Die dauerhafte Verpflichtung, anwesend zu sein, macht dünnhäutig. Ich sitze hier und heule mir die Augen aus dem Kopf. Obwohl ich weiss, dass sich das Verständnis in Grenzen halten wird, kann ich mich nicht mehr beruhigen. Ich bin wütend. Und ich bin enttäuscht. Und am liebsten würde ich jetzt grad aufstehen und gehen und kein einziges Mal zurückschauen. Nur einfach weg.
Gestern war ein guter Tag, was weniger mit meiner Mutter zu tun hatte, sondern eher damit, dass wir innerhalb der Familie ein anstehendes Problem soweit lösen konnten, als dass es für jeden Beteiligten nun passt. Das hat mich glücklich gemacht.
Vor lauter Glückseligkeit hatte ich heute morgen einen Energieschub. Es kam mir vor, als hätte jemand einen Felsen, der den Weg versprerrt, gesprengt. Jetzt ist es nur noch an uns, die übersehbaren Brocken wegzuräumen oder zu umgehen. Also Rasen mähen. Das ist dringend notwendig. Wir haben das Rasenmähen in den letzten Wochen immer vor uns hergeschoben, immer gab es Wichtigers zu erledigen. Jetzt ist es zwar grad nicht so, dass wir anstatt der Wiese einen Dschungel hätten, aber das Gras ist stellenweise gute 20 Zentimeter hoch.
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Freudestrahlend teile ich Josef meinen Entschluss mit, den Rasen zu mähen. Wir haben rund ums Haus noch ein gutes Stück Wiese, das im Schatten liegt, so wäre es also von der Temperatur her erträglich. Mein technisches Verständnis reicht gerade dazu aus, den Rasenmäher zu erkennen - viel mehr ist da leider nicht drin. So bin ich auf Josefs Hilfe angewiesen, das Ding zum Laufen zu bringen. Beim Hinausgehen versorge ich noch schnell den Hund mit frischem Wasser. Josef rollt den Gartenschlauch auf, damit ich in meinem Eifer nicht gleich auch noch den Schlauch vernichte.
Ich gehe ums Hauseck, weil der Hund bellt. Josef steht auf der Terrasse und bugsiert den Rasenmäher zwischen den Stühlen durch, die gestern stehen geblieben sind. Ich kann nichts finden, was den Hund so aufregt, gehe also wieder zurück und Josef ist weg.
Das iritiert mich, denn eigentlich weiß Josef ganz genau, dass er meinen Energieschub nicht leichtfertig unterbrechen soll. Die inzwischen jahrelange Pflege meiner Mutter hat uns ausgelaugt und sobald verwertbare Resourcen da sind, sollte man die nutzen. Ich setze mich also leicht entnervt auf einen Stuhl und komme mir ausgebremst vor.
Da Josef nicht wieder kommt, sinkt meine Stimmung auf den Nullpunkt. Ich gehe ins Haus hinein und entdecke Josef, der mit meiner Mutter an der Hand zum Tisch geht. Er sieht mich erstaunt an. So als hätte er vergessen, dass ich den Rasen mähen wollte. Als er meinen Gesichtsausdruck sieht, fällt es ihm scheinbar wieder ein und er sagt mir, dass er gleich kommen würde. Meine Stimmung ist unterm Nullpunkt. Völlig vereist.
Josef versucht sich damit zu rechtfertigen, dass meine Mutter nach ihm gerufen habe. Vom Bett aus - und da habe er eben nachgesehen was sie will und gleich entschieden, dass sie frühstücken könne. Er habe wohl die Zeit übersehen. Es wäre ja nichts dabei, sagt er und hofft auf Zustimmung.
Die kann ich ihm nicht geben. Inwischen ist der letzte Schatten weg, mein Tatendrang auch. Plötzlich bin ich nur noch müde. Ich frage Josef, warum er nicht wenigstens gesagt hat, dass er jetzt grad keine Zeit hat und dass wir das Rasenmähen ein bisschen nach hinten verschieben. Josef sieht mich an und es zeigt sich keinerlei Verständnis für mein Ansinnen in seinem Gesicht.
Dann kann ich die Tränen nicht mehr zurückhalten. Ist es so verkehrt, dass ich zumindest die Wertschätzung erhalte, dass Josef mir Bescheid gibt? Ich komme mir vor, als bestünde meine Existenz lediglich nur mehr darin, auf Knopfdruck zu funktionieren, auszugleichen, und die Dinge für alle anderen in Ordnung zu bringen.
Josef sagt, dass morgen auch noch ein Tag ist.....
und ich denke mir... ja morgen und übermorgen und der überübermorgen auch noch.... hilft nur grad nichts.