Wir leben in unsicheren Zeiten die geprägt sind von Euro-Krise, der internationalen Finanz- und (inzwischen auch) Wirtschaftskrise und den Folgen von kriegerischen Auseinandersetzungen weltweit. Spekulationswütige Banken und Regierungen auf der Suche nach immer neuen Möglichkeiten zur Überwachung und Besteuerung der Bürger haben dazu geführt, dass viele Menschen dem Finanzsystem als ganzes misstrauen. Das Bestreben im Euro Raum das Bargeld abzuschaffen stößt daher auf starken Widerstand. Viele Menschen in den Euroländern sehnen sich daher nach alten Währungen der Nationalstaaten zurück, wünschen sich eine Rückkehr zur Stabilität des Goldstandard oder gar eine Rückkehr zu „echtem“ Münzgeld aus Edelmetall. Auch jene Stimmen werden immer lauter die komplett entgegengesetzten Meinungen vertreten und die Abschaffung des Geldes und die Einführung von anderen Zahlungsmitteln (Kryptowährung) oder den Übergang zur alternativen Ökonomieformen propagieren.
Mittel zum Zweck
Viele Menschen jagend dem Geld hinterher als sei es der Schlüssel zum Glück oder die Jagd ein Selsbtzweck. Dabei ist Geld nur ein Mittel zum Zweck. Geld dient als Zahlungsmittel, Wertbewahrungsmittel und Wertmaßstab und eine Recheneinheit. Arbeitsteilige Wirtschaft und Handel werden dadurch erst möglich gemacht. (Auch wenn man manchmal das Gefühl hat, dass alle dem Geld dienen sollen).
In erster Linie ist Geld ist ein Mittel, dass den Austausch von Waren und Dienstleistungen erleichtern soll. Natürlich ist es – wenn man den Nutzwert selbst betrachtet – ansprechender Werte statt in vom Materialwert betrachtet fast wertloses Papiergeld in echten Dingen anzulegen. Sagen wir, kurzfristig in ein Paar kunstvoll gefertigte, praktische, neue Schuhe oder längerfrsitig in einer Immobilie. Was ist aber wenn ich mir darum etwas anderes kaufen möchte, z.B. Nahrungsmittel im Wert von €100? Das wird in Friedenszeiten etwas schwierig, da der Händler vermutlich die Schuhe nicht akzeptieren möchte weil er sie nicht braucht (Tauschhandel). Im Falle des Grundstücks würde die Übertragung des Anteils welcher dem Kaufpreis der zu kaufenden Ware entspricht (vom bürokratischen Aufwand einmal abgesehen) dazu führen, dass der Händler deutlich weniger als 1 m² ihres Grundstücks erwerben würde. Wenn der Händler das wieder von der Seite der Nützlichkeit her betrachtet, wäres das aus seiner Sicht eher sinnloses Unterfangen - zumindest kurzfristig.
In (Nach-)Kriegszeiten sieht das freilich anders aus, für Ihre Schuhe (die dem Händler vielleicht nützlich wären) bekommen sie dann Essen für eine Woche, für die Übertragung des Eigentums an ihrem Grundstück Nahrung für einen Monat – das ist allerdings auch eine Frage von Angebot und Nachfrage (bzw. Not).
Geld als Zahlungsmittel
Nehmen wir an, Geld erfüllt seine primäre Funktion als Schmiermittel im Getriebe des Handels zwischen Menschen und lassen die Funktion als Wertspeicher etwas bei Seite. Was sind nun die wesentlichen Gesichtspunkte nachdem man die Eignung eines Materials als als Zahlungsmittel im Großen wie im Kleinen betrachten könnte?
1) Endlichkeit
Wenn das Geld als reines Zahlungsmittel (und nicht als Wertspeicher) dienen soll, so ist es unpraktisch wenn es an eine physische Ressource gebunden ist wie etwa Edelmetall. Diese ist endlich und es kann daher der Fall eintreten, dass durch Produktion und den Verkauf von Waren und durch Dienstleistungen mehr Wertschöpfung erfolgt als bereits geförderte Gold vorhanden ist. Das wäre an sich kein Problem, dann würde eben der „Wert“ von physischem Gold steigen, der Wechselkurs von Geld zu Gold verändert sich zu Ungunsten des Geldes. Beim reinen Goldstandard mit fixem Wechselkurs fährt das System in diesem Fall auf kurz oder lang an die Wand da die Geldmenge nicht mehr vergrößert werden kann. Dem kann man nur mehr zu einem variablen Wechselkurs entgegensteuern (der Vorteil der Wertspeicherung in Geld ist damit aber geschmälert). Es kann aber auch der umgekehrte Fall eintreten: Steigt etwa durch neu entdeckte Rohstoffvorkommen die günstig beschaffbare Goldmenge merklich an, ohne dass mehr andere Waren produziert oder Dienstleistungen erbracht werden, kann es zu allgemeinen Preiserhöhungen kommen (so geschehen bei der Silberschwemme in Folge der Eroberungszügen der spanischen Conquistadores in Lateinamerika).
Die Bindung des Geldes an eine physische Ressource deren Gesamtmenge weder konstant noch bekannt ist führt bei einer sehr engen Bindung zu unerwünschten Rückkopplungen zum Wirtschaftswachstum und bietet auch keine absolute Wertbeständigkeit. Geld ist immer mit dem Vertrauen (oder besser: dem Glauben) an die Eintauschbarkeit in nützliche, materielle Güter oder Dienstleistungen verbunden.
[Zeit wäre praktisch: Sie ist unendlich und die Menge an Zeit wächst mit der Anzahl der Menschen. Aber wie legt man den Wert von zeit fest? Ist eine Arbeitsstunde eines Schwerkranken viel mehr wert als eines Gesunden? Wer legt den Wert fest?]
Die Endlichkeit ist ein Problem auf der volkswirtschaftlichen Ebene. Auf der Ebene von Betrieben oder privaten Haushalten treten andere Eigenschaften in den Vordergrund. Die folgenden Überlegungen beziehen sich folglich nur auf Bargeld als Zahlungsmittel.
2) Mobilität
Lassen sich die Geldmengen die man im täglichen Leben braucht sinnvoll transportieren? Wenn man z.B. einen Gebrauchtwagen um €10.000 kaufen möchte ist Papiergeld im Vorteil, Münzgeld aus Edelmetall funktioniert auch noch. Aber mit Kakaobohnen – DAS primäre Zahlungsmitteln im Reich der Azteken zur Zeit von Kolumbus (siehe auch: http://encyclopedia-of-money.blogspot.co.at/2010/01/cocoa-bean-currency.html) – würde es beim derzeitigen Marktwert von $ 2.968,57/Tonne (€ 2.666,58/Tonne) schon etwas mühsamer: die 3,75 Tonnen müsste man erst einmal zum Verkäufer bringen (und wo lagert der die dann?).
Und sollte man gezwungen sein, seine Heimat zu verlassen schadet es auch nicht wenn Zahlungsmittel ohne große Umstände von einzelnen Personen mitzunehmen sind.
3) Teilbarkeit
Ein Zahlungsmittel sollte es auch privaten Haushalten ermöglichen benötigte Güter (und seien sie noch so geringwertig) in sinnvollen Mengen einzukaufen. Dafür ist es wichtig, dass das Zahlungsmittel auch fein genug auflösen kann. Beim uns geläufigen Bargeld in Form von Scheinen und Münzen klappt das ganz gut. Es ist eher so, dass die kleinen Cent-Münzen komplett an Bedeutung verloren haben (und zu Recht über eine Abschaffung diskutiert wird).
Zurück zu den Wurzeln?
Da sich viele Menschen eine Rückkehr zu „echtem Geld“ wünschen nehmen wir als Gegenbeispiel eine Goldmünze als bewährtes Zahlungsmittel: Bei 1/4 Unze Feingold in Form eines Wiener Philharmoniker entspricht vom Gewicht (7,78 g) in der praktischen Handhabung her etwa einer einer 1 Euro Münze (7,5 g). Nehmen wir nun an, der genannte Wiener Philharmoniker wäre eine Kurantmünze, also eine Münze deren Nominalwert durch den Materialwert entspricht. Dann hätten sie ein Geldstück in der Tasche das bei momentanem Goldpreis etwas €300 entspricht (der Nominalwert der Münze in der realen Welt ist €25). Etwas unpraktisch wenn sie für eine geringere Betrag einkaufen wollen. Da hilft dann im angedachten Fall eines Einkaufs um €100 die Münze in drei Teile zu teilen (was aber ihren Wert als brauchbares, weil sicheres Zahlungsmittel stark mindert) oder für drei Einkäufe im Voraus zu bezahlen. Oder sie weichen auf eine Kurantmünzen mit minderer Nominale aus (es gäbe z.B. auch einen 1/25 Unzen Wiener Philharmoniker). Oder sie haben noch Kurantmünzen aus einem weniger wertvollem Edelmetall wie Silber. Mit einer 1/25 Unze Silbermünze wären wir bei dann bei momentanem Silberkurs bei €0,76 (auf Basis Wiener Philharmoniker in Silber,1 Unze à €19). Aber Bimetallismus hatten wir in der Geschichte bereits, mit all seinen Problemen.
Münzgeld aus Edelmetall hätte für die Einzelperson zwar den Vorteil, dass sie nun Edelmetall in diesem Wert besitzt. Ob es jetzt praktischer oder unpraktischer als Papiergeld ist, ist eine Frage persönlicher Präferenzen. Und einmal abgesehen davon, dass das bisher geförderte Gold und Silber wahrscheinlich nicht ausreicht um weltweit einigermaßen funktionierende Handelssysteme auf Ebene der privaten Haushalte am Laufen zu halten muss man auch an die Folgen denken welche der Abbau dieser Edelmetalle für die Umwelt hat. Eine Rückkehr zum Edelmetal-Kurrantgeld für die Welt ist also keine Lösung. Was aber nicht heißt, dass ein paar Edelmetallmünzen für die haptisch orientierten Menschen unter uns als Notgroschen für wirklich schlechte Zeiten etwas schlechtes oder unkluges sind. Und wenn sie nicht wirklich etwas wert ist klint sie wenigstens schön. Wir sind doch fast alle etwas altertümlich ... manchmal.
Glauben
Aber ist wie bei allen anderen Zahlungsmitteln wie von der Kaurimuschel bis zum Papiergeld oder zur Cryptowährung – ob es etwas wert ist hängt wiederum davon ab was der Rest der Menschheit darüber denkt: Sie können nur daran glauben, dass es immer jemanden gibt, der bereit ist das Zahlungsmittel entsprechend seinem Wert gegen Waren einzutauschen. Aus Edelmetallen kann man Schmuckstücke anfertigen, Muscheln können auch nett aussehen und Papiergeld hat zumindest einen brauchbaren Brennwert. Aber egal was es ist, essen kann man es immer noch nicht.