Es fällt mir schwer, die feindliche Stimmung gegen Deutschland und insbesondere gegen Merkel wortlos hinzunehmen. Die Deutschen geben für die Rettung der Griechen verdammt viel Geld aus, und jetzt sollen sie auch noch die Bösen sein? Und Merkel ist die neue Zerstörerin Europas? Die Frage ist, ob Merkel den Griechen überhaupt mehr Geld geben soll. Ein Teil der deutschen Bevölkerung, mehrere osteuropäische Staaten und die Briten freuen sich auch nicht darüber, aber wie ich da denke, das wisst ihr ja schon.
Ich muss mich sehr wundern, wie hart die Kritik aus Österreich ausfällt. Dabei sei eines klar gesagt: Wir, die Österreicher, hängen am Trog der Deutschen. Ob wir wollen oder nicht. Deutschland ist unser wichtigster Handelspartner, der wichtigste Abnehmer unserer Exportprodukte und ohne deutsche Touristen würden wir schlecht dastehen. Merkel hat die Kontakte zu Österreich immer gepflegt und die Wirtschaftsbeziehungen gefördert. All das ist auf einmal – aufgrund der Griechenland-Krise – wenig wert, ich kann mich nur wundern.
Erfolgreiche Menschen werden ganz offensichtlich respektiert, aber selten geliebt und oft zu Unrecht attacktiert. Bei Ländern ist es genauso. Deutschland fordert eine (gewisse) finanzielle Disziplin ein, und ist deshalb der Bösewicht. Frankreich und Italien wollen den Euro weichspülen, und sind die „Good Guys“.
Es gibt auch handfeste Gründe wieso Deutschland so erfolgreich ist: Eine gewisse Rationalität der Politik, die in anderen Ländern komplett fehlt, finanzielle Disziplin, ein solides Ausbildungssystem, auch im Lehrlings und Handwerksbereich, und eine weltweit respektierte unternehmerische Basis durch den Mittelstand. In den Bereichen Maschinen- und Werkzeugbau und in der Präzisionstechnik kann mit Ausnahme von Japan und der Schweiz keine Nation mithalten, und dass Deutschland weltweit die besten (wenn auch nicht immer schönsten) Autos baut, ist ohnehin klar. Die USA und auch China haben Deutschland zwar im Bereich der New Economy weit überholt, aber weder China noch die USA schaffen es, ordentliche Autos oder Maschinen zu bauen.
Hinzu kommt, dass die Einstellung der Deutschen zur Arbeit (zumindest in Teilen des Landes) noch immer besser ist als bei uns und auch, dass Unternehmertum effizienter unterstützt wird – zum Beispiel, indem es eine auch gesellschaftlich akzeptierte und respektierte Wirtschaftslobby gibt. Bei uns haben es Unternehmer in vielen Bereichen noch immer sehr schwer.
Es ist leicht, Menschen oder Länder, die erfolgreich sind, zu beschimpfen und zu attackieren. Es ist viel schwerer, selbst erfolgreich zu sein. Vielleicht sollten sich mehr Menschen und Politiker die Frage stellen, wieso jemand erfolgreich ist, anstelle Erfolg zu verteufeln und in den Dreck zu ziehen.
Gerald Hörhan ist Unternehmer und Initiator derInvestmentpunk-Academy– http://investmentpunk.academy
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