Heute hat der Mann Geburtstag, der Adolf Hitler erschossen hat
– und wir stehen wieder am Anfang.
Der Mann, der Adolf Hitler erschoss, war Adolf Hitler.
Ein perfider Zirkelschluss der Geschichte.
Der Dämon exekutierte sich selbst, als das Reich bröckelte, als die Lügen zu Staub wurden und der Führerbunker zum Mausoleum der eigenen Feigheit.
Am Ende war es Hitler selbst, der Hitler tötete.
Nicht aus Mut, sondern aus Feigheit.
Nicht aus Einsicht, sondern aus Angst vor Verantwortung.
Nicht das Volk. Nicht die Generäle. Nicht der Widerstand.
Und auch nicht wir.
Wir kamen zu spät – und die Geschichte war schneller.
Denn was war damals der Anfang?
Es war nicht der Krieg. Es war nicht Auschwitz. Es war nicht der Endsieg, der nie kam.
Es war die Normalisierung.
Ein bisschen Nationalstolz. Ein bisschen autoritäre Ordnung.
Ein bisschen Menschenverachtung im Vorwort.
Bis das ganze Buch daraus bestand.
Und heute?
Heute mehren sich die Stimmen, die fordern, man solle doch mit der AfD „reden“.
Sie „einbinden“. Sie „ernst nehmen“.
Als wäre das Problem ihr Tonfall – und nicht ihr Inhalt.
Als ginge es um Höflichkeit – nicht um Demokratie.
Man rückt den Stuhl an den Tisch für Leute, die ihn anzünden wollen.
Man will auf Augenhöhe verhandeln mit einer Bewegung, deren Programm den Boden unter genau diesen Augen schleifen würde.
Was folgt, ist immer dasselbe:
Zuerst verroht der Diskurs, dann die Politik, dann der Staat.
Und am Ende?
Wieder ein Führerbunker, vielleicht mit WLAN.
Die liberalen Demokratien dieser Welt sterben nicht an einem großen Knall.
Sie sterben an Müdigkeit. An Gleichgültigkeit.
Am unaufgeregten, vernünftig klingenden Satz: „So schlimm wird’s schon nicht werden.“
Doch es wird.
Es wird schlimm, wenn man Faschismus als Meinung behandelt.
Wenn man die Feinde der Demokratie zur demokratischen Option erklärt.
Wenn man glaubt, dass das System sich selbst verteidigt, während man es ausräumt.
Der Mann, der Hitler erschossen hat, war Hitler.
Weil kein anderer es tat.
Weil man ihn ließ.
Weil es zu spät war.
Heute, an seinem Geburtstag, könnten wir uns fragen:
Wer verhindert den nächsten Hitler? Bevor er sich selbst erschießen muss? Aus Feigheit, aus Angst vor der Verantwortung?
Wer erkennt ihn, bevor er marschiert? Wer hat den Mut ihn zu verhindern?
Wer steht auf, solange noch ein Tisch da ist – und nicht nur ein Tribunal?
Die Antwort ist einfach.
Entsetzlich einfach.
Wir.
Oder niemand.