Wenn am 29. Mai die Wiener Bäder öffnen, werden sich die Gäste auf einige Neuerungen einstellen müssen, und zwar speziell auch diejenigen, die seit Jahrzehnten im Gänsehäufel ihre Kabanen angemietet haben.
Kabanen, das sind jene kleinen Hütten und Räume in Bädern, die von den Mietern langfristig gemietet werden, die sie mit eigenen Utensilien, ja sogar kleineren Möbelstücken bestücken, praktisch wie eine kleine Gartenlaube, und wo man auch übernachten kann - allerdings im öffentlichen Bad befindlich. Diese Kabanen werden vorzüglich von Pensionisten gemietet, die oft jahrzehntelang dort ihre Sommer verbringen.
Die Wartezeit für eine solche kleine "Badekabine" beträgt momentan rund 6 Jahre.
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Heuer jedoch soll alles anders werden:
So soll der Online-Vorverkauf der Eintrittskarten für die Verwaltung eine digitale Übersicht schaffen und dafür sorgen, dass nicht zu viele Badefreunde gleichzeitig in die Bäder strömen und die Einhaltung der Sicherheitsabstände in den Schlangen vor den Kassen gewährleistet bleibt. Auch soll die Anzahl der Badegäste eingeschränkt werden, um die Mindestabstände zu gewährleisten.
Eine Folge davon ist auch, dass es heuer keine Saisonkarten geben soll - auch für die Mieter der Kabanen nicht - diese haben aufgrund der verspäteten Saisonbeginns ihre Mieten für heuer von der Bäderverwaltung rückerstattet bekommen und müssen sich stattdessen nun tagtäglich an der Kassa neuerlich für eine Tageskarte anstellen, anstatt wie früher mit ihrer Saisonkarte einfach in das Bad zu gelangen. "Laut Bäderhotline wird es diese Saison weder Saison- noch Monatskarten geben, ebenso keine Seniorenkarten, also auch keine Ermäßigung - außer bei Vorlage einer alten Saisonkarte", ärgert sich etwa eine Betroffene.
Man kann auch lediglich bis zu drei Tageskarten um 2,- Euro im voraus kaufen, muss sich also darauf einstellen, sich so gut wie täglich in einer langen Schlange anstellen zu müssen.
Diese neue Vorgangsweise des Kartenverkaufes ist eine Zumutung für vor allem alte und/oder gehbehinderte Menschen, die in der Mehrzahl die Kabanen-Mieter stellen.
Dazu kommt noch die geplante Beschränkung der Gäste - kommen nun Senioren womöglich etwas später, kann es ihnen passieren, dass sie nicht einmal mehr ins Bad eingelassen werden, weil die Höchstanzahl schon erreicht ist.
Und das, obwohl sich die Mehrzahl der Kabanen in einem ziemlich abgelegenen Bereich des riesigen Gänsehäufels befinden - dort, wo sich üblicherweise kein anderer Badegast hin verirrt, es gibt dort keine Becken und auch keinen Spielplatz.
"Ich habe in den über dreißig Jahren seit wir die Kabinen haben, noch nie Tagesgäste gesehen, die ihre Handtücher oder Decken ausgebreitet hätten, um im Bereich unserer Kabanen den Tag zu verbringen. Der Kabanenbereich ist quasi das 'Altersheim' des Gänsehäufels, außer uns ist hier niemand", erzählt Frau T., eine langjährige Kabanen-Mieterin.
So geht also die Stadt Wien mit ihren Senioren um - denn diese sind hauptsächlich davon betroffen, junge Leute findet man kaum unter den Mietern.
Und das, obwohl die ältere Generation angeblich zur schützenswerten Altersgruppe gehört. Sie in die Warteschlangen vor den Eingängen der Bäder zu zwingen, ist da wohl eher kontraproduktiv.
Oder sie generell daran zu hindern, in ihren Kabanen den Sommer zu genießen.
Chapeau!
https://www.heute.at/s/gaensehaeufel-stadt-sperrt-senioren-aus-100082774