Powern Sie sich aus - für mehr Power im Alltag

Mindestens 85% der Patienten, die zu Urban Health Conceptkommen, leiden an - wie ich sie gerne nennen - "Zivilisationsbeschwerden". Darunter verstehe ich Zustände und Folgebeschwerden, die sich aus unserem modernen und zu bequemen Lebenswandel ergeben. Ich starte deshalb aber keinen Aufruf zu einer "Zurück in die Höhlen" - Bewegung! Ich finde, wir sollten ruhig alle Vorteile der modernen Gesellschaft nutzen! Dennoch gibt es ein paar Mechanismen in uns, die sich bei weitem nicht so an unseren modernen Lebenswandel angepasst haben, wie wir das gerne hätten. In den vergangenen Wochen habe ich Ihnen schon über zwei einfache Maßnahmen berichtet: Schlafen und Fasten! Dazu gehört noch ein dritter Punkt: Mehr Bewegung! Doch bevor Sie sich nun gelangweilt Ihre Nordik Walking Stöcke suchen oder sich zu etwas Fernsehgymnastik am Wohnzimmerboden hinreissen lassen, warten Sie noch etwas, es kommt noch mehr...

Die meisten meiner Patienten haben eigentlich das Gefühl, dass ihr Leben zu anstrengend ist. Sie tun zu viel und haben zu wenig Ruhe. Das stimmt nur bedingt. Wir arbeiten zu viel, sitzen zu lange, essen zu viel, fahren zu viel Auto, schlafen zu wenig....aber heißt das per se, wir tun zuviel? Ist der Abend am Sofa vor der 98. Talentshow die Antwort auf den Ausgleich, den wir suchen? Neben der Müdigkeit, die sich bei vielen durch den ganzen Tag zieht, ist das zweite Problem die Gereiztheit. Sehr viele verbringen den ganzen Tag auf Anschlag und explodieren dann regelmäßig bei kleinsten Zwischenfällen im Alltag. Vom Autofahren, wo sich etliche Verkehrsteilnehmer bei den banalsten Situationen am liebsten in Handgreiflichkeiten verwickeln wollen, bis hin zum Internet, wo täglich völlig überreizte Menschen „Shitstorms“ starten, sobald sie sich von irgendwelchen Ansichten und Aussagen angegriffen fühlen.

Doch woher kommt diese ständige Gratwanderung zwischen Müdigkeit und Erschöpfung auf der einen Seite, chronischer Unzufriedenheit und Gereiztheit auf der anderen Seite? Liegt es wirklich nur an unseren offensichtlichen Lebensumständen oder steckt hier noch etwas mehr dahinter? Einen großen Anteil daran hat unser Hormonsystem. Unser ganzer Stress-Apparat hat seit den guten alten "fight-flight-fright"-Tagen kein wesentliches Update erhalten. Sie kennen es: Ihr Chef schreit Sie mal wieder an oder wirft Ihnen eine Deadline um die Ohren und Sie haben sofort so ein komisches Gefühl in Ihren Eingeweiden. Es passiert im Wesentlichen nichts Anderes als bei unseren Vorfahren in Zeiten der Jagd. Stress hieß damals Bereitschaft für höchste körperliche Anstrengung. Sie wollten entweder etwas hinterherlaufen, oder - noch viel schlimmer- vor etwas weglaufen. Deshalb schüttet Ihr Körper beim Erkennen von Stress Adrenalin und Cortisol aus, die beide Ihren Körper genau dafür bereit machen. Die Energie wird in die Peripherie geschickt, und der Zucker der Muskulatur zur Verfügung gestellt, um möglichst große Leistung zu garantieren. Doch nun laufen Sie nicht weg und schon gar nicht hinterher. Sie sitzen noch immer an Ihrem Arbeitsplatz und müssen mit der Situation möglichst gesellschaftstauglich umgehen. Anfangs scheint es zu funktionieren: Stress sorgt dafür, dass unsere Konzentration und der Fokus besser werden, weil wir tatsächlich vermehrt im Tunnelblick agieren. Und auch weniger Schlaf scheint uns zu Beginn nichts auszumachen. Doch alles hat irgendwann mal ein Ende.

Immer häufiger haben wir in unserem Alltag diese Spitzen, immer schneller verpufft ihre Wirkung. Zucker und Kaffee helfen dann am Ende des Energietiefs. Nach und nach werden wir immer überspannter und gleichzeitig müder. Bei manchen geht es dann soweit, dass sie todmüde nach Hause kommen und sobald sie sich endlich hinlegen, hellwach sind. Ihr Hormonsystem ist überlastet, Ihr Blutzuckerspiegel in einem ständigen Auf und Ab, Ihre Psyche in einem Zustand ständiger Anspannung, und Ihr Nacken scheint aus Stein zu sein. Und dabei wartet Ihr Körper die ganze Zeit nur darauf, wann endlich diese Anspannung in Bewegung umgesetzt wird! Aus unserer Vorzeit sind wir dafür geschaffen, täglich ein enormes Pensum an Bewegung zu absolvieren. Davon wäre der größte Anteil sehr moderat: Langes Gehen und Dinge tragen. Etwas, das auch heute Ihre Lebensqualität enorm steigern kann. Legen Sie täglich größere Strecken zu Fuß oder mit dem Rad zurück und gehen Sie Treppen, statt den Aufzug zu nehmen. Doch um Ihr Stresslevel und Ihre hormonelle Systemüberlastung zu regulieren, braucht es dann noch etwas mehr. Ab und zu müssen Sie sich auch richtig auspowern!

Bevor Golf Japan im Sturm erobert hat, gingen etliche erfolgreiche Manager nach ihrem langen Arbeitstag zusammen in die Kendo-Halle, um sich dort laut schreiend, mit einer Rüstung geschützt, Bambusschwerter um den Kopf zu hauen. Perfekte Burnout-Prävention! Heute sind dafür High Intensity Training und CrossFit in den USA schon richtige Volksbewegungen geworden, an denen fast niemand vorbei kommt. Bei uns steht das alles noch etwas am Anfang, aber auch hier finden sich immer mehr Menschen, die sich mehrmals die Woche in ihrer "Box" einfinden (so nennt man ein Crossfit Gym), um sich dann eine Stunde lang völlig zu erschöpfen bis sie am Boden liegen und die Decke anstarren. Und warum? Ganz ehrlich, weil es glücklich und ausgeglichen macht. Sie geben Ihrem Körper endlich ein Ventil für seinen vom Stress aufgeputschten Zustand und fluten ihn am Ende zur Belohnung mit Endorphine. Abgesehen von den offensichtlichen Vorteile intensiven Trainings auf Ihren Körper und Ihren Hormonhaushalt, wird Ihr psychischer Benefit enorm sein. Ihre Aggressionsbereitschaft und Gereiztheit werden drastisch sinken, und Sie werden merken, welche positiven Auswirkungen dieses ruhigere Gemüt auf Ihre Beziehung und Ihren Alltag haben wird. Psychische Anspannung führt zu einem körperlichen Gefühl von Schwere und einem unruhigen Geist. Körperliche Erschöpfung führt zu einem angenehm müden Körper und einem ruhigen Geist. Sie werden tatsächlich merken, wie Sie sich in der Wahrnehmung Ihres Alltages ändern. Denn auch wenn Sie viele Umstände in Ihrem Leben nicht sofort verbessern können, so können Sie relativ leicht die Gewichtung dieser ändern.

Dabei steht und fällt so ein Training natürlich mit der Kompetenz des Trainers. Vorwürfe von Gefährlichkeit und potenziellen Verletzungen sind meist getrieben von der Suche nach Ausreden, warum man so etwas nicht machen sollte. Erfahrungsberichte von Verletzungen zeigen bei näherer Betrachtung immer entweder autodidaktische Selbstversuche oder die Anleitung eines schlechten Trainers. Es sei auch dazu gesagt, Sie müssen nicht fit sein, um so ein Training zu beginnen. Das ist ein weit verbreiteter Irrglaube! Dieses Training wird Sie fitter machen - egal auf welchem Level Sie derzeit sind.

Ein großer Vorteil ist auch der Community Aspekt von Crossfit. Sie würden kaum eines dieser Trainings alleine für sich beenden, doch in der Gruppe bekommt das eine ganz andere Dynamik. Zusätzlich motiviert die Gruppe sich auch gegenseitig andere Dinge in Angriff zu nehmen, wie zum Beispiel besser zu essen. Und Sie sind zu so viel mehr fähig als Sie es je für möglich gehalten hätten! Darum wird jedes intensive Workout Ihren Selbstwert steigern und Ihre Selbsteinschätzung, was Sie alles bewältigen können verbessern. Außerdem dürfen Sich sich in einer Crossfit Box so richtig ausleben. Nachdem moderne Fitnesscenter immer mehr zu Wohnzimmern mit Saftbars und einigen Hochglanzgeräten mutieren, wo stille Menschen mit Handtüchern und Schutzhandschuhen in sich gekehrt wenig athletisch anmutende Dinge tun, ist es wirklich befreiend, wenn Sie im Crossfit einfach mal laut schreien dürfen, sobald Sie mit Ihrer letzten Wiederholung kämpfen, um dann das Gewicht auf den Boden fallen lassen zu können!

Riskieren Sie es, sich auszupowern. Ab und zu auf dem Rücken zu liegen, stolz und froh zugleich, dass man sein Training beendet hat und in diesem Moment völlig frei sein im Geist, das wird ein Zustand werden, den Sie für Ihr besseres Lebensgefühl nicht mehr missen möchten. Also powern Sie sich mal so richtig aus, für mehr Power im Alltag!

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Ich mag doch keine Fische vergeben
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Silvia Jelincic

Silvia Jelincic bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:05

fischundfleisch

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Herbert Erregger

Herbert Erregger bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:05

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