"Kostenlos ist schon okay, aber man könnte ja noch etwas zusätzlich erhalten, oder?" Klar, das ist übertrieben, aber so kommt es mir immer öfter vor. Nichts darf eigentlich etwas kosten. Konkreter: Nichts, was ich möchte, soll mit Geld bezahlt werden. Wenn ich etwas nicht will, dann bezahle ich logischerweise nicht dafür, das ist aber eine völlig andere Angelegenheit. Oder ein anderes Beispiel um es vielleicht fassbarer für Blogger zu machen: Wenn ich von einem Thema keine Ahnung habe, aber dennoch mitreden will, dann markiere ich das zumindest als eigene Meinung oder halte mich aus solchen Diskussionen heraus und bleibe stiller Mitleser. Sollte eigentlich jedem einleuchten, oder? Das ist bei F+F genauso wie in Kommentarspalten von Online-Magazinen oder im realen Leben überall gleich. Aber ich schweife schon ab und komme dennoch gleich über Umwege auf diese Thematik zurück.
Vor einigen Tagen habe ich auf meinem Autoren-Account eine äußerst seltsame Summe bei den Honoraren gesehen. Da stand doch allen ernstes 0,02€. „Zwei Cent? Da ist doch ein Fehler“, dachte ich mir. Ich habe mir das näher angesehen und staunte nicht schlecht als ich entdeckte, dass mein E-Book kostenlos zum Download auf dieser gewissen Page bereit steht. Es ist grotesk, wenn man bedenkt, dass ich in diesen Tagen das E-Book für eine Aktion auf 1,99€ gesenkt hatte und wie viele Abverkäufe es braucht um auf 1,99€ zu kommen, denn man erhält ja nicht den vollen Verkaufspreis. Aber egal, das ist ja mein Bier. Mir geht es um etwas anderes. Meinetwegen soll es auch tausendfach kostenlos verteilt werden. Hauptsache der Inhalt bewegt einige Menschen. Von Gewinnspannen bei Printausgaben brauche ich an dieser Stelle gar nichts zu erzählen, das wissen viele von Ihnen ja selbst, dass es eher etwas Ideelles ist, was man da macht, wenn man so etwas nicht professionell betreibt. (Siehe hierzu den Text bei F+F: „Odyssee Selfpublishing und politische Gesinnungsprüfung“) Man braucht nur die App und kann alles lesen, sogar aktuelle Bücher. Finanziert wird das über eingeblendete Werbung. Das ist alles. Eigentlich eine coole Sache, nur nicht für die Autoren.
Wenn ich mit meinen Kritikern streite – eine Diskussion ist es immer seltener – kommen eigentlich immer die gleichen Antworten auf meine Fragen, ob sie denn mein Buch oder Blogs gelesen haben oder zumindest meine Thesen kennen: „Nein, die Einleitung reicht schon...“, oder „das Inhaltsverzeichnis genügt bereits...“, oder „mit der Leseprobe ist schon alles gesagt...“. Wenn wenigstens drei Sätze irgendwo gelesen wurden, dann hauen sie nur noch mit ad hominem Argumenten umsich. Das Gespräch ist für mich dann jedenfalls beendet, denn es wäre ja vollständig sinnbefreit weiter zu diskutieren. Vermutlich umsonst gewesen aber dafür wenigstens kostenlos.
Die „rechten Leser“ sagen und schreiben, man müsse sich gegenseitig unterstützen usw., aber auch bei denen kommen nicht selten Antworten wie diese: „Der Preis ist zu hoch für einen unbekannten Autor“ usw. Wofür teilweise aber gerne mit vollen Händen ganz andere Summen ausgegeben werden, möchte ich an dieser Stelle gar nicht kommentieren. Ich halte es ja leider ähnlich, wie es mir ein befreundeter „echter“ Buchautor vor Kurzem sagte: „Ich schreibe in erster Linie nur noch für mein Gewissen und […] [meine] Enkel. Wenn es sonst noch jemand liest und mag, freue ich mich natürlich. Aber das war´s. Die Zeit für Aufklärung ist vorbei. [...]“
Aber einen konkreten Vergleich möchte ich dennoch anstellen – gewisse Leute sind damit angesprochen, die wissen auch, dass sie damit gemeint sind. Also: Eine Arbeitskollegin war vor einiger Zeit auf einem Rockkonzert von einer Gruppe, die nur Coversongs einer berühmten Band spielt. Der Eintritt betrug wohl um die 20€. Ich habe sie darauf hingewiesen, dass es eine Menge Bands gibt, die ähnliche Musik spielen und das noch für weit unter dem von ihr gezahlten Preis. Ich wies sie auch darauf hin, dass sie für den von ihr bezahlten Preis sogar mehrere Gruppen an einem Abend ansehen und anhören könnte, sogar in der gleichen Stadt. Das war nur ein wohlgemeinter Hinweis, aber sie empfand das fast schon als Kränkung oder Beleidigung oder was auch immer. Und so ist es mit potentiellen Lesern auch. Falls ich mich immer noch nicht erklären konnte, dann… dann ist das halt so.
Verständnis habe ich natürlich, wenn man absolut überhaupt keine Zeit hat, sich mit einem Thema intensiv zu befassen oder geschweige denn ein ganzes Buch zu lesen. Im Moment habe ich auch sechs Bücher vor mir, die ich noch lesen will und ich komme zeitlich einfach nicht wirklich dazu. Ich denke mir einfach nur, selbst wenn ich jedes Buch nur langsam nacheinander oder nur querlesen kann, ich habe es wenigstens gekauft und die Autoren – und auch den Verlag – unterstützt. Dann ist da noch dieses Old School Ding von mir: Ich kaufe mir die Printausgaben und mag es einfach, wenn ich etwas in der Hand habe. Wahrscheinlich verstehen mich hierbei wenigstens die Schallplattenliebhaber etwas besser. Deswegen werde ich dieses E-Book-Phänomen auch nie wirklich nachvollziehen können. Auch wenn die Erlöse bei E-Books höher für Autoren sein mögen, es ist einfach nicht mein Ding und das muss es auch nicht sein. Da sind dann 600KB irgendwo abgespeichert und es ist so beliebig, ob bezahlt oder nicht, es ist einfach nur eine Datei. Ach, keine Ahnung...