Ich glaube, ich wollte immer Haustiere. Vielleicht wohnen bei uns deshalb derzeit vier Vierbeiner. Alle sind besonders, eine aber aus einem besonderen Grund. Unsere Katze Penelope hat nur ein Auge. Leider ist es immer schwierig, Tiere, die nicht dem Disney-Klischee entsprechen zu vermitteln. Ich bitte euch: Tut es trotzdem!

(c) Georg Sander

Auf einer Facebookseite hat sie uns mit dem großen Auge angeguckt. Peny hätte schon ausreisen sollen, mit der Formulierung „hatte schon die Koffer gepackt“ war es um uns geschehen. Eigentlich hätte das Kätzchen schon eine neue Heimat gehabt, die musste aber absagen. Wir haben uns quasi umgehend darum bemüht, Penelope von Südbulgarien nach Niederösterreich zu holen.

Erfreut waren wir über den Weg. Eine schriftliche Selbstauskunft mit dem Nachweis, dass wir genug Platz und die finanziellen Mittel zur Versorgung haben. Ein Besuch von engagierten Tierschützer*innen, die zu uns kamen, um die Angaben zu überprüfen. Etwa einen Monat, nachdem wir uns entschieden hatten, Peny aufzunehmen, kam sie dann zu uns.

Die ersten Wochen verbrachte sie unter dem Sofa. Nachdem die Operationen zur Kastration und die Abnahme des kranken Auges in Bulgarien sehr knapp hintereinander stattfanden, war ihr Vertrauen in Menschen sehr belastet. Es dauerte Wochen, bis sie sich das erste Mal streicheln ließ. Und noch heute, eineinhalb Jahre nach dem Einzug, ist Penelope alles andere als eine schnurrende Kuschelkatze. Dafür unterhält sie uns mit einer durch die Einäugigkeit bedingten lustigen Bewegungsart.

Behinderte Tiere allerdings haben es nicht leicht. Zugegebenermaßen eignen sich die herzzerreißendsten Geschichten durchaus, um auf die Belange einer NGO aufmerksam zu machen. Allerdings gelten behinderte Tiere, sei es blind, taub, dreibeinig, gelähmt, im Gegensatz zu der Anteilnahme an den bekannten Facebookstories als besonders schwer vermittelbar.

Ich erachte uns jetzt nicht als die Überdrübertierschützer*innen, weil wir ein einäugiges Kätzchen aufgenommen haben. Da tun sich andere Menschen schon noch mehr an, wenn sie etwa gelähmte Hunde aufnehmen, die einen Rollstuhl brauchen. Oder die ganz großen Held*innen, die taube Hunde aufnehmen. Das ist eine Herausforderung.

Dabei beginnt die Skurrilität ja gar nicht bei behinderten Tieren. Den viele Menschen wollen halt nach wie vor den „perfekten“ Hund, die „perfekte“ Katze. Da wird dann nur allzu oft ein Rassetier geholt. Dabei ist die Züchtung nach Rassen mittlerweile problembehaftet. Modehunde sind oftmals schon sehr überzüchtet, man möchte gar nicht an illegalen Welpenhandel denken! Diese Denke passt zur heutigen Zeit.

Dabei ist die Persönlichkeit der Tiere zwar bei Rassetieren mit höherer Wahrscheinlichkeit vorhersehbar, aber nicht unbedingt. Mischlingstiere, egal ob Hund' oder Katz' sind zumeist durch einen größeren Genpool auch gesünder. Aber dass der Rassehund dann so ist, wie es der Züchter verspricht, ist einfach nicht vorhersehbar.

Natürlich würden wir uns wünschen, dass unsere Peny auf uns drauf liegt und schnurrt. Aber so ist sie nicht. Sie streicht maximal einmal um die Füße. Auch die anderen drei haben so die eine oder andere Seite an sich, die hin und wieder etwas aus dem Rahmen fällt. Aber hat das nicht jedes Lebewesen?

Wenn also wer von euch bald einmal ein Tierchen neu aufnehmen will, könnt ihr euch ja überlegen, ob es nicht eines sein soll, dass ein bisschen oder sehr anders ist, als andere.

Georg Sander

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Eveline I.

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Monikako

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