Video: Ein politischer Nachruf auf Christian Kern

Lieber Christian Kern,

nun sind also Ihre politischen Tage gezählt und die Zeit gekommen, Ihnen eine Nachruf zu widmen, bevor Ihnen der Gewerkschaftschor das ewige Requiem im Kongresshaus Knittelfeld singt. Wie fulminant Sie doch im Mai 2016 gestartet sind, als Phoenix aus der Schuldenasche der verstaatlichten ÖBB. Zuerst meuchelten Sie hinterrücks den eigenen Parteifreund Werner Faymann, um dann – sein Blut vorsorglich von den Händen gewaschen – das „Schauspiel der Machtversessen- und Zukunftsvergessenheit“ zu geißeln. Schöne Sätze dachte ich mir damals, doch werde ich den Verdacht nicht los, dass diese hohlen Worte schon aus der Feder Ihres hauseigenen Machiavellisten, dieses Rasputins für Milliardäre, Tal Silberstein stammten. Aber der Erfolg gab Ihnen recht, vorerst. Denn die Gardinenpredigt wurde von demselben medialen Jubel und der Schleimspur der Chefredakteure begleitet, wie einst der Blindgänger Martin Schulz aufs Schild gehoben wurde. Von nun an gings bergab. Streit und Stillstand, also Machtversessen- und Zukunftsvergessenheit prägten Ihren Alltag. In Ihrer größten Not entwickelten Sie den Plan A, beschäftigten Ihre Prätorianer mit sinnlosen Konzepten. Aber es half nichts: Zusammengekettet mit Django Mitterlehner steuerten Sie die große Koalition endgültig an die Wand. Da kam dann rasch der Kosename Prinzessin Glaskinn, diesen sollten Sie niemals wieder los werden. Unvergessen Ihr Böllerwerk vor dem Kanzleramt, legendär Ihre Pizzalieferung zu den Genossen in die Gemeindewohnung, ein Fressen für die Mitbewerber Ihre vortreffliche Personalauswahl. Tal Silberstein, Ihr Mühlstein für den Untergang, das Kanzleramt ging verloren. Geopfert für die Beratungsresistenz am Altar der persönlichen Eitelkeit. Und in der Opposition? Da kam die Glaubwürdigkeit auch nicht zurück. Kein Wunder, wenn man sich als Arbeiterführer die alte Bundeskanzlergage als einfacher Abgeordneter von der Partei aufzahlen lässt, den 12 Stunden Tag durch Sonne, Mond und Sterne schießt, obwohl man ihn selbst in der ÖBB angeordnet, politisch sogar gefordert hat. Nun rächt sich also die böse Tat an Faymann, die Meuchler stehen vor der Tür der Löwelstraße. Einst sagte ich Ihnen „tote Esel werfen niemanden mehr ab.“ Ich dürfte mich wohl getäuscht haben.

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