Der Garten - oder die unbändige Freude am sprießenden Grün

Ich liebe meinen Garten. Und zwar abgrundtief und hemmungslos.

Vielleicht muss ich dazu etwas ausholen - ich bin in keinem Garten aufgewachsen, sondern in einer kleinen Garconniere, einer Zimmer-Küche-Wohnung mit WC am Gang und OHNE Dusche oder Bad. Wenn wir ins Grüne wollten, mussten wir, die ganze Familie, stets mit Kind und Kegel das Haus verlassen.

Im Schulalter schloss ich dann Bekanntschaft mit einigen Mitschülern, die alle in Häusern mit Gärten aufwuchsen, und da ist vermutlich die Sehnsucht nach dem eigenen Stück Grün in mir erwacht.

Der erste Schritt zu etwas Freiraum im Erwachsnenenalter war dann eine großzügige Wohnung mit einem Riesenbalkon. Aber auch das hat diese Sehnsucht nicht gestillt - ein paar Betonblumenkübel der, zugegebenermaßen sehr großen, Loggia ersetzen halt auf Dauer keinen Garten, es fehlt die Erde, in der man so richtig wühlen kann, und vor allem eines: nämlich ausreichend PLATZ.

Also hab ich mich auf die Suche nach einem Reihenhaus gemacht - es sollte ein altes am Stadtrand sein, denn diese sind ad 1) günstig, und ad 2) haben sie auch Gärten, die mehr als die Dimension eines Handtuches aufzuweisen haben.

Ein eigenes Haus zu bauen, war in Wien aufgrund des fehlenden Goldesels nicht finanzierbar.

Nach fast 10 Jahren unermüdlicher Suche hab ich es dann geschafft - und so sind wir vor nunmehr fast 20 Jahren in unser kleines Reihenhäuschen gezogen.

Und da begann ich mich dann gärtnerisch auszutoben.

Ich habe mich jahrelang zuvor schon mit Gartengestaltung beschäftigt, habe Gartenzeitschriften ge- und zerlesen und hatte somit sehr viele Ideen im Kopf, die ich nun - endlich! - auch in die Realität umsetzen konnte.

Denn ich wollte nur eines nicht: Einen 0815-Garten, wie man ihn leider in sehr vielen Reihenhäusern sieht, und der sich folgendermaßen präsentiert:

Entlang es Zaunes ein schmales Rabatt, dann ein schnürlgrader Weg durch den Garten - flankiert auf der anderen Seite von einer mehr oder weniger großen Rasenfläche mit wenigen Büschen, einige Stauden, Punkt.

Soe sieht die Mehrzahl der Gärten in Österreich leider noch immer aus.

Um aus diesem Muster auszubrechen, muss man sich schon etwas anstrengen und seiner Kreativität freien Lauf lassen.

Was für mich unbedingt in einen Garten gehört, ist Wasser. Liebend gern hätte ich einen Schwimmteich angelegt, dazu fehlt mir allerdings der nötige Platz, bzw. würde ich mir so einen bauen, bliebe nicht mehr viel übrig, um mich noch wesentlich gestalterisch auszutoben.

Ich musste mich also entscheiden - und hab gemeinsam mit meinem Mann einen Teich angelegt, den wir dann nach einigen Jahren großzügig vergrößert und um einen Hügel + Bachlauf erweitert haben.

Ich habe daraus gelernt, gleich größer zu denken - Teiche werden prinzipiell IMMER zu klein geplant. Wenn sie nämlich erst einmal ein paar Jahre alt und rundherum schön eingewachsen sind, wirken sie gleich viel kleiner als im Neuzustand, wo sie durch ein weitestgehend leeres Ufer wesentlich größer aussehen.

Einen im Zentrum des Gartens bereits vorhandenen betonierten quadratischen Platz haben wir mit mediterran angehauchten Platten belegt und ihn zum Grillplatz umfunktioniert, wo auch tatsächlich einige Jahre unser Griller stand. Begrenzt wird dieser Platz durch eine Holzwand, an der sich malerisch eine New Dawn hochrankt. - Für Nicht-Rosenkenner: New Dawn ist eine große Ramblerrose in zartem Hellrosa bis Weiß. Sie mutiert mit ihren meterlangen Trieben gern zum Monster, blüht aber wunderschön und überreich.

Rosen sind überhaupt ein Kapitel für sich - nach einigen wenigen Jahren als Garteninhaberin bin ich ihrem Charme erlegen. Jetzt befinden sich an allen möglichen - und eigentlich auch unmöglichen - Plätzen in meinem Garten Rosen, Rosen, Rosen. Sehr zum Leidwesen meines Mannes, der hasst sie nämlich.

Aber Widerstand bestärkt nur...:):)

Ich habe ein Faible für Gemauertes - und so finden sich auch diverse kleine Ziegelabgrenzungen, sowie ein gemauertes geschwungenes Hochbeet in meinem Garten. Den Bau eines gemauerten Senkgartens hat mein lieber Mann jedoch verweigert.

Auch bin ich ein Fan jeglichen Deko-Kitsches - knorrige Wurzeln teilen sich den Platz mit skurrilen Figuren, gern auch klassischen Büsten, bemalten Gartenmöbeln, wobei meine Lieblingsfarbe Blau ist. Ich verweigere mich lediglich Gartenzwergen, weil mir die Gesichter der klassischen Wichtel nicht gefallen - die sind nämlich alle gleich.:)

Auch eigenwillige Pflanzgefäße jedweder Art tummeln sich in meinem Garten - ich liebe es, auf Flohmärkten nach diversen Gefäßen zu fahnden, um sie danach mit Hauswurzen und Sedumarten zu bepflanzen. So finden sich bepflanzte Schöpflöffel in friedlicher Nachbarschaft mit einer Bettpfanne, deren Inhalt ebenfalls blühender Art ist.

Hostas und Hortensien zählen zu meinen Lieblingen, wobei leider speziell erstere viel zu häufig ein Festschmaus für die allgegenwärtigen Nacktschnecken werden.

Anfangs habe ich jedes sprießende Hälmchen stehenlassen und mich nicht getraut, es auszuzupfen.

Zum einen aus Unkenntnis, WAS es denn werden würde - ich konnte ein Unkraut nicht von einer Staude unterscheiden - und zum anderen, weil ich auch UNkraut mag. Ich habe mir speziell in meinen ersten Gartenjahren etliches an Wildblumen von diversen Feldern und Gestetten der Umgebung in meinen Garten geholt, auch Disteln.

Sehr zur Bestürzung meiner Nachbarin übrigens, die zwar von sich behauptet, sie liebe alle Pflanzen, Unkraut aber rigoros niedermacht.:)

Mit der Zeit lernt man aber auch, sich von vielem zu verabschieden, was wuchert und nicht dorthin gehört, wo es sich grade breitmacht.

Vor allem, wenn man nur ein begrenztes Platzangebot hat...

Mit den Jahren ist mein Garten zum Mini-Dschungel geworden, dicht bepflanzt und mit einem relativ kleinen "Rest-Rasen" in seinem Zentrum. Manche Freunde rümpfen über meine Wildnis etwas die Nase, für mich ist ein Garten jedoch erst dann ein wirklicher Garten, wenn er dicht bepflanzt und voll mit Leben ist. Und schön langsam sieht er tatsächlich so aus, wie ich mir das vorgestellt habe.

Einige zu Insektenhotels umfunktionierte Baumscheiben prangen an der Schuppenwand, und heuer ist in einen neu gebauten Nistkasten erstmals ein Blaukehlchenpaar eingezogen und hat darin seine Brut aufgezogen.

Einer meiner Lieblingsplätze ist der am Teich - da kann ich in Ruhe sitzen und meine Fische beobachten, sowie dem Bach zusehen, wie er sich vom Hügel in einem kleinen Wasserfall in das klare Wasser stürzt.

Mein Garten ist meine Ruheoase, die mir niemand wegnehmen kann.

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Charlotte

Charlotte bewertete diesen Eintrag 11.07.2017 13:18:56

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