Was vor der Wahl gesagt wird, gilt nach der Wahl meistens nicht mehr. Was die WählerInnen meistens und im Normalfall aufregt, erleichtert bei Donald Trump möglicherweise.

Er hat gewütet, gepoltert, beleidigt und gepöbelt. Nun, nach der überraschend gewonnen Wahl, ist einiges anders beim President-Elect Donald Trump. Obamacare muss weg? Nun, wohl doch nicht ganz. Aus elf Millionen auszuweisenden wurden „nur“ drei, vielleicht bald nur mehr 300.000 straffällig gewordene. Gehalt will der Milliardär für seine Tätigkeit als Präsident der USA auch nicht haben. Aber sehen wir uns dennoch an, wem seine Ideen nutzen würden. Die Börsen, die meistens ein guter Gradmesser für die internationale Gefühlslage sind, haben sich zunächst einmal schnell erholt.

Und wir dürfen bei aller Sympathie für den baldigen Ex-Präsidenten Barack Obama nicht vergessen, dass er in Wahrheit ein Wolf im Schafspelz war. Libyen, Syrien, Ägypten, Konfrontation mit Russland, NSA-Skandal. Sieht so ein Friedensbringer aus?

Trump mag im Wahlkampf aggressiv gewesen sein. Aber eine Wirtschaftspolitik mit Steuersenkungen (freilich schuldenfinanziert) kann die Wirtschaft massiv pushen. Er wird teilweise auf Protektionismus setzen und den darbenden mittleren Westen der USA wieder beleben wollen. Ob das letztere gelingt sei dahingestellt, allerdings ist zu erwarten, dass die amerikanische Wirtschaft durch die Kombination von Steuersenkungen, Deregulierung und Government Spending ordentlich belebt wird. Selbst Warren Buffett, ein erklärter Trump Gegner, sieht die wirtschaftliche Zukunft der USA unter Trump positiv.

Zudem ist Trump kein Politiker. Er ist Geschäftsmann. Da wird wohl viel mehr für und wider abgewogen werden, pragmatisch gedacht und gehandelt werden. Auf Befindlichkeiten der Öffentlichkeit kann er sicherlich mehr pfeifen als Obama, der allerorts fast als Heiliger angesehen wurde und als Friedennobelpreisträger sicherlich einen stärker geeichten moralischen Kompass beweisen muss. Für Trump heißt das: Was bringt eine Konfrontation mit Russland? Was bringt Frieden? Und der President-Elect wird sich da wenig um moralische Dinge scheren. Es ist zu erwarten dass er „Realpolitik“ betreibt anstelle von Hoffnung auf Demokratie nach westlichem Vorbild, die dann in Bürgerkrieg und Failed States endet. Und eines ist Gewiss: Die pseudomoralische „Political Correctness“ wird, zumindest in den USA, der Vergangenheit angehören.

Das Ganze hat als Sideeffect sicherlich auch Vorteile für Österreich. Schließlich wehrte man sich gegen Sanktionen gegen Russland und hat starke wirtschaftliche Verbindungen (das gilt auch für Finnland). Wird der Ukraine Konflikt entschärft und Russland (und in Folge auch die Ukraine) wieder salonfähig, dann wird Österreich davon überproportional profitieren.

Bellende Hunde beißen nicht. Zumindest vermutlich nicht. Donald Trump könnte sich als Schaf im Wolfspelz für die Welt erweisen. Denn friedlicher ist die Welt unter Obama auch nicht geworden.

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