Die deutsche Luftfahrt begeht Selbstmord auf Raten

Irgendwann wird kein Flugzeug einer deutschen Airline mehr auf deutschen Flughäfen landen. Klingt überspitzt, aber die Lufthansa und Air Berlin arbeiten hart daran. Die anderen freut es.

Die Lufthansabelegschaft kann mit Streiks halb Deutschland lahm legen. Seit Wochen und Monaten verzettelt sich die eigentlich kluge Geschäftsführung in Grabenkämpfen mit der eigenen Belegschaft. Man hat es schlichtweg verpasst, die Arbeitsbedingungen an die Anforderungen einer modernen Airline anzupassen. Jetzt zahlt man den Preis dafür. Wobei ein Gutteil der Schuld auch bei der Gewerkschaft liegt. Privilegien, wie sie Angestellte bei der Lufthansa genießen, gibt es fast in keinem Berufszweig mehr, schon gar nicht bei den meisten anderen Airlines. Das liegt wohl auch daran, dass – Industrie 4.0 und Digitalisierung hin oder her – so gut wie alle Bereiche der Luftfahrt einen recht hohen Anteil an menschlicher Arbeitskraft auf noch dazu hohem Niveau erfordern. Wenn nun aber schon der Stammflughafen in Frankfurt von Ryanair mit den ersten Routen quasi gekapert ist, dann sollten die Alarmglocken schrillen.

Probleme gibt es auch bei Air Berlin. die einzig klare Strategie lautet Verluste zu machen; ansonsten ist nicht viel zu sehen, selbst der Kunde versteht die Air Berlin nicht mehr. Die guten Dinge, die z.B. Niki Lauda mit Flyniki eingeführt hat, werden von Air Berlin zunehmend abgeschafft, dafür gibt es auf europäischen Routen eine Business Class (!). Es gibt bei Air Berlin deutlich weniger Privilegien als bei der Lufthansa, und einen Streik kann sich Air Berlin schlicht on einfach nicht leisten: Dann wäre die Airline sofort insolvent. Das verstehen sogar die Gewerkschaften. Aber was ist Air Berlin? Für eine Billigfluglinie sind die Tickets zu teuer, für eine hochpreisige Airline ist der Service zu billig. Ein Dilemma. Natürlich schielt man bei der Lufthansa auf die billigeren Personalkosten der deutschen Konkurrenz und hat mit Eurowings eine eigene Diskonttochter. Aber was hilft das, wenn die Stammbelegschaft andauernd streikt?

Michael O'Leary, CEO von Ryanair, lacht sich ins Fäustchen und mit ihm noch einige andere Mitbewerber. Da reicht dann irgendwann ein Plakat mit dem Text „We fly“ und alle wissen, was das heißt. Denn, wieder überspitzt, der Ire findet sicherlich über eine irische Leiharbeitsfirma einen Piloten, der sich um weniger Geld als die deutsche Konkurrenz nach der Landung auch noch das Flugzeug selber putzt.

Es wird langsam, aber sicher Zeit, dass Air Berlin und Lufthansa aufwachen; vielleicht benötigt es dafür sogar einen klaren Tritt der deutschen Regierung um allen Stakekholdern in der deutschen Luftfahrt den Kopf wieder gerade zu rücken. Denn warum sollte der Konsument ein Lufthansaticket buchen, wenn nicht klar ist ob die Airline überhaupt fliegt? Warum sollte er mit Air Berlin fliegen wenn deren Service weder günstig noch exklusiv ist, dafür die Preise deutlich höher als bei Easyjet oder Ryanair. Passiert nicht bald ein massiver Wandel, ist es nur eine Frage der Zeit bis die Flieger von Easyjet und Ryanair alle deutschen Flughäfen dominieren und ehemalige Lufthansa Piloten und Air Berlin Manager sich bei Ryanair und Co. bzw. deren Leiharbeitsfirmen bewerben müssen. Die Frage bleibt nur, ob sie genommen werden. Denn wer hat Lust auf streikende Piloten oder strategielose Manager?

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