Dummheit lässt sich zumeist beheben, und zwar durch Lernen und Fleiß. So zu tun, als ob mangelnde Bildung ein erstrebenswertes Lebensziel wäre, heißt schon, seine Sicht auf die Welt, komplett auf den Kopf zu stellen. Das geschieht im Moment, weil der Wunsch nach einem möglichen BP Hofer mit zunehmendem Bildungsgrad halt tatsächlich rasch abnimmt und es Wähler gibt, die deshalb beleidigt sind. Wenn´s jemanden tröstet, es haben auch 15 % der Akademiker Hofer gewählt.
Positiv könnte man dazu anmerken, dass in diesem Land wieder über Politik diskutiert wird. Die Debatte zeigt aber leider auch, wie sehr die verunsicherten Menschen der populistischen Meinungsmache erlegen und infolge dessen, vernünftigen Argumenten kaum mehr zugänglich sind.
Auf die Frage, warum das so ist, wird es viele Antworten geben und weil die allerwenigsten Menschen bereit sind, die Verantwortung für ihr Tun zu übernehmen wird die Schuld bevorzugt der Regierung, oder auch „denen da oben“ angelastet.
Ich glaube nicht, dass dies immer so war. Ich erinnere mich an eine Zeit, in der es dem Land viel weniger gut gegangen ist, als heute. Die Autos waren generell noch viel kleiner und vergleichsweise teurer, im Urlaub erholte man sich an österreichischen Seen, in den Bergen oder an der oberen Adria, von wo man den Daheimgebliebenen italienische Teigwaren mitbrachte, und damit echte Freude bereiten konnte.
Jetzt sind wir in der EU. In den Regalen der Supermärkte liegt ein Warenangebot für das man früher um die halbe Welt reisen hätte müssen. Wir haben mehr Urlaub und geringere Arbeitszeiten, sind sozialrechtlich abgesichert, medizinisch besser versorgt als in den meisten anderen Ländern dieser Erde, unsere Schulen sind kostenlos – aber, wir fühlen uns schlecht. Früher war angeblich alles besser. Es war die Zeit mit nur zwei Fernsehprogrammen, telefoniert wurde von der Telefonzelle oder mit Vierteltelefon und einen Computer hatte damals nur die NASA.
Aber wir waren natürlich jünger. Die meisten von uns waren deutlich schlanker und sportlich top fit. Stiegen Steigen machte keine Probleme. Vielleicht kann man uns deshalb so leicht einreden, dass früher alles besser war.
Eigentlich möchte ich hier nicht näher auf die österreichische Zeitungslandschaft eingehen, aber deren Zustand ist katastrophal und ich werde den Verdacht nicht los, dass die simplifizierenden Boulevardzeitungen sehr viel zum nunmehrigen Erfolg populistischer Politik beigetragen haben. Eine Oppositionspartei, die endlich selbst an die Schalthebeln der Macht will, hat ein immanentes Interesse, alles schlecht zu reden, was von der Regierung bisher gemacht wurde. Alles. Und zwar ohne Rücksicht auf den Wahrheitsgehalt ihrer Kritik. Zeitungen, die genau das schreiben, was ihre Leser gerne lesen möchten, sind dabei ideale Wahlhelfer.
In Österreich hat die bisherige Regierung diese zerstörerische Absicht nach Kräften gefördert, in dem sie jede Meinungsverschiedenheit der Koalitionsparteien öffentlich ausgetragen hat, anstatt sich zuvor intern zu einigen. Wer auch immer daran die Schuld trägt, geschadet hat es beiden Regierungsparteien und es hat den Eindruck erweckt, ein Land ließe sich auf dem Niveau von Boulevardzeitungen regieren. Tut es eben nicht. Die Welt ist in Wahrheit halt doch ein wenig komplizierter als sich das mit einem Wortschatz von 500 Wörtern beschreiben lässt.
Zur Erinnerung, hier die Definition des Populismus in Wikipedia:
Einerseits handelt es sich um einen spezifischen Politikstil, eine Form der politischen Rhetorik bzw. Strategie zum Machterwerb, andererseits wird Populismus in der Forschung auch als Ideologie eingestuft.[1] Populismus ist geprägt von der Ablehnung von Eliten und Institutionen, Anti-Intellektualismus, einem scheinbar unpolitischen Auftreten, Berufung auf den „gesunden Menschenverstand“ (common sense), Polarisierung, Personalisierung und Moralisierung. Populismus betont den Gegensatz zwischen dem „Volk“ und der „Elite“ und nimmt dabei in Anspruch, auf der Seite des „einfachen Volkes“ zu stehen.
Die Wahl des künftigen Bundespräsidenten am 22. Mai wird, ob gewollt oder nicht, zu einer wegweisenden Entscheidung. Einer Entscheidung zwischen dem ehrlichen Bemühen zur Lösung der anstehenden Probleme in unserer kompliziert gewordenen Welt und der marktschreierischen Heilsverkündung einer Partei, die die Chance wittert, ihren auf treuherzig zurechtlackierten Kandidaten an einen Schalthebel der Macht zu bringen.
by G. Novak