*Jugenderinnerungen* Meine Jugend bei der Jungschar und beim "Schmal"

Mit ca. 13 oder 14 Jahren, als wir alle gerade das andere - in unserem Fall das MÄNNLICHE - Geschlecht für uns entdeckten, steckten wir in unserer Clique aktiv in der Jugend unserer Pfarre.

Da gab es eine wöchentliche Jungschargruppe, die eine ältere, hm Erzieherin, leitete, die von uns allen "Schwester Maria" genannt wurde, obwohl sie in Zivil gekleidet war. Die leitete die Stunden im Gemeindehaus der Pfarre, und wir waren alle stets begeistert dabei. Im Pfarrgarten gab es einige Turngeräte, auf denen wir uns austobten.

Zudem waren wir alle regelmäßig bei der sonntäglichen Familienmesse - ich habe später nie wieder eine so gesteckt volle Kirche erlebt, der amtierende Pfarrer war überaus beliebt, auch bei der Jugend. Wobei für uns Jugendliche wohl eher der "Treffpunkt", als ein tatsächlich ernsthaftes Mitmachen bei der Messe im Vordergrund stand. Als besonders schön sind mir allerdings die "Jazzmessen" in Erinnerung geblieben, in denen rhythmische Kirchenlieder gesungen wurden.

Im Keller des Pfarrhauses gab es einen kleinen Turnsaal, in dem jede der Jungscharstunden mit einem Völkerballspiel beendet wurde.

Daneben gab es aber noch einen anderen, kleineren Raum, der unbenutzt war.

Und irgendwann bekamen wir von unserem Pfarrer die Erlaubnis, diesen für uns herzurichten.

In den folgenden Wochen wurde also eifrig renoviert: Die Wände in dunklen, hippen Farben gestrichen, einige alte Loungemöbel - vermutlich vom Sperrmüll oder aus Altbeständen gnädiger Anverwandter abgestaubt - darin platziert - eine Stereoanlage von wer weiß wo aufgetrieben - und fertig war UNSER Jugendraum.

Und dann fing es an mit unseren Parties - den berüchtigten "Pfarrerparties" der Schwarzlackenau.

Bei diesen Parties tummelten sich zig Jugendliche, und die Stimmung war jedesmal grandios.

Die ersten Pärchen fanden sich, und diejenigen, die gerade "einen Stand" auf ein besonders hervorstechendes Exemplar des anderen Geschlecht hatten, mussten sich damit begnügen, dieses aus der Ferne anzuschmachten - und waren glücklich über einen Blick des Objekts der Begierde, oder gar einen gemeinsamen Tanz.

Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass es da einen bestimmten Burschen gab, der der Schwarm so gut wie aller Mädchen war. Er war ca. 2 Jahre älter als wir und überaus gutaussehend, gab sich aber trotzdem mit uns ab, er hat einigen von uns zB die Schritte bestimmter Tänze beigebracht.

Mehr war da aber nicht - ich denke, er hat niemals im Traum daran gedacht, auch nur eines von uns Mädels ernsthaft in Betracht oder gar die nähere Auswahl zu ziehen. So mussten wir uns damit begnügen, ihn weiterhin im geheimen anzuschmachten...

Bald schon bildeten sich die ersten Pärchen, die fest miteinander gingen - und einmal kam es zu einem mittleren Skandal, als eines dieser Pärchen auf einer dieser Parties schmusend im Garten erwischt wurde...

Zu dieser Zeit wurde in der Schwarzlackenau ein großer Wohnblock errichtet - und in seinem Zentrum eröffnete ein Caféhaus, das Café "Schmal". Und ab diesem Zeitpunkt zog es die Jugend anstatt ins Pfarrgemeindehaus immer mehr ins Caféhaus, "der Schmal" wurde quasi zu unserem zweiten Wohnzimmer. Viele, viele Stunden verbrachten wir dort und starteten von dort aus auch unsere gemeinsamen Unternehmungen. Oft saßen wir stundenlang mit einem Cola dort, das uns quasi als "Existenzberechtigung" diente, denn mehr konnten wir uns als Schüler nicht leisten.

Ich denke, der Umstand, dass dieses Café auch heute, mehr als 30 Jahre danach, noch besteht, ist wohl zu einem Gutteil uns zu verdanken, denn es lag mitten in der Siedlung und hatte dementsprechend auch keine "Laufkundschaft" - und wir waren treue Kunden, wir saßen täglich dort. Oft auch mit älteren Jugendlichen, die dann schon auch mehr konsumierten.

Viele Beziehungen sind dort entstanden - und wurden auch dort beendet. Viele Probleme gewälzt und durchgekaut, Tränen geweint, wir hatten dort jede Menge Spaß zusammen.

Ich denke noch gern an diese Zeit zurück - und frage mich oft, was ist aus den Leuten geworden, denn bis einige wenige haben sich die Wege aller ziemlich in alle Richtungen zerstreut.

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Maila

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Michlmayr

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