Die jüngsten Enthüllungen über rechtsextreme Jugendgruppen stellen den neuen Innenminister Alexander Dobrindt vor drängende Herausforderungen. Undercover-Recherchen von **stern** und RTL zeigen, wie sich Jugendliche in Chatgruppen wie „Letzte Verteidigungswelle“ oder „Deutsche Jugend Voran“ radikalisieren und konkrete Gewalttaten planen. In den vergangenen Wochen wurden mehrere Anschlagspläne aufgedeckt, darunter ein geplanter Brandanschlag auf ein Flüchtlingsheim in Senftenberg (Brandenburg) durch einen 21-Jährigen und einen 15-Jährigen. Letzterer soll bereits im Oktober 2024 ein Kulturhaus in Altdöbern in Brand gesteckt haben, während die Polizei zunächst von einem technischen Defekt ausging.
**Die Rolle des Innenministers**
Dobrindt muss zunächst die strukturellen Defizite bei der Aufklärung rechtsextremer Straftaten angehen. Trotz eindeutiger Indizien – wie sichergestellten Nazi-Devotionalien, Schlagringen und Kugelbomben – ignorieren Ermittlungsbehörden oft den ideologischen Hintergrund. So wurden bei einer Verkehrskontrolle in Bayern 2022 Waffen und NS-Symbole entdeckt, ohne dass die Polizei den rechtsextremen Kontext priorisierte. Hier braucht es verbindliche Schulungen für Sicherheitskräfte, um rechtsextreme Codes und Netzwerke schneller zu erkennen.
**Jugendliche Täter: Radikalisierung im Eiltempo**
Besorgniserregend ist das junge Alter der Verdächtigen. Der 15-jährige Brandstifter aus Südbrandenburg und ein 18-jähriger Pyrotechnik-Angreifer auf eine thüringische Asylunterkunft zeigen, wie schnell Jugendliche in Online-Gruppen gewaltbereit werden. Dobrindt muss hier Präventionsprogramme ausbauen, die gezielt in Schulen und Sozialen Medien ansetzen. Gleichzeitig gilt es, Plattformen wie Telegram stärker zu überwachen, auf denen Anleitungen zu Anschlägen geteilt werden.
**Kooperation mit Journalist:innen**
Die Aufdeckung der Anschlagspläne durch Undercover-Journalist:innen unterstreicht, wie wichtig die Zusammenarbeit zwischen Medien und Behörden ist. Im Fall Senftenberg führten die Recherchen erst zur Einleitung eines Ermittlungsverfahrens. Der Innenminister sollte solche Synergien institutionalisieren, etwa durch Meldewege für investigativ aufgedeckte Bedrohungen.
Dobrindts Aufgabe liegt nun darin, die blinden Flecken im Sicherheitsapparat zu beseitigen, die Strafverfolgung zu verschärfen und gleichzeitig präventiv die Radikalisierungsmechanismen in Jugendgruppen zu durchbrechen. Ohne diese Maßnahmen droht die Gewaltspirale weiter zu eskalieren.
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