shutterstock/Vasek Rak
Für mich sind unsere Haustiere mehr als nur Tiere, die halt einfach nur hier wohnen. Wir haben zwei ehemalige Streunerkatzen, eine Hündin aus einer Tötungsstation und eine weitere, der wohl ein ähnliches Schicksal geblüht hätte, wäre ihre Mutter nicht gerettet worden.
Tiere haben sich für mich irgendwann zu einem Lebensstil entwickelt, der zu meiner Einstellung passt. Doch für viele andere Menschen sind Hunde noch einiges mehr. Ich will drei Geschichten erzählen.
Schenk uns bitte ein Like auf Facebook! #meinungsfreiheit #pressefreiheit
Danke!
Als ich jünger war, haben wir oft in diesem einen Kaffee Schule geschwänzt. Draußen saß, fast bei jedem Wetter, eine alte Frau mit ihrem dicken Hund. Sie war einem mehr oder weniger suspekt, grantelte nur rum und war eigentlich zu niemandem freundlich. Vermutlich werden viele von euch jetzt an ähnliche Zeitgenossen oder Zeitgenossinnen denken. Für Jugendliche ist so ein Anblick freilich ein skurriles Schauspiel und wir haben nicht nett über sie geredet. Heute, mit etwas Abstand, versteht man aber, dass der dicke Hund wohl die einzige Bezugsperson war, die diese Frau nach einem langen Leben noch hatte. Vermutlich, weil alle anderen gestorben waren oder sie sie vergrault hatte. Geschenkt. Ich mag die meisten Menschen auch nicht. Jedenfalls war das Dickerchen für die alte Frau wohl noch das letzte Lebewesen (außer vielleicht einer Katze, die sie daheim hatte), das sich noch für sie interessierte.
Ein zweiter Typ war der, der in einer meiner Fußballschaubars stets mit einer Golden Retriever-Dame trank. Und er machte eigentlich sonst nichts anderes, außer er ging raus zum Kiffen. Er war super gescheit, was aus vielen Diskussionen heraus zu hören war. Trotzdem war er meines Wissens nach arbeitslos; er hatte sich seine eigene Welt zusammen gezimmert, in der die Tage vom Rausch des Vorabends, der quasi zur Champions League-Halbzteit gegen 21:30 eintrat, bis zum nächsten ging, der...nunja, ich weiß eigentlich gar nicht, wie früh er zu saufen angefangen hatte. Der Typ hatte den Bezug zu der Welt, in der die meisten von uns leben, komplett verloren. Ob das jetzt gut oder schlecht ist, darf jede und jeder selbst für sich beantworten. Jedenfalls war seine Hündin, um die er sich auch in der ärgsten Fett'n liebevollst kümmerte anscheinend zumindest in der Zeit der letzte Konnex zu einem geregelten Tagesablauf, abgesehen vom Trinken. Hunde müssen nun einmal ausgeführt werden, zum Tierarzt gebracht, gefüttert werden.
Und dann wäre da noch der eine Bekannte, der vermutlich sogar ein Freund wäre, hätten wir mehr Zeit. Er hat Hunde, die man auch gut und gerne als „Kampfhunde“ bezeichnen könnte. Aber er hat sie nicht aus dem Grund, an dem man so allgemein denken mag: Statussymbol, Angeberzeugs. Nein, er hat sie tatsächlich unter anderem aus Selbstschutz. Er wohnt in einer ländlichen Umgebung und ist schwul. Oft wurde er dafür und nur dafür angepöbelt, beschimpft oder sogar tätlich angegriffen. Nur, weil er offenkundig halt nicht heterosexuell ist. Das reicht auch in unserem ach so aufgeklärten Österreich, um bei einigen Menschen die Sicherungen durchbrennen zu lassen. Seine Hunde sind also nicht nur Haustiere, die er abgöttisch liebt; sondern auch in gewissem Maße Wachhunde im allerbesten Wortsinne. Er hat zwar keinen Staff, aber ich würde persönlich schon einmal erstens niemanden anpöbeln, nur weil er schwul ist, und zweitens – da kommen die kleingeistigen Vollidioten ins Spiel – schon gar nicht, wenn er einen Hund an der Leine hat und drittens erst recht nicht, wenn es ein süßer, aber gleichzeitig imposanter Hund ist.
Für viele Menschen ist ein Haustier ein Familienmitglied. Für diese drei Menschen ergibt sich aber im weitesten Sinne noch ein „Nutztierfaktor“, den gerade Hunde eine lang Zeit inne hatten. Und es ist legitim, wenn auch wir alle anderen, die ihr Kuscheltierchen zuhause haben, auch in ihnen einen Partner oder eine Partnerin sehen, die uns aufbaut, aus dem Haus treibt – zu einem besseren Menschen macht. Ich bin mir sicher, die drei genannten Hunde nehmen ihre Zusatzrolle sehr gerne wahr.