Wenn die Amerikaner ihren Trump wählen können, dann können die Österreicher auch ihren Hofer wählen. Noch dazu wo doch Hofer viel freundlicher ist, als Trump. An der Überlegung ist was dran. Die Welt wird nicht untergehen, am nächsten Tag wird die Sonne wieder aufgehen und das schöne Heimatland Österreich bescheinen.

Im Lager der sprachlich und gesinnungsmäßig Unterdrückten ist der Jubel groß.Political Correctness war gestern, die Wahrheit ist relativiert, Lügen zur Tugend erklärt. Man darf Rassen und Religionen endlich wieder ausgrenzen und Mauern bauen. Ein Nationalist ist bloß jemand, der die Heimat liebt und die Nächstenliebe endet am Gartenzaun. Die große Idee der Aufklärung, die bei der Schaffung der USA einst Pate gestanden ist und Europas mühevollen Weg in die Gegenwart begleitete, hat ausgedient und wurde als linkes Blendwerk und Verschwörung der Eliten entlarvt.

Kann man die Geschichte noch grausamer ignorieren und umdeuten??

Ja, offenbar haben einige Linke versagt. Auch sie haben mit dem Geld ihrer Eltern studiert, sich schöne Häuser und teure Autos gekauft und dann vergessen, woher sie gekommen sind. Die bürgerliche Rechte hatte damit keine Probleme – von ihr hatte niemand was anderes erwartet.

Es ist aber egal, welche Gründe zum heutigen Zustand geführt haben. Tatsache ist, dass sich Heerscharen von Menschen abgehängt und verraten fühlen. Trotz der hohen Sozialstandards in unserem Land, das in dieser Hinsicht eben nicht mit den USA vergleichbar ist. Wir haben Krankenkassen für alle, wir haben eine Mindestsicherung, Gratisschulen und Gratisschulbücher. Im Übrigen, fast alles gegen den Widerstand rechtsgerichteter Politiker eingeführt. Trotzdem driftet Europa nach rechts. Weil die Menschen den etablierten Parteien nicht mehr vertrauen und in immer größerer Zahl einen politischen Wechsel herbeiführen wollen.

Wenn die Mehrheit das will, dann sollte man über einen solchen Wechsel der Politik sprechen. Im Notfall, der offenbar längst eingetreten ist, auch über einen Wechsel des Systems. Dann müssen die etablierten Parteien begreifen, dass es zu spät ist, Andersdenkende zu beschimpfen und ihnen Dummheit, Angst, oder sonst was zu unterstellen. Dann haben die Eliten versagt und zwar deshalb, weil sie längst keine Eliten mehr sind.

Es gibt viele Definitionen und Ausprägungen dieses Begriffes „Elite“. Politisch administrative Eliten, ökonomische Eliten, militärische Eliteeinheiten, überdurchschnittlich begabte Menschen usw. Historisch war damit immer eine höhere Verpflichtung für das Allgemeinwohl einer Gesellschaft verbunden und erst mit der ungebremsten Kommerzialisierung der Wohlstandsgesellschaften entarteten solche Gruppierungen zu ungezügeltem Ausnützen und Aneignen von Ressourcen. Davon befallen sind Rechte und Linke, und die gierig gewordene Masse empfand es lange als richtig, weil sie hoffte, einstmals selbst zum Nutznießer des Systems aufzusteigen.

Wie viele glauben bis heute an den Spruch von „Mehr Privat, weniger Staat“? Wie viele glauben, dass nur die Leistungsstarken, die „gottgewollten“ Herrenmenschen die Führung übernehmen sollten und alle leistungsschwachen und „minderwertigen“ ausgegrenzt und abgelehnt werden müssten? Das ist politischer Mainstream einer aufbegehrenden Masse, die gerade von ultrarechten Meinungsmachern unterstützt wird und das „gesunde Volksempfinden“ lobt.

Ja, reden wir über eine Änderung des Systems. Aber nicht mit alten Theorien und überholten Argumenten, die letztlich die Starken begünstigen und die Schwachen an den Rand drängen. Solches würde ja lediglich zu einem Auswechseln der Oberschicht führen und nicht zum erwarteten Wandel des Systems. Oder will man eigentlich gar nicht mehr?

Amerika hat gewählt und in Europa stehen zahlreiche Wahlen vor der Tür. Die nächste in Österreich, in der es darum geht, die etablierten Parteien abzuwählen und einer im Wesen rechtsradikalen Bewegung zu ihrem ersten großen Sieg zu verhelfen. Ich habe nicht daran geglaubt, dass Trump gewinnen kann, aber jetzt glaube ich, dass Herr Hofer gewinnen wird. Und bei der nächsten NR-Wahl wird die FPÖ stimmenstärkste Partei und damit Herr Strache Bundeskanzler und einer seiner Getreuen Erster Nationalratspräsident. Das bedeutet, eine solide Achse der Macht, mit der man schon einiges anstellen kann. Vielleicht werden wir uns tatsächlich noch wundern, was alles geht.

In Frankreich wird ein grandioser Wahlsieg von Frau Le Pen erwartet und wenn die etablierten Parteien nicht tief in die Trickkiste der Verfassung greifen, ist sie die nächste Staatspräsidentin. Über die AfD und Herrn Wilders möchte ich hier nicht spekulieren, aber das Chaos innerhalb der EU wird durch eine erstarkte Rechte in Europa nicht kleiner werden.

Im Moment wendet sich die politische Stimmung nach rechts und ich sehe nichts was diesen Trend stoppen oder wenden könnte. Selbst wenn es den etablierten Politikern gelingen würde über das Wasser zu wandeln wie einst Jesus über den See Genezareth, würden die Medien nur berichten, dass die ganze Bande nicht schwimmen kann. In dieser Stimmung ist es beinahe sinnlos, dagegen zu kämpfen.

Wir werden diese Fünf Jahre des rechten Experimentes wohl ertragen müssen und denken am besten schon jetzt darüber nach, was danach geschehen soll.

Wie stellen wir uns eine moderne Welt vor? Wollen wir wieder starke Nationalstaaten, die versuchen die Probleme für sich in den Griff zu bekommen? Ist es tatsächlich nur eine linke Illusion, dass Menschen verschiedener Herkunft und Rasse, verschiedener Religion und politischer Auffassung friedlich miteinander leben können? Ist ein „gesäuberte Volkskörper“ überhaupt herstellbar? Ist Bildung tatsächlich nur eine Chimäre die nichts einbringt? Müssen tatsächlich alle Medien auf das Niveau von Ramsch und Schund hinunter gefahren werden, damit sie endlich jeder versteht? Müssen Politiker künftig lügen, wenn sie Wahlen gewinnen wollen?

Wenn wir das alles gemeinsam mit „Ja“ beantworten wollen, dann müssen wir uns daran machen, eine solche Welt zu erschaffen. Wenn wir mit „Nein“ antworten, sollten wir uns schon jetzt den Kopf zerbrechen, wie wir nach dem unvermeidbaren Niedergang, wieder auf die Füße kommen und jene Dinge benennen, die uns für unser Land als unverzichtbar erscheinen.

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