Diese Frage war an Erich Kästner gerichtet, aber wenn man die hier geposteten Beiträge liest, darf sie wohl auch den Usern dieser Seite gestellt werden.
Wenn unsere Welt so wäre, wie sie in diesem Forum beschrieben und kommentiert wird, wäre es höchst unverantwortlich, dieses Trommelwerk von Negativberichten weiterhin in Gang zu halten. Allein der Fortbestand der Seite könnte also schon als Beleg dafür dienen, dass es um Ressourcen und Befindlichkeiten nicht ganz so schlecht bestellt sein kann, weil man sich sonst das Ausmaß an Destruktion gar nicht leisten könnte, bzw. nicht leisten dürfte. Mit dem in Wien durchaus üblichen „Raunzen“ hat das übrigens längst nichts mehr zu tun, hier handelt es sich eindeutig um eine pathologische Form von verbaler Zerstörungswut.
Wobei ich mich frage, wie es zur merkbaren Dunkelfärbung gekommen ist, zumal ich den Eindruck hatte, dass dies nicht immer so war. Ist die Welt schlechter geworden? Ist das Abendland tatsächlich bedroht? Nur noch Terror, Vergewaltigungen, korrupte Politiker, versiffte Eliten, mangelndes Mitgefühl und kippendes Weltklima?
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Und als einzige Chance, dieser furchterregenden Abwärtsspirale zu entgehen, die wahrlich bedrückende Aussicht, ab jetzt nur noch radikalen Dummschwätzern, intoleranten Quertreibern und hasserfüllten Verweigerern das Feld zu überlassen?
Ja, in dieser Welt gibt es Missstände und Schwierigkeiten und wie schon in früheren Zeiten wird es Entschlossenheit und Zusammenhalt brauchen, um die gegenwärtigen und kommenden Herausforderungen zu bewältigen. Notwendig ist eine Allianz der Willigen! Menschen, denen die Errungenschaften der letzten Jahrzehnte etwas bedeuten. Mündige Bürger, die nicht mit einem Federstrich, bzw. einem trotzig gesetzten Kreuzchen in der Wahlkabine, jetzt einfach einmal „irgendetwas anderes“ probieren möchten und ihr Heil in Ausgrenzung, Diffamierung und längst überwunden geglaubten Konzepten suchen und dabei selber nicht merken, wie sehr sie sich und ihr Umfeld kaputt machen.
Wenn immer wieder die Klügeren nachgeben, geschieht schließlich was die Dummen wollen.
Vielleicht war die Mehrheit unserer Zivilgesellschaft bisher tatsächlich zu tolerant. Wahrscheinlich sogar, dass wir der Intoleranz, der grassierenden bequemen Dümmlichkeit zu viel Platz eingeräumt haben. Immerhin droht der Volkszorn damit, noch mehr Leute vom Schlage eines Donald Trump in entscheidende Positionen zu hieven. Man feiert den nachweislich mit Lügen erschlichenen Brexit und ersehnt die Zerschlagung der EU ohne sich im Geringsten darum zu bemühen, Fake und Wahrheit zu unterscheiden. Wofür der steigende Konsum drittklassiger Schmuddel-Medien ja ein beredtes Zeugnis ablegt.
Die „Werte“ die hier angeblich verteidigt werden sollen, sind längst nicht mehr vorhanden, weil sie in falsch verstandener Toleranz zur Beliebigkeit degradiert wurden. Der Ausweg aus dieser Sackgasse kann aber nicht darin bestehen, dass wir auch noch die bescheidenen Reste von Erziehung und „Political Correctness“ über Bord werfen, um uns dem sinnentleerten Geschwafel selbsternannter Heilsprediger hinzugeben.
Und nein, unsere sozialen Errungenschaften sind nicht umsonst erkämpft worden. Aufklärung, Menschenrechte und gelebte Demokratie sind nicht die Schimäre fettgefressener Linker. Unser Bildungssystem mag verbesserungswürdig sein, aber es funktioniert, wo Menschen genügend Willen aufbringen, sich seiner zu bedienen. Und auch wenn wir momentan in vielen Bereichen traurige Rückschritte in fundamentale Religiosität, in verklärtes Heimatgejohle und das Bejubeln von Grenzzäunen erleben – das angestrebte Ziel muss trotzdem die möglichste Freiheit und das friedliche Miteinander in einer offenen Gesellschaft sein. Wenn das da und dort noch nicht funktioniert, sollte diese Utopie nicht vorschnell und ohne vorherige Bemühungen über Bord geworfen werden, nur weil die Freiheit dazu missbraucht wird, dass jeder alles tun (und schreiben) darf.
Wenn man die inzwischen ohnehin obsolet gewordene Unterscheidung zwischen Rechts und Links in grober Vereinfachung mit konservativ und progressiv beschreiben wollte, dann tragen die meisten Veränderungen der letzten Jahrzehnte den Stempel „linker“ Ideen und insofern sind es tatsächlich „die Linken“ gewesen, die Hoffnungen geweckt haben und jetzt die Enttäuschungen zu spüren bekommen.
Aber war es tatsächlich falsch, der Utopie einer freien, von Zwängen befreiten Gesellschaft zu folgen, in der die Ressourcen möglichst gerecht verteilt sein sollten?
Was nützt uns der Glaube an die „reale Weltordnung“ wenn dabei am Ende die Stärkeren Recht bekommen und Millionen von gleichberechtigten Menschen im Elend verhungern und jämmerlich verrecken? Wenn das die Realität sein soll, dann müssen wir diese eben verändern.
Das geht aber ganz sicher nicht, in dem wir weiteren Reality-Stars der Fernsehwelt die Schlüssel für die Machtzentralen in die Hand geben und darauf vertrauen, dass diese Wölfe der Gesellschaft zu Schafen mutieren.
Ich bin Architekt, habe viele Jahre an einer HTL unterrichtet und ich sage allen jenen, die sich hier in der Rolle der düsteren Kassandra gefallen, dass sich mit Zweifel und Missmut keine Häuser errichten lassen. Die Schülerinnen und Schüler, die ich unterrichtet habe, sind junge Leute, die an die Zukunft dieses Landes und ihre eigene Zukunft glauben. Entgegen allen Unkenrufen verlassen sie die Schule gut ausgebildet und finden meist rasch gut bezahlte Jobs. Mit dem hier um sich greifenden destruktiven Gejammer können die meisten von ihnen nichts anfangen, weil sie längst begriffen haben, dass ein Werk nur gelingen kann, wenn man der Vernunft folgt und seinen Berechnungen vertraut.
Auch mir gefällt vieles nicht, was ich in den Nachrichten zu sehen und zu lesen bekomme, aber was sich in diesem Forum eindeutig die Oberhand erkämpft hat, sind die traurigen und mieselsüchtigen Abgesänge an Standards unserer Gesellschaft. Meist verbunden mit den Lobpreisungen für radikales Ausrotten alles Fremden, Verteufelung der Eliten, Glaube an allgegenwärtige Verschwörungen und maßlose Überschätzung der eigenen Urteilsfähigkeit…
Ich denke, ich werde mir Erholung gönnen.