Das sagte der renommierte US-Ökonom Barry Eichengreen jüngst in einem Interview mit derWelt. Eichengreen weiter: „Ich würde momentan nicht einen Penny in den Euro investieren.“ Und: „Sie glauben doch nicht ernsthaft, dass die Folgen eines Grexit auf Griechenland beschränkt blieben. […] Investoren würden über den nächsten Austrittskandidaten spekulieren. Das würde das gesamte Projekt Euro unterminieren und extreme Unsicherheit stiften.“
In meinen Augen ist das eine sehr polemische Darstellung. Auch der Dollar, das britische Pfund, der Franken oder der Rubel sind langfristig in Bewegung. Das Pfund etwa fällt langfristig gegenüber fast allen Währungen der USD ebenso, der Franken steigt langfristig. Eine derartige negative Analyse über den Euro ist sehr verfrüht. Europa hat ja grundsätzlich einen Leistungsbilanzüberschuss, exportiert mehr als es importiert. Der Punkt ist, dass der Überschuss durch den schwachen Euro sogar noch größer werden wird. Amerika wiederum hat trotz starken Wirtschaftswachstums einen riesigen Schuldenberg und ein enormes Leistungsbilanzdefizit. Kurz: Die USA sind nicht problembefreit.
Eine Grundregel der Wirtschaft besagt dass Kurse selten nur in eine Richtung gehen, es gibt fast immer Gegenbewegungen. Obwohl Russland massive Probleme durch den niedrigen Ölpreis und die Sanktionen hat, gab es eine deutliche Gegenbewegung nach dem drastischen Kursverfall vor einigen Wochen. Auch der Schweizer Franken ist (vielleicht auch durch Intervention der SNB) wieder deutlich gegenüber dem Euro gefallen. Derzeit wäre es daher logischer in den Euro Raum zu investieren, nachdem der Euro schon 25% gegenüber dem USD verloren hat; auch wenn Europa große Probleme hat, so schlecht wie Herr Eichengreen meint geht es Europa nun doch nicht.
Wenn Deutschland auf einmal eine radikale Linksregierung bekommen würde, es in der Ukraine zu einem offenen Krieg mit Russland kommt, England aus der EU austritt, Hollande die Kommunisten in die Regierung nimmt – dann kann der Euro auch auf die Hälfte vom Dollar fallen. Aber wenn man davon ausgeht, dass diese Horrorszenarien nicht alle eintreten, dann ist Eichengreens Aussage einfach nur widersinnig und falsch. George Soros investiert übrigens gerade in Europa, vielleicht sollte Herr Eichengreen mal Herrn Soros besuchen; und sich am Weg zu Herrn Soros die kaputte Infrastruktur und die Armenviertel Amerikas einmal im Detail ansehen.
Werde auch Du Teil unserer Community und nimm Kontakt zu Journalisten und anderen Usern auf. Registrier dich kostenlosund begeistere unsere Community mit deinen Kommentaren oder eigenen Texten/Blogbeiträgen.