Ich bin eine begeisterte Radiohörerin - wobei "begeistert" eher dafür steht, dass ich ständig und regelmäßig diesem Medium mein mehr oder minder geneigtes Ohr leihe, weniger an der tatsächlichen Begeisterung daran.
Denn ich habe in den rund 40 Jahren, die ich nun schon BEWUSST Radio höre, einiges an Erkenntnissen erlangt - als Hörerin werde ich ständig mit eben denselben Songs derselben Interpreten berieselt - und ebenso als selbst Musikschaffende, der es alles andere als leichtgemacht wird, im Radio zu "landen".
Zunächst zu meinen Erfahrungen als Hörerin ==>
Schenk uns bitte ein Like auf Facebook! #meinungsfreiheit #pressefreiheit
Danke!
Es gibt in Österreich ein paar klar von einander zu unterscheidende Richtungen, nach denen die Radiosender ihre Musik und Redaktionsbeiträge gestalten:
Da gibt es einmal den "Platzhirschen" Ö3.
Dieser ist seit seiner Gründung 1967 DER meistgehörte Sender des Landes. Ö3 hat sich noch in den 80er Jahren, als ich mit dem regelmäßigen Radiohören begonnen habe, durch eine musikalische und redaktionelle Vielfalt ausgezeichnet - es gab diverse Sendungen zu diversen Musikgenres. Wer von den etwas Älteren erinnert sich nicht an Günter "Howdy" Schifter, der mit seiner Countrysendung den Liebhabern dieses uramerikanischen Musikgenres direkt ins Herz gezielt hat, oder an Louise Martini, deren sonntägliche Sendung MITTAGS MARTINI den Freunden etwas gehobenerer Musik Freude bereitet hat. Des weiteren ist mir noch sehr gut Gerhard Bronner im Gedächtnis, dessen MUSIK FÜR FORTGESCHRITTENE nicht nur durch seine wunderbar sonore Stimme ein Glanzpunkt im Radiogeschehen war. An Samstagen gab es ab 23 Uhr MUSIK ZUM TRÄUMEN, der ich nicht nur einmal mit dem Radio am Ohr klebend unter der Bettdecke gelauscht habe.
Für das junge und progressive Publikum gab es die JUKEBOX.
Mein Favorit unter den dargebotenen Sendungen war allerdings täglich um 17 Uhr - EVERGREENS, da wurden meine Lieblinge gespielt, die amerikanischen Hadern...
Jedem Tierchen sein Plaisierchen. So würde ich das Motto von damals benennen.
Ja - lang, lang ist´s her. Diese Differenzierung gibt es auf diesem Sender leider schon lange nicht mehr - die Hörer werden tagaus, tagein mit dem selben mainstream-gängigen Musik-Einerlei verköstigt und abgefertigt.
Die Musikredaktion hat sich seit geraumer Zeit eine Art Scheuklappen zugelegt, außerhalb deren eng begrenztem Gesichtsfeld nichts ist. Weil offensichtlich nichts sein darf.
Alles, was die Musikredakteure nicht mögen, wird schlicht und ergreifend ignoriert. Und demzufolge auch nicht gespielt.
Währenddessen die Interpreten, die das Glück haben, Gnade vor den Ohren dieser "Experten" gefunden zu haben, nahezu in Endlosschleife rauf- und runtergespielt werden. Egal, welchen Schrott sie auch veröffentlichen. Hat jemand einmal in den Ö3-Olymp gefunden, wird er daraus nicht mehr vertrieben und gilt fortan als STAR, er wird hemmungslos gepusht.
Interessanterweise gibt es aber auch bei arrivierten Stars ein grassierendes Phänomen:
Egal, wieviele Lieder sie veröffentlicht haben - es werden stets nur die gleichen Stücke gespielt, und die kann man oft an zwei Händen abzählen. Es ist mir inzwischen entfallen, wie oft ich die JUNGEN RÖMER von Falco schon im Radio gehört habe - ein Lied wie zB MÄNNER DES WESTENS jedoch so gut wie nie.
Es würde mich tatsächlich einmal interessieren, WER diese eng begrenzte Auswahl an Liedern festlegt.
Als Ö3-Hörer könnte man tatsächlich zu der Ansicht gelangen, dass selbst Musiker, die schon jahrzehntelang Musik machen, ein sehr begrenztes Oevre geschaffen haben - so hört man beispielsweise von BARRY MANILOW, einem der wenigen "klassischen" amerikanischen Popstars, die die Gnade erfahren, überhaupt auf Ö3 gespielt zu werden, nicht mehr als ca. 5 - 6 verschiedene Titel. Als hätte der gute Mann nicht mehr zustandegebracht.
Das ist aber nicht nur auf Ö3 so - auch Radio Wien oder Radio NÖ, die wiederum ein ganz anderes Programm spielen, haben ein ganz eng begrenztes Angebot. Auch hier hört man innerhalb weniger Tage immer wieder die gleichen Lieder der gleichen Interpreten. Hier halt in Deutsch, bzw. aus dem Schlager- und Oldiesbereich.
Und wenn man sich auf der "anderen Seite" dieses Spektrums befindet, also auf der Seite derjenigen, die Musik schaffen und sich nicht nur auf´s Hören beschränken, hat man ganz schlechte Karten.
Zumindest in Österreich. Denn offensichtlich ist es nahezu unmöglich, im Radio angenommen und GESPIELT zu werden.
Selbst wenn man die Hürden einer technisch adäquaten Aufnahme gemeistert hat - nicht jedes einfach aufgenommene Lied erfüllt die erforderlichen Anforderungen - ist es wahnsinnig schwer, in den Ohren der Musikredaktionen Gnade zu finden.
Gleichzeitig hört man als aufmerksamer Radiohörer, als der man sich als jemand, der selbst musikalisch unterwegs ist, durchaus bezeichnen kann, den ganzen Tag über jede Menge SCHROTT, wo man sich fragt, wie es diese Leute um alles in der Welt ins Radio geschafft haben?!
Ein 08/15-Song reiht sich an den nächsten, Vieles ist bestenfalls Durchschnitt. Und wird trotzdem gespielt.
Demzufolge stellt sich die Frage, WAS die Betreffenden angestellt haben, um es tatsächlich auf die Playlisten zu schaffen.
Ist es tatsächlich das jahrelange Klinken Putzen, möglicherweise als Background irgendeines arrivierten, bekannten Künstlers gedient zu haben und somit die erforderlichen Kontakte geknüpft zu haben, die einem die sprichwörtliche "Rutschn" ins Radio legen?
Ist es ein möglicherweise entrichteter Obolus, von dem man gerüchteweise manchmal unter vorgehaltener Hand flüstern hört? Man weiß es nicht.
WER wählt die Newcomer aus, die es dann tatsächlich schaffen? Die dann im Radio und in den Medien gehypt werden, egal, wie gut oder schlecht sie auch sind?
Gerüchten zufolge werden viele Demos, die hoffnungsvolle Künstler bei Radiostationen einreichen, nicht einmal mehr angehört.
Auch das weiß man nicht.
Kann man also die Hoffnung, ein wohlgesonnener Musikredakteur eines Radiosenders hört zufällig einen Song und entdeckt einen neuen Stern am Musikhimmel, getrost in die Schublade "unnützes Denken" verschieben?
Denn über Qualität lässt sich sowieso bei Musik nicht wirklich streiten - gut ist, was gefällt. DEM PUBLIKUM.
Und nicht einigen selbsternannten "Experten", die sich in den Musikredaktionen verschanzen.
Und je nach Gutdünken die Daumen entweder nach oben - oder aber nach unten drehen.
Zudem kommt auch noch das Phänomen, dass man sich selbst bei heimischer Musik enge Grenzen auferlegt - da wird nur Musik in einer bestimmten Stilrichtung gespielt. Fällt man als "neuer" Interpret aus dieser Stilschiene, hat man schon ganz schlechte Karten.
MUSS einheimische Musik eindimensional sein? Darf zB die WIENER Musik nur aus Wanda, Falco und Konsorten bestehen?
Wo bleibt hier die Vielfalt? Die verschiedenen Bands, die tatsächlich im Radio zu hören sind, kann man inzwischen nicht mehr voneinander unterscheiden, weil sie alle ungefähr den gleichen Stil haben...
Es ist mir tatsächlich immer schon ein Rätsel gewesen, warum die Sender so eindimensional “unterwegs” sind, alle fahren eine bestimmte musikalische Linie – und alles, was nur geringfügig davon abweicht, wird hartnäckig ignoriert. Egal, wie die Qualität ist.
Gleichzeitig sollen die Bürger aber für kulturelle Vielfalt offen sein. Das passt irgendwie überhaupt nicht zusammen, wenn man nicht einmal bei der heimischen Musik die vorhandene (!!) Vielfalt abbildet.