Die Stadt Wien heftet sich auf ihre Fahnen, besonders umweltfreundlich zu sein - und eines ihrer vorrangigen Ziele ist es, den privaten Individualverkehr zu reduzieren.
Nun, das klingt ja in der Theorie durchaus lobenswert - hat aber nicht viel mit der tatsächlich gelebten Praxis zu tun.
Wien 22, Stadlau: Dort befand sich jahrelang der von den Kunden aus der näheren und auch weiteren Umgebung geschätzte und viel frequentierte "Basar der MA 48" - der sogenannte "Mistflohmarkt", wo man gebrauchte und entsorgte Dinge des Alltags von den Mistplätzen günstig erstehen konnte. Für seine Stammkunden aus der näheren Umgebung, sowie NÖ und dem benachbarten Ausland war dieser Flohmarkt ein oft und gern frequentierter Marktplatz, wo man wunderbare Dinge erstehen konnte, wie: Geschirr, Dekoartikel, Bücher, CDs, Haushaltswaren, Kleidung, Spielzeug, Elektrogeräte, bis zu Möbeln. Oft fanden sich dort auch neuwertige Waren aus Geschäftsauflösungen, etc. Für Menschen mit kleiner Geldbörse eine sehr gute Gelegenheit, günstige, gut erhaltene Dinge des Alltags erstehen zu können, und für Flohmarktliebhaber nahezu ein Paradies mit wohlfeilen Preisen.
Dann verspürte die Stadt Wien offensichtlich das dringende Bedürfnis, auf den "Vintage-"Zug aufzuspringen und aus den Altwaren der Mistplätze künftig GOLD zu machen - und eröffnete im Juni 2015 in Wien-Margareten den "Tandlermarkt". Dieser zeichnete sich dadurch aus, dass er anstatt des gewohnten Flohmarkt-Ambientes nunmehr "boutiquemäßig" daherkam und "Design aus Müll" propagierte. Zu dementsprechenden Preisen selbstverständlich. Medial groß gefeiert, ist der Tandlermarkt nun das Liebkind der Stadtvewaltung.
Nicht so hingegen der kreuzbrave 48er Basar in Stadlau - dieser wurde nach einer monatelangen Sperre ("zum Umbau") zur Freude seiner Stammkunden im Jänner dieses Jahres endlich wieder eröffnet.
Doch was mussten diese sehen?
Aus dem ehemaligen Flohmarkt mit seinem vielfältigen Angebot war ein "Altmöbellager-Verkauf" der Stadtverwaltung geworden - statt der diversen Kleinwaren gibt es dort nur mehr Altmöbel der Stadt Wien zu kaufen nebst einigen Einrichtungsgegenständen.
Erklärung der zuständigen Abteilungsleitung der MA 48 sowie der geschäftsführenden Stadträtin:
Man hätte das Altmöbellager der MA 54 übernommen und müsse nun die abgediente Möblage der Stadt verkaufen.
Das neue Konzept der Stadt sehe deshalb vor, die Kleinwaren nur mehr im 5. Bezirk, dafür im 22. Bezirk nur mehr Möbel zu verkaufen, auch weil hier durch diese kein Platz mehr wäre für die anderen Waren....
Der 5. Bezirk sei außerdem leichter zu erreichen.
Nun, offensichtlich ist der Stadtverwaltung das Publikum an der Peripherie nicht mehr gut genug, man biedert sich lieber der urbanen Käuferschicht im "Bobo-Bezirk" an.
Dass man damit lediglich Verkehr generiert - denn wer fährt schon von den Außenbezirken mit den Öffis in den 5. Bezirk, um dort einzukaufen? - ist da wohl zweitrangig.
Von den ehemals fleißigen Einkäufern aus dem benachbarten Ausland, die zuhauf regelmäßig mit Kleinlastwagen den Markt besucht und nahezu leergekauft haben, gar nicht zu sprechen - die pilgern mit Sicherheit nicht mitten in die Stadt, wo es keine Parkplätze gibt und die Preise zudem um einiges höher sind als im 22. Bezirk.
Der kastrierte Basar in Stadlau dürfte aber auch nicht weiter von Interesse für diese Käuferschicht sein - denn wer kauft schon gern NUR ausrangierte Büromöbel?
Man führt zudem den Gedanken der Wiederverwertung von Gegenständen aller Art ad absurdum, wenn man den Leuten die Gelegenheit nimmt, die Dinge auch kaufen zu können....
Die Wiener Stadtverwaltung unter Federführung der SPÖ sollte sich einmal überlegen, wieso sie immer mehr an Zustimmung verliert - möglicherweise liegt es ja an ihrer Politik, die ohne Rücksicht an den Leuten vorbei und über ihre Köpfe hinweg betrieben wird?
Denn mit solchen Aktionen macht sie sich mit Sicherheit keine Freunde, sondern erhöht eher die Zahl der Frustrierten.
Dabei wäre es so einfach, die Bürger zufrieden zu stellen - dazu reicht manchmal schon ein Haufen Mist....