Das interessanteste bei jedem Medikament ist der Beipacktext(oder nicht?)

Ich nehme Medikamente, immer schon, mein ganzes Leben lang. Mal mehr, mal weniger. Große, kleine, weiße, bunte, alle für den selben Zweck.

Gerade sinds wieder zwei mehr geworden und die werden ständig größer, bald brauch ich gar kein Mittagessen mehr.

Lustig ist, dass ich die einen nimm, damit die anderen weniger wirken. Die haben meine Lieblings-Nebenwirkungen (sehr häufig mehr als 1 von 10) Depressionen und Stimmungsschwankungen. Na super... Dafür haben die, die das verhindern sollen, den tollen Effekt: sie machen süchtig. (10 von 10, 100%) Also wirklich sehr sparsam verwenden! Lieber ein paar Suizidversuche mehr als ein Junkie... Die anderen drei sind grad so pro forma, hilfts nix, schads nix oder so. Auf jeden Fall sind die anderen drei halt zu wenig.

Bin ja gespannt, ob ich die OP überhaupt noch erleb, bei einen steht wörtlich "Gefahr von tödlichen Leberschäden". Naja, brauch ich halt kein Messer, wenn die Depressionen wieder zu stark werden, hab ja meine Pillen. Ein paar mehr und es wird schon. Und wenn ich dann noch Stimmungsschwankungen hab, geh ich lachend ab. (könnt aber auch fuchsteufelswild werden, weils so lang dauert) Na schau ma dann mal.

Da steht auch unter häufig (mehr als 10 von 100), dass man langsamer denkt. Ich schreib da einen Blogpost und während ich das 10. Wort schreib, ist der Geist erst beim 7. (generell ist das wichtigste Merkmal von Antiepileptika, dass sie den Geist dämpfen, dass sie einen einschläfern) Es ist nicht wie bei Schlafmittel, dass man dadurch schnell müde wird, nein, sie halten einen in einer Art von Dämmerungszustand. Reizleitungen werden niedergehalten. Dadurch entstehen Konzentrationsprobleme (auch bei mehr als 1 von 10). Du liest ein Buch, die Zeitung, einen Blog und hast nach dem 20. Satz vergessen, wie es angefangen hat. Man liest immer wieder von vorne nach, so lange bis man den genauen Zusammenhang erfasst hat. Kann manchmal wirklich ein paar Minuten deuern, wenn du erst nach dem dritten Lesen verstehst, was da steht. Dadurch entsteht leider oft der Eindruck, man sei dumm. Dabei ist man hochkonzentriert, braucht aber immer wieder länger.

Etwas, das auch bei praktisch allen steht, das sind neben Nervosität und Reizbarkeit, "Angstzustände". Etwas, das ich schon recht häufig gefühlt hab. Ist nicht so, dass man jetzt Angst im Finstern, oder Geistern, etc. hat, nein, das ist wesentlich subtiler. Tritt häufig mit Depressionen auf, die Angst nicht geliebt/gemocht zu werden. Eine Angst, die einen an sich zweifeln lässt. Oder auch Panikattacken, die einen zum Trinken anfangen lassen. (dabei steht da, dass man sie nicht mit Alkohol runterschlucken soll)

Gerade für mich als Optiker, ist die blödeste Nebenwirkung, dass man zittert. Und das ist immer so, bei jedem Medikament dieser Art. Du stehst in der Firma, willst bei einer Brille eine Schraube reinschrauben, brauchst aber 10 Versuche, bis du endlich den Schlitz triffst. Löten macht auch nicht so viel Spass, wenn du das Lot über die ganze Fassung verteilst, weil du es nicht ruhig halten kannst. Wobei, es ist erstaunlich, was einem so einfällt, um diese Probleme zu kaschieren.

Die insgesammt schlimmste Nebenwirkung ist aber, dass sie extrem aufs Gedächtnis gehen. Mein Langzeitgedächtnis funktioniert toll, doch weiß ich am Abend oft, die Hälfte vom Tag nicht mehr. Blöd bei Kunden, jemand bringt etwas zum Service und nach 20min hast du keine Ahnung mehr, wie er geheissen, oder ausgesehen hat.

Aber nicht mehr lange...

Ungedämpft, Angstlos, Lebenslustig, geht man mit ruhiger Hand in ein neues Leben.

bald