Wenn es nicht so traurig wäre, wäre es ja geradezu zum Lachen:

Die SPÖ - ihres Zeichens bei den letzten NR-Wahlen abgewählte Kanzlerpartei der Mehrzahl der letzten Regierungen - übt sich seit ihrer Abwahl hauptsächlich im Beklagen von Zuständen, die sie selbst in rund 50jähriger Rgierungsbeteiligung zum Großteil mitverantwortet hat.

Und - in den allermeisten dieser Jahre war sie selbst der "große" Koalitionspartner und hat den Bundeskanzler der Republik Österrreich gestellt...

Die Fakten:

Es fehlen aktuell ca. rund 18.000 Betreuungsplätze für die unter Dreijährigen.

20% der Kindergärten in Österreich sperren vor 14 Uhr zu, in den Bundesländern sind zudem die Öffnungszeiten komplett verschieden - 22% haben nur bis 14 Uhr geöffnet, lediglich 40% länger als bis 17 Uhr.

In Wien, als hervorragendes Beispiel, haben die städtischen Kindergärten bis 17.30 geöffnet.

Nun könnte man einwenden - klar, Wien ist ja ROT regiert - hier sei allerdings noch einmal darauf verwiesen, dass die SPÖ sich keinesfalls seit Jahrzehnten, sondern erst seit einigen wenigen Monaten auf der unbequemen Oppositionsbank befindet und somit auch bundesweit in den letzten Jahren und Jahrzehnten durchaus die Möglichkeit gehabt hätte, auch außerhalb Wiens etwas zum Besseren zu verändern.

Sie ist tatsächlich nicht gestern vom Mond gefallen und auf der harten Oppositionsbank gelandet.

In den Ferien ist die Situation der Kinderbetreuung in Österreich auch nicht viel besser - in den Bundesländern finden sich völlig verschiedene Situationen, was die Anzahl der Schliesstage anbelangt:

Burgenland - 36 Tage!! - dazu kleiner Hinweis: das Burgenland ist ebenfalls seit Jahrzehnten SPÖ-regiert

Oberösterreich - 30 Tage

Vorarlberg - 31 Tage

Wien - 5 Tage, die sogenannte "Reinigungswoche"

Die SPÖ prescht nun mit der Forderung vor, die Kindergärten sollen im gesamten Land einheitlich, und zwar für maximal 15 Tage, geschlossen bleiben, und dabei während der Sommerferien höchstens 10 Tage, um den Eltern die bessere Vereinbarungsmöglichkeit mit ihrem Urlaubsanspruch zu gewährleisten.

Es wird weiters der flächendeckende Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen für unter Dreijährige gefordert.

Alles in allem:

Forderungen, die nicht durch die neue Regierung erst völlig neu entstanden sind - nein, diese Zustände werden schon seit geraumer Zeit beklagt.

Aber es ist halt immer einfacher, neue Verantwortliche zu kritisieren, anstatt eigene, jahrzehntelange Fehler einzugestehen.

Aber dieses Verhalten kann man auch in etlichen anderen Bereichen beobachten - die Leider-nicht-mehr-Kanzlerpartei gefällt sich momentan darin, alle Versäumnisse der letzten Jahrzehnte der neuen Regierung umzuhängen, so als hätte diese es tatsächlich zuwege gebracht, dieses Land in einigen wenigen Monaten derart umzukrempeln, dass man es nicht wiedererkennen kann...

Man hockt mehr oder weniger geifernd auf der Oppositionsbank und schießt aus allen Rohren. Wobei man allerdings in seinem Übereifer auch nicht davor zurückschreckt, durch die neue Regierung ergriffene Maßnahmen auch dann als furchtbar abzulehnen, auch wenn man sie selbst noch vor kurzer Zeit vorgeschlagen hat, Stichwort: 12-Stunden-Tag.

Und dass man dabei weitestgehend Dinge beklagt, die man selbst verursacht, bzw. NICHT verhindert hat, ist da wohl ein unwesentlicher Nebenaspekt...

Es wäre schön gewesen, hätte sich die SPÖ in den vergangenen Jahren während ihrer Regierungsbeteiligung auch so vehement gegen die böse ÖVP zu Wort gemeldet und durchgesetzt, das wäre irgendwie noch glaubwürdiger.

Aber - der gemeine Wähler wird´s schon nicht merken und womöglich kehrt ja der eine oder andere reumütig ins rote Lager zurück...