Sehr passend und sehr vielsagend zu den Artikeln:
Putins Masterplan und Putins Trolle
(Quelle: imago) http://www.heute.de/ZDF/zdfportal/blob/35956780/2/data.jpg
"Russlands Außenminister Lawrow legte die Linie fest und erschuf so ein Politikum: "Unser russisches Mädchen Lisa", nannte er das vermisste Kind und diesem sei von Deutschen Unrecht angetan worden. BND und Verfassungsschutz warnen nun, Moskau wolle mit derlei Episoden Deutschland destabilisieren.
Mitte Januar war die 13-Jährige aus Berlin-Marzahn verschwunden, behauptete danach, entführt und vergewaltigt worden zu sein – von Männern, die Migranten gewesen seien. Eine Erfindung des Kindes. Womöglich wegen schulischer Probleme war sie über Nacht zu einem Bekannten gegangen. Die Polizei ermittelte und fand heraus, dass Lisa deutlich vor dem Verschwinden offenbar Sex hatte mit zwei erwachsenen Männern mit Migrationshintergrund. Auch wenn dies einvernehmlich gewesen sein sollte, ist es strafbar. Gegen die Männer wird nun dementsprechend wegen Kindesmissbrauchs ermittelt. Nach Recht und Gesetz.
Ziel: "Destabilisierung Deutschlands"
Doch diese Details spielten in den russischen Medien kaum eine Rolle: Der Staatssender "Pervyj Kanal" schlachtete die Geschichte groß aus. Am Ende warf der russische Außenminister Lawrow den Behörden in Berlin "Vertuschung" vor, sein deutscher Amtskollege wies das als Propaganda zurück. Und dennoch: Nicht nur für viele Russlanddeutsche steht seither fest, dass die deutschen Behörden nicht korrekt arbeiten würden.
Russland mischt sich mit solchen Propagandamaßnehmen in die deutsche Politik ein. Davor warnen nun der Bundesnachrichtendienst und das Bundesamt für Verfassungsschutz, besagen Meldungen. Es gehe, so heißt es, um gezielte Aktionen Russlands zur "Destabilisierung Deutschlands". Als Beleg dienen dabei offenbar auch die Demonstrationen, unter anderem vor dem Kanzleramt, die der "Fall Lisa" auslöste.
Deutschland als Testballon
Möglich scheint dies. Denn für Russland ist Deutschland ein wichtiger politischer Akteur und mit tonangebend auf der europäischen, politischen Bühne. Und damit ein Ziel in der sogenannten hybriden Auseinandersetzung.
Das Kompetenzzentrum für strategische Kommunikation der NATO beobachtet die russische Propaganda. Dort glaubt man, dass Deutschland gegenwärtig für Russland eine Art Testballon ist, um zu sehen, ob es möglich ist, Situationen so zu schüren, dass sie die Regierung destabilisieren. Im gegenwärtigen Fall soll die Propaganda die Stimmung gegen Flüchtlinge aufzuheizen. Spätestens seit den Übergriffen von Köln in der Silvesternacht wird Deutschland in russischen Medien als kurz vor dem Kollaps stehend dargestellt. Und in Russland sind bereits jetzt viele davon überzeugt, dass man in Deutschland nicht mehr auf die Straße gehen könne, ohne von Migranten belästigt oder ausgeraubt zu werden. Übrigens wirkt die russische Staatspropaganda auch auf Deutsche, die in Russland leben, so ist es im alltäglichen Gespräch zu erleben.
Trollfabriken und RT als Propaganda-Instrumente
Dies kann man wohl als einen Beleg für die erfolgreiche Arbeit sogenannter Trollfabriken in Russland sehen. Von dort wird gezielt Desinformationen im Internet gestreut. Das Internet - der beste Partner der russischen Propaganda. Beängstigende Informationen werden in Umlauf gebracht, Halbwahres als Fakt präsentiert, Unwahres als selbst Erlebtes beschrieben. Sogenannte soziale Netzwerke verbreiten selbst die dreistesten Lügen zum Teil zig tausendfach weiter. Ähnlich lief es beim Krieg in der Ostukraine (der als "Volksaufstand" deklariert wurde) und bei der Annexion der Krim. Diese wurde als eine Art "Heimholung" beschrieben.
Ein Instrument unter vielen ist auch der Fernsehsender RT, ehemals Russia Today. Ein vom russischen Staat finanzierter Auslandsfernsehsender, auch in Deutschland. "Reporter ohne Grenzen" beschreiben den Sender als Propagandainstrument des Kremls. RT "nutze die Medienfreiheit, um unabhängigen Journalismus zu diskreditieren und eine wachsende Medienverdrossenheit zu verstärken". Andere betrachten den Sender als Teil der Strategie des Kremls, unter dem Deckmantel des Journalismus das Meinungsbild in Europa zu spalten. Nach eigenen Angaben hat RT allein mit seinem YouTube-Kanal eine Reichweite von weltweit rund 700 Millionen Zuschauer bei bisher über zwei Milliarden Aufrufen. Der Sender selbst gibt an, dem Publikum die russische Sichtweise auf das internationale Geschehen vorzustellen – als eine Art Gegengewicht zu westlichen Medien.
Europäischer Auswärtiger Dienst beobachtet Russen-Propaganda
Nachdem Russland den Ukraine-Konflikt ungewohnt heftig und neuartig propagandistisch (hybrid) begleitet hatte, beschloss die EU 2015 darauf zu reagieren. Der Europäische Auswärtige Dienst stellte eine Arbeitsgruppe zusammen. Die Aufgaben: russische Propaganda sichten, sammeln, auswerten und darüber informieren. Zehn Mitarbeiter hat das Team. Allein bei RT arbeiteten 2012 weltweit etwa 2.000 Menschen.
Klar scheint zu sein, dass der "Fall Lisa" nur einen Höhepunkt jener russischen Propaganda darstellt, die sich expliziert gegen Deutschland richtete. Aber auf keinen Fall bedeutet die Geschichte das Ende der Propaganda." http://www.heute.de/deutsch-russische-beziehungen-propagandagruesse-aus-moskau-russland-will-deutschland-destabilisieren-warnen-bnd-und-verfassungsschutz-42632796.html