Aufgewachsen in Ottakring, in einem Haus mit 10 Parteien.
Jeder hat jeden gekannt, sind neue Mieter eingezogen, war man meist auch schnell befreundet. Wir haben mit den anderen Kindern gespielt und waren die Eltern länger aus, haben die Nachbarn auf uns augepasst. Waren sogar gemeinsam auf Urlaub, der Nachbarssohn hat bei uns die (Optiker)Lehre gemacht. Also eine wirklich harmonische Hausgemeinschaft.
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Nach Mauerbach gezogen, in eine Reihenhausanlage mit 14 Parteien.
Ich habe alle gekannt. Viele einfach vom sehen, doch mit einigen waren wir doch besser bekannt. Die Erwachsenen waren meist freundlich, man hat sich gegrüßt und immer wieder kurz geplaudert. Eine Siedlung halt, wo sich die Erwachsenen besser gekannt haben, als die Kinder. Alles in allem eine nette Gemeinschaft.
Nach Wien gezogen, in meine erste eigene Wohnung, mit 12 Parteien
ich hab zwar ganz kurz in einem Altbau mit WC am Gang gewohnt, doch das war zum Glück nur eine sehr kurze Zeit. So hab ich alles Geld das ich hatte, incl. dem Erbteil meiner Großeltern genommen und hab mir eine Eigentumswohnung gekauft. Wie sich später herausstellte, eine sehr gute Investition. Ich wohnte da einige Jahre allein. In dieser Zeit hab ich etwa die Hälfte, bis 2/3 gekannt. Die Eigentümer haben häufig gewechselt. Es gab zumindest 2 die ich "besser" kannte, das waren der Hausmeister und eine ältere alleinstehende Frau. Soweit ich mich erinnere, hat es eigentlich nie Probleme gegeben, mat hat sich halt immer wieder im Stiegenhaus getroffen und "Hallo" gesagt.
Später hab ich Sandra (meine Freundin) kennengelernt und sie ist zu mir gezogen. Und dann haben wir 10 Jahre zu Zweit auf 38,5 m2 gewohnt. Das schweisst im wahrsten Sinn zusammen... Auch sie hat sich mit allen gut verstanden. Man hat nicht mehr jeden wirklich gekannt, doch es war hamonisch.
In die derzeitige Wohnung übersiedelt, mit 33 Parteien
War das ein Aufatmen! Von 38,5 auf 89 m2, so viel Platz so wunderbar luftig, ja da hält mans aus. Mit Veranda, wir können uns gar nicht mehr vorstellen auf so knappen Raum zu wohnen. (ich darf nur nicht "meine" Wohnung sagen, weil sie ja uns beiden gehört. Und mit dem Erlös des Verkaufs der alten Wohnung konnte ich einen schönen Teil finanzieren)
Seit 7 Jahren wohnen wir jetzt hier, doch kennen wir die wenigsten. Man möchte doch denken, das man nach dieser Zeit praktisch jeden kannen sollte. Doch weit gefehlt.
Es ist ganz sicher nicht so, das wir niemanden kennenlernen möchten, doch hier ist es eigenartig. Es haben in diesen 7 Jahren schon einige Parteien gewechselt, doch ausser einem neuen Namensschild auf der Gegensprechanlage, merkt man nichts davon. Mir fallen gerade mal 5 Parteien ein, mit denen wir sprechen. Ein nettes schwules Paar, die immer mit dem Hund unterwegs sind, ein Ehepaar das für die Hausverwaltung arbeitet. Ihren Vater kennen wir auch... Ein etwas seniler alter Mann, der nach dem spülen vergessen hat, das Wasser abzudrehen. (unser 1. von 3 Wasserschäden) Da ist auch noch eine ältere Frau, die alles weis und sich gerne über alles mögliche aufregt. Dazu den Nachbarn, einen Professor, der ein schweres Leiden hat. Doch mehr fallen mir gerade nicht ein. Ach ja, da ist noch unser "Lieblings Nachbar", ein etwa 60 Jähriger, sehr seltsamer Typ. Bevor der die Wohnung verlässt, macht er die Tür einen Spalt breit auf und schaut ob jemand da ist. Kommt wer vom Gaswerk oder einer anderen Behörde, berichten die immer, das man in seiner Wohnung am besten nirgens ankommt.
Komischerweise ist hier im Haus, dieses Verhalten, niemanden treffen zu wollen recht verbreitet. Dieses Phänomen, erst zu schauen ob wer da ist, bevor man die Wohnung verlässt. Wir wohnen im 4 Stock und wir nehmen praktisch nie den Lift. (Sandra erlaubts nicht) Lauf ich so die Stiegen rauf oder runter und hör Stimmen am Gang, kann ich fast Wetten, das, komm ich in das Stockwerk, es still wird und eine Tür zu geht. Manchmal, geh ich hinunter und es geht wieder einmal eine Tür zu, mach ich die Haustür auf und lass sie zufallen ohne hinaus zu gehen. In ziemlich vielen Fällen geht plötzlich eine Tür auf und jemand verlässt die Wohnung.
Sind wir denn wirklich schon so Anonym geworden?
Wir wollen nicht einmal die Hausbewohner kennen? Wir möchten nur mit denen reden, mit denen wir müssen? Fremde sind Fremde und sollen auch solche bleiben? Lieber nicht gesehen werden, um keine peinlichen Fragen zu hören, "guten Tag" ist schon das äusserste und dann schnell weg? Und steigt jemand mit ihn den Aufzug, steigt man drei Stockwerke früher aus um nicht schweigen zu müssen. Unsere Wohnung ist Sperrgebiet für den Rest, niemand soll einen Blick hinein werfen. Echt?
Waren Hausbewohner früher offener, haben zu einer guten Hausgemeinschaft beigetragen? Igeln wir uns in der Heutigen Zeit mehr und mehr ein? Geht es nur uns so, oder tritt das öfters auf?
Diese Wohnung ist wundervoll, doch wohnen hier recht seltsame Vögel...
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