Wie viele AfD-Wähler mit Migrationshintergrund gab es?

Wie viele AfD-Wähler mit Migrationshintergrund gab es bei der Bundestagswahl 2017? Nach den Wahlen im Oktober in Österreich würde mich auch interessieren, wie viele FPÖ-Wähler (aber auch Sebastian Kurz-Befürworter) es gewesen sein werden. Es ist nichts beim Bundeswahlleiter oder bei Destatis zu finden. Gibt es hierzu irgendein verlässliches Panel, eine repräsentative Querschnittsanalyse oder meinetwegen auch nur eine Umfrage mit halbwegs validen Daten von irgend einem Soziologiestudenten im dritten Semester, der eine Vorlesung zu den Methoden der empirischen Sozialforschung besucht? Irgendein Hinweis? Die aktuelle Bertelsmannstudie zur Bundestagswahl ist in dieser Frage leider auch unvollständig.

Von den vergangenen Landtagswahlen wissen wir, dass etwa ein Drittel der AfD-Wähler einen Migrationshintergrund hatten. Das dürfte doch diesmal wieder der Fall gewesen sein, oder? Wenn ja, welche ausländischen Wurzeln hatten sie? Man weiß zudem, dass insgesamt drei Viertel aller ausländischstämmigen „Altbewohner“ Deutschlands gegen unkontrollierte Masseneinwanderung sind; wie hat sich das wohl nun bei der Bundestagswahl ausgedrückt? Gibt es also wenigstens irgend einen Artikel in irgend einem Käseblatt wie „Spiegel“ oder „Welt“, das uns aufklären könnte?

Selbstverständlich ist es nicht mein Verdienst, dass die AfD – die ich als kleineres Übel im Wettbewerb der Halunken bezeichne – so gut abgeschnitten hat. Doch sogar ich - der Typ mit den ausländischen Eltern - habe mit meinen bescheidenen Möglichkeiten, z.B. in meinen Texten (die vielfach gelesen und verbreitet wurden) und im Privaten dafür geworben, diese Partei zu wählen. Auch oder trotz ihrer erbärmlichen internen Streitereien und vor allem wegen dieser lächerlichen Ausdrucksweisen, an nicht wenigen Stellen, die dann natürlich in der Presse breitgetreten wurden. Von den Hohlfrüchten, die man uns dann im TV als Durchschnittswähler der AfD verkaufen wollte, dazu will ich hier nichts weiter sagen, dazu habe ich schon ein paar Zeilen geschrieben. Ich behaupte aber weiterhin, dass die AfD locker bis zu fünf Prozent mehr erhalten hätte, wenn sich die Funktionäre ordentlicher ausgedrückt hätten und die Fernsehsender ein kleines bisschen objektiver berichtet hätten. Meine Wenigkeit und viele andere mit Migrationshintergrund haben sich dafür eingesetzt, das die gegenwärtige „Refugees Welcome“ - Ideologie gestoppt wird. Was das für mich in den letzten zwei Jahren bedeutete, habe ich bereits niedergeschrieben und wie ich von anderen „Mitstreitern“ weiß, erging und ergeht es ihnen ähnlich oder noch schlimmer.

Wenn ich mich in meinem ausländischstämmigen Umfeld herumhöre, das einen deutschen Pass besitzt, dann schließe ich daraus, dass rund die Hälfte die AfD gewählt haben dürfte. Die andere Hälfte teilt sich auf FDP - vermutlich wegen der schärferen Worte in den Politshows, bezüglich illegaler Einwanderung - und Linkspartei auf. Von den Türken hat soweit ich das überblicke niemand die AfD gewählt, obwohl sie meist das gleiche nachplappern, was die AfD auch erzählt, teilweise sogar bezüglich des Islamthemas, aber das scheint für sie noch immer eine Art Tabuthema zu sein. Die Mitglieder der Ostkirchen und die Konfessionslosen dürften wohl mehrheitlich für die AfD gestimmt haben. Zu meinem „ethnisch deutschen“ Umfeld kann ich nur sagen, vermutlich haben letztlich weniger als ein Viertel die AfD gewählt, stattdessen aber wenigstens die FDP, wegen oben benanntem Grund. Der Rest wählte höchstwahrscheinlich zu einem überwiegenden Teil die Linke. In meinem absolut engsten (deutschen) Umfeld haben sich potentielle AfD-Wähler doch noch umentschieden, die FDP zu wählen, auf Grund der dümmlichen Grauzonen-Rhetorik einiger örtlicher Kader und mancher Verstrickung einzelner Mitglieder mit rechtsextremen Figuren. Dass sich die Parteiführung nicht energischer gegen den Vorwurf rechtsradikal zu sein, geäußert hat, hinterließ ebenfalls einen negativen Eindruck.

Logischerweise habe ich hier im Konjunktiv geschrieben, weil ich ja nicht jeden Einzelnen persönlich befragt habe, sondern mich nur mit ein paar Dutzend Bekannten darüber ausgetauscht habe und dies somit keine repräsentative Umfrage sein kann.

Die Gräben zwischen AfD-Wählern und AfD-Feinden ist stellenweise in meinem persönlichen Bekanntenkreis (bzw. in deren Kreisen), sowie im Arbeitsumfeld nicht nur tiefer geworden, sondern auch quasi noch breiter. Die (linksgerichteten) autochthonen Deutschen bleiben hierbei die größten Spalter, in jeglicher Hinsicht. Ich weiß zwar, dass ich einige Personen wenigstens zum Nachdenken anregen konnte, aber ein gewisser Teil ist nicht nur vollkommen unbelehrbar, nein sie radikalisieren sich quasi weiter in ihre eigene realitätsfremde Gedankenwelt. Das ist mein Ernst. Überhaupt trifft immer mehr zu, was ich bisher in meinen Texten aufzählte, aber das ist ein anderes Thema. Mich interessiert erstmal nur der prozentuale Anteil, in Form realer oder hochgerechneter Zahlen, aller AfD-Wähler mit ausländischen Wurzeln.

Michael Kappeler / dpa http://bilder.bild.de/fotos-skaliert/die-afd-fraktionsvorsitzenden-alexander-gauland-und-alice-weidel-m-stehen-neben-den-neugewaehlten-s-200547841-53441534/5,w=993,q=high,c=0.bild.jpg

1
Ich mag doch keine Fische vergeben
Meine Bewertung zurückziehen
Du hast None Fische vergeben
6 von 6 Fischen

bewertete diesen Eintrag

Tourix

Tourix bewertete diesen Eintrag 07.10.2017 13:25:35

4 Kommentare

Mehr von Frontano