euronews Youtube, Sujetbild Gefängnis Kairo 2014 https://www.youtube.com/watch?v=ci-dnfcmmcU
Mein Name ist Hannes Führinger, einige von Euch kennen mich vielleicht schon aus den Medien. Ich bin jener Mann, der jahrelang in Ägypten im Gefängnis saß – es war die Hölle. Doch der Reihe nach. Es war eigentlich ein normaler Security-Auftrag: Eins meiner Sicherheitsteams sollte ein Lastschiff vor Piraten schützen. Ich reiste nach Kairo, um die Crew einzuweisen und hatte für das Team vier speziell für den Einsatz umgebaute russische Gewehre dabei, alle bei der Lufthansa und bei der ägyptischen Botschaft gemäß den internationalen Transportbestimmungen angemeldet, registriert verpackt und blombiert. Trotzdem klagte mich ein Staatsanwalt der ägyptischen Geheimpolizei als „ungläubigen Ausländer“ an. Ich saß fünf Jahre im berüchtigten Gefängnis Al Qanater von Kairo.
Ich habe ein Buch darüber geschrieben, was es heißt, in Ägypten im Gefängnis zu sitzen, das Buch heißt Al Qanater – Fünf Jahre im Gefängnis von Kairo. Dass ich nicht im Irrenhaus sitze, ist ein Wunder. Die Zellen waren überfüllt und mit Fäkalien verdreckt, und voller Ungeziefer, Ratten und wilder Katzen. Wir Häftlinge schliefen auf Betonbänken, Eisenplatten oder auf dem Lehmboden. Manche Zellen hatte nicht einmal ein Dach. Hoffnungslosigkeit, Justizwillkür, Gewalt, Krankheit, Hunger und Tod waren allgegenwärtig.
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Als Essen bekamen wir einen Eimer brauner Brühe mit Steinen und Zigarettenstummel darin. Wer sich nicht selbst versorgen konnte, starb an Lebensmittelvergiftung oder verhungerte. Trinkwasser und ärztliche Versorgung stellte das Gefängnis nicht zur Verfügung. Einmal habe ich mich selbst operiert, mit einer Rasierklinge, dem Deckel einer Thunfischdose und Nadel und Faden. Ohne militärische Ausbildung hätte ich das vermutlich nicht überlebt.
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Die österreichischen Behörden wissen, wie sie ihre Bürgern in so einer Situation helfen können. Als Dubai den ebenfalls unschuldigen Arzt Eugen Adelsmayr wegen Mordes zu lebenslänglicher Haft verurteilte, reiste das halbe Außenministerium hin und holte ihn heraus. Und bei mir? Ich bin weder reich, noch prominent, noch Arzt. Als ich die Notfallnummer der österreichischen Botschaft in Kairo anriefen, fragte mich die Frau am Telefon, wie viel mein Ticket gekostet hat. Dann beschwichtigten die Behörden. Sie könnten nichts tun, laufendes Verfahren und so, es könne ja wegen meiner offensichtlichen Unschuld nichts passieren. Als ich sieben Jahre bekam, beschieden sie mir, ich solle das beste daraus machen. Als die Ägypter einen Gefangenenaustausch anbot, lehnte das Außenministerium ab: Den in Österreich einsitzenden Ägyptern seien die Haftbedingungen in Kairo nicht zumutbar. Unglaublich aber wahr.
Vielleicht haben mein Frau Lisa und ich ja einiges falsch gemacht im Umgang mit den Behörden, und als heuer der Diplomat Georg Stillfried die Leitung der österreichischen Botschaft in Kairo übernahm, wurde alles besser. Er schaffte es, dass mir wenigstens die letzten zwei Jahre erspart blieben. Dennoch ist das eins von den vielen Dingen, die ich in den vergangenen fünf Jahren gelernt habe: Es gibt in Österreich zwei Klassen von Bürgern. Die einen sind reich oder prominent, die anderen sind solche wie wir. Die einen kriegen, was sie wollen, die anderen müssen sehen, wie sie überleben, und das Beste daraus machen.