Wohin man auch schaut sehen wir das Phänomen des Populismus im Vormarsch. Bei den amerikanischen Vorwahlen, im Parteienspektrum Europas, aber auch in der Gestaltung der Fernsehprogramme und der Zeitungen. Es geht um Stimmengewinne, um Zuschauerquoten und Leserzahlen. Es gewinnt die große Zahl. Wer die Masse hinter sich hat, der hat auch Macht. Und die Masse gewinnt man eben, wenn man sein Ohr am Volk hat, als selbsternannter Volksversteher, als Populist.
Laut Wikipedia ist politischer Populismus eine Strategie zum Machterwerb, die geprägt ist von der Ablehnung von Eliten und Institutionen. Ein Anti-Intellektualismus mit scheinbar unpolitischem Auftreten und der Berufung auf den gesunden Menschenverstand. Schürt den Gegensatz zwischen „Volk“ und „Elite“ und behauptet, auf der Seite des „einfachen Volkes“ zu stehen.
„Es ist nicht unsere Aufgabe das Volk zu erziehen, oder gar zu bevormunden. Wir haben nur die Meinung des Volkes zu vertreten und umzusetzen.“
(So z.B. gehört von Frauke Petry AfD, und Johannes Hübner FPÖ und praktiziert von allen quotenabhängigen Fernsehsendern und Medienunternehmen.)
Ist das die Demokratie, die wir wollten? Alles reduziert auf das unterste Verständnisniveau. Keine langen Sätze, keine schwer verständlichen Begriffe, damit es an jedem Stammtisch verstanden werden kann. Haben wir das so gewollt?
Und dieser Unsinn ist inzwischen dabei, weite Bereiche unseres Lebens zu erobern. Wir wagen es kaum noch, unsere Schüler mit anspruchsvoller Literatur zu belästigen und sind schon froh, wenn junge Menschen überhaupt noch irgendwas lesen. Lehrer werden kritisiert, wenn sie das Lösen von Textaufgaben verlangen und wenn jemand in der Lage ist, die Lösung solcher Aufgaben mit eigenen Worten zu formulieren wird er verdächtigt, ein Hochbegabter zu sein. Anspruchsvolle Fernsehsendungen werden nach 23:00 ausgestrahlt, Boulevardzeitungen beschränken sich auf einen Wortschatz von 700 Wörtern, während intellektuell anspruchsvolle Zeitungen auf etwa 6000 kommen. Da wird wohl einiges missverstanden.
Hätte die Menschheit nicht ständig dazu gelernt, hätte sie nicht immer wieder versucht, sich auf geänderte Bedingungen einzustellen, wären Menschen nicht bereit, Anstrengungen auf sich zu nehmen, um zum Gelingen großer Vorhaben beizutragen…Wir würden wohl noch immer vor unseren steinzeitlichen Höhlen sitzen und uns vorm Donner fürchten. Unsere Welt ist kompliziert und vernetzt geworden und deshalb lässt sich nicht alles mit einfachen Bauernregeln erklären.
Im Zeitalter der Aufklärung wurde die menschliche Vernunft zum Maßstab für jedes Handeln erklärt und Kant formulierte den berühmten Satz: „Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit.“ Und das alles hat noch immer sehr viel mit Lernen zu tun und erfordert Anstrengung. Menschlichkeit, Humanität und Toleranz müssen gefordert, errungen und eingeübt werden und von politischen Parteien und unseren Medien muss erwartet werden, dass sie zum Gelingen dieser großen Ziele ihren Beitrag leisten. Nur so können die Vernünftigen eine Mehrheit bleiben, die sich vor ein paar lautstarken Minderdenkern nicht fürchten sollte.