Die ideologische Brille - ein wahrhaft fragwürdiges Utensil

Es gibt solche und solche Menschen. Und dann noch diejenigen, die sich auf Gedeih und Verderb einer Ideologie verschrieben haben.

Manche hängen einer Religion an, der sie alles andere unterordnen, und sind sogar bereit dazu, für diese zu töten, so jemand diese oder gar ihren "Gott" beleidigt.

Über diese will ich jedoch jetzt nicht schreiben, weil darüber sowieso schon etliche Blog-Seiten gefüllt wurden.

Nein, ich meine politische Ideologien.

Auch diese sind bei verschiedenen Leuten verschieden stark ausgeprägt.

Und inzwischen ist es leider zur Unsitte verkommen, dass die eine Seite JEDE Aussage der jeweils anderen, sobald sie nur dem eigenen Weltbild, also der eigenen Ideologie, widerspricht, ideologische Scheuklappen vorwirft. Im besten Fall.

Meistens wird es jedoch nicht dabei belassen - es wird auf Teufel, komm raus! die andere Meinung als faschistisch, rechts oder links, je nach eigener Präferenz, dumm, naiv bezeichnet oder mit noch deftigeren Attributen bedacht, je nach persönlichem Charakter und Sichtweise des jeweiligen Diskutanten. Ich nehme mich selbst da durchaus nicht aus, auch mir platzt nach einer Weile sinnlosen Herumdebattierens manchmal der sprichwörtliche Kragen.

Was mich allerdings von diesen oft ideologisch verblendeten Diskutanten unterscheidet, ist: Ich tue es nicht von vornherein, sondern beziehe mich IMMER auf Geschriebenes, nicht auf die Person an sich, die eine Meinung vertritt. So bin ich durchaus in der Lage, mit Person A, mit der ich möglicherweise bei einem bestimmten Thema völlig konträr bin, bei einem ganz anderen Thema einer Meinung zu sein.

Von den ideologisch-blinden Postern wird jedoch fest draufgeschlagen - und dabei oft und gern auch überlesen, was der jeweils andere eigentlich sagen will. Denn jemand, der nicht der eigenen Meinungsblase angehört, KANN ja gar nichts Vernünftiges von sich geben, oder? Da braucht man sich mit so Nebensächlichkeiten wie dem aufmerksamen Lesen dessen, was da eigentlich geschrieben wurde, gar nicht erst zu belasten.

Jemand, der zB in Angelegenheit A womöglich die Meinung einer nicht ganz so genehmen politischen Partei/Gruppe gutheißt, ist sofort als deren Groupie abgestempelt und wird fortan mit ausschließlich negativen Inhalten assoziiert. Egal, was er sagt, egal, was er argumentiert, zu welchem Thema auch immer - er wird sofort gehörig heruntergeputzt.

Und jede seiner Aussagen wird - zumindest in Foren wie FuF - reflexartig mit einem roten Daumen bedacht.

Es gibt inzwischen User, von denen die Zahl der NICHT derart bewerteten Postings gegen Null tendiert, währenddessen sich seine schwindelerregend oft rot gedäumelten Aussagen häufen, und das zieht sich durch alle Blogs, egal, ob man nun über Blumen, Tiere oder Musik schreibt, die Meute der Rotdummerln, wie es eine Userin so schön bezeichnet hat, folgt ihm getreulich auf Schritt und Tritt.

Selbst eine harmlose Frage oder gar Zustimmung zu einem Posting wird inzwischen rot bewertet.

Chapeau!

Das also betrachten Manche hier als gedeihlichen Diskussionsstil.

Nun, ich gestehe, darunter verstehe ich doch etwas grundlegend anderes.

Ich versuche, bei einer Sache halbwegs objektiv zu argumentieren, bemühe mich oft, auch beide Seiten einer Sache zu sehen. Wenn ein Thema offensichtlich für diejenigen, die eh alles wissen, auf der Hand liegt und nahezu alle sich ausschließlich in einer Windrichtung darin verbeissen, versuche ich, auch eine andere Sichtweise ins Spiel zu bringen, auch wenn diese nicht meine höchstpersönliche Meinung ist, einfach, um verschiedene Aspekte zu beleuchten.

Das wird dann sofort als Wertung oder gar meine persönliche Meinung ausgelegt - und sofort drischt die Keule wieder auf mein Haupt nieder.

Da nützt es auch gar nichts, wiederholt darauf hinzuweisen, WAS ich eigentlich meine - der ideologisch verblendete Poster WILL das gar nicht lesen, weil es ihm seine Sicht der Dinge ver-rücken könnte.

Dass ich oft gar keine Meinung dazu abgebe, sondern auf der rein objektiven Ebene eine Sache behandle, geht da naturgemäß unter, bzw. wird absichtlich und bewusst ignoriert.

Und, anstatt irgendwelchen Argumenten ebenso argumentativ zu begegnen, wie es im gedeihlichen Diskurs eigentlich üblich wäre, wird auf nichts eingegangen und stattdessen sofort wieder diverse krude Anschüttungen in den Raum geworfen, meist auch persönlicher Art. Diese ersetzen leider in immer stärker werdendem Ausmaß die Argumente.

Auf der anderen Seite wird natürlich jede Kritik an der jeweils eigenen Blase, politischen Partei oder was auch immer, sofort verleugnet, bzw. relativiert, bzw. durch weitere Vorwürfe davon abgelenkt.

Relativierung, das ist überhaupt ein sehr wichtiges Wort im Wortschatz mancher. Genauso wie das Wort Hetze, welches nahezu bei jeder Kritik am eigenen Weltbild oder Meinung in den Raum geworfen wird. Die Krone dessen ist übrigens der Vorwurf der mangelnden Intelligenz.

Die meisten scheinen die eigentliche Bedeutung des Wortes Hetze im übrigen gar nicht mehr zu kennen - Hauptsache, es wird nur oft genug in die Diskussion eingebracht - irgendjemand wird sich schon davon beeindrucken lassen, irgendwas bleibt immer hängen.

Dass man damit echte Hetze verharmlost, ist dabei offensichtlich leicht zu verschmerzen.

Weit sind wir gekommen, dass wir uns offensichtlich bereits auf dieser Ebene so begegnen müssen.

Ich frage mich wirklich, wo all dieser Hass herkommt, Hass auf jeden, der einer anderen Meinung als man selbst ist oder gar - Gott bewahre! - ein anderes Weltbild hat.

Und wenn es schon nicht Hass ist, was man ihm vorwirft, dann erklärt man ihn halt kurzerhand zumindest für DUMM.

Und dann wundern wir uns, wenn sich anderswo die Leutln gegenseitig die Köpfe einschlagen....

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Dieter Knoflach

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