über meine Identität Bescheid weiß bzw. sie es nicht an ausländische Dienste weitergeben. Machen Sie sich auch nichts vor, wenn sie unter einem Pseudonym veröffentlichen, denn jede offizielle Veröffentlichung ist ja nicht wirklich anonym, man musste ja letztlich überall seine Daten angeben, nur auf dem Cover steht ein Künstlername. Anders verhält es sich natürlich bei Fakeaccounts, aber das ist ein anderer Sachverhalt.
Dass es nun allen Ernstes soweit kommen konnte, wie es gerade zu sein scheint, dass der Krieg im Südkaukasus die Verhältnisse unter den Regional- und Weltmächten neu ordnet und dabei die Armenier wieder einmal vor einem Völkermord stehen, das erschüttert mich doch ziemlich. Wenn Sie meinen, dass ich übertreibe, dann sollten Sie sich die Aussprüche des aserbaidschanischen Machthabers und seines Umfeldes mal anhören bzw. lesen, nicht nur die der letzten ein bis zwei Wochen. Zudem auch das was "Sultan Tayyip" und manch türkische Politiker von AKP, MHP und auch der CHP von sich geben und gaben. Ich möchte hier keine pseudomäßge geopolitische Prognose anstellen, aber dennoch anmerken: Die Armenier werden, so pathetisch es auch klingen mag, heldenhaft kämpfen, aber sie sind mittel- und langfristig militärisch natürlich völlig unterlegen, sofern Russland nicht eingreift. Auch die Freiwilligenverbände z.B. aus Jesiden und Aramäern werden daran nichts ändern können. Jihadisten, Söldner aus islamischen Ländern und die zweitgrößte Militärmacht der NATO, also die Türkei, kämpfen gerade gegen die Republik Bergkarabach/Arzach/Artsakh bisher noch indirekt mit Luftaufklärung, zwei F-16 Kampfjets und Offizieren im aserbaidschanischen Leitstand. Vermutlich auch bald direkt und nicht mehr verdeckt gegen den Staat Armenien. Was das bedeutet, das sollte jedem klar sein oder bald klar werden. Trotz Lenkwaffen und bewaffneten Dronen wirkt dieser sinnentleerte Krieg wie aus dem 20. Jahrhundert. Es hätte nicht soweit kommen müssen, es gab mehrere Varianten, wie dieser einhundert Jahre alte Konflikt hätte gelöst werden können. Angefangen bei den Ideen von Korridoren von Nachitschevan nach Aserbaidschan über Demarkationslinien. Jeder Vorschlag hätte ein Kompromiss sein können, das wenigstens so lange akzeptabel gewesen wäre, damit eine logisch denkende Generation einen Friedensvertrag hätte unterschreiben können.
Was auch immer Aliyev zu diesem Krieg treibt, er hat sich - metaphorisch gesehen jedenfalls - nicht nur irgendwelche bösen Geister herbeigerufen, nein, sondern den Leibhaftigen höchstpersönlich!
Ich ersuche Sie nur darum, sich selbst zu informieren und den tieferen (Un-)Sinn hinter dem neu begonnenen Krieg zu erfassen.
Empfehlenswerte und aus neutraler Sicht verfasste Artikel sind z.B.: https://www.heise.de/tp/features/Die-Armenier-Ein-erneuter-Kampf-ums-Ueberleben-4921948.html oder https://www.achgut.com/artikel/sprechblasen_fuer_karabach
Auch wenn es nur einen Tropfen auf den heißen Stein darstellen mag, ich verkaufe nun mal keine tausenden von Bücher und es ist mein einziges Produkt, das ich anbiete. Das klingt vielleicht total abgedroschen, nach Gratismut und völlig überzogen, aber ich möchte wenigstens für mich das Gefühl haben, meinen Teil beigetragen zu haben. Ob nun fünf, 47, oder 3.764 Downloads oder Printversionen verkauft werden, egal, es gilt seit Oktober bis Silvester. Der höchste Betrag käme durch Epubli herein, aber jede andere Plattform wäre natürlich auch in Ordnung. Jeder Cent nach break even geht an eine Organisation, die sich in Bergkarabach um Zivilisten kümmert. Selbstverständlich ist der direkte Weg, also eine Spende, genauso gut, oder sogar noch besser. Vielleicht schließt sich noch jemand an, oder hat eine andere Idee. Bitte nur per PN!
Bitte jetzt keine Themen vermischen wie, dass ich nichts in Deutschland für hilfsbedürftige Deutsche täte - doch das tue ich. Ich behaupte sogar, ich spende nicht nur aus Pflichtgefühl an Weihnachten oder so. Also gar nicht erst so anfangen. Danke.
https://112.international/politics/battle-for-artsakh-what-is-happening-in-nagorno-karabakh-55192.html https://img.112.international/original/2020/09/27/291635.jpg