Nachdem, wie wir Erwachsenen alle wissen, Briefe ans Christkind in den überwiegenden Fällen nichts oder nur sehr wenig bringen, weil es dieses Himmelswesen - und jetzt, liebe Kinder, seid ganz stark! - bekanntermaßen gar nicht gibt, versuche ich es jetzt einmal direkt - mit einem Brief schnurgerade zum Adressaten meiner dringlichsten Weihnachtswünsche.
Welcher sich in meinem Fall im Funkhaus des österreichischen Rundfunks befindet... es ist nämlich das RADIO, genauer gesagt, ein prominenter Wiener Lokalsender, der sich das Sendermotto HITS UND OLDIES auf seine Fahnen geheftet hat.
Mein Weihnachtswunsch?
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Danke!
I WÜ DOCH NUR INS RADIO...!
Also,...
liebe Senderverantwortliche, bzw. liebe Leutln, die ihr mit euren mit ausgezeichnetem Hörvermögen ausgestatteten Lauschorganen für den täglichen musikalischen Radiogenuss auf eurer Welle sorgt, leiht dieselben ausnahmsweise einmal mir!
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Ich schreibe Lieder, die ich auch selbst singe und danach aufnehme - und zwar quasi im "Alleinbetrieb" - ich bin ein "Ein-Frau-Unternehmen". Musikalische Unterstützung erfahre ich nur durch einen zumindest für mein Dafürhalten als genial zu bezeichnenden Tontechniker und Produzenten, der meine Werke arrangiert.
Veröffentlicht werden meine Lieder bisher lediglich auf Youtube und Facebook, bzw. in einigen wenigen Internetforen.
Und ich habe verschiedentlich versucht, sie auch im Radio unterzubringen, so euch bei eurem Sender, der immerhin DER Musiksender meiner Heimstadt ist.
Und habe dabei meine, hm, doch ziemlich intensiv-blauen Wunder erlebt...
Nämlich bisher durchwegs in Form von Ablehnung. Nun kann man bekanntermaßen über Geschmack nicht streiten, aber die Begründungen dafür sind doch einigermaßen bemerkenswert:
Ihr schreibt zum einen, dass die Wiener Musik auf eurem Sender - zitiere: "eher Falco oder Wanda beinhaltet".
Ein anderes Mal, bei einem weiteren Versuch mit einem anderen Lied, wurde mir Folgendes beschieden:
Zitiere:
Man versuche, "eine möglichst große Paletten- und Musikbandbreite abzudecken."
Wie jetzt?
Jetzt bin ich, zugegebenermaßen, doch einigermaßen verwirrt:
Wie hätt´ ma´s denn nun gern?
"Falco und Wanda"- oder doch lieber breit gefächert?
Aber es kommt noch verwirrender:
Im persönlichen Gespräch – weil ich es dann doch einmal genauer wissen wollte - wurde mir dann noch quasi zum Drüberstreuen die erstaunliche Auskunft erteilt, man spiele – gemäß dem Sendermotto - ausschließlich HITS (und Oldies), Unbekanntes jedoch nicht. Gut, mit einem Oldie kann ich jetzt aus nachvollziehbaren Gründen nicht wirklich dienen, aber was die Hits anbelangt, war ich dann doch einigermaßen perplex.
Meinem Einwand, dass doch gerade aktuelle Beispiele genau das Gegenteil beweisen – gibt es doch Interpreten, die gerade sprichwörtlich rauf- und runtergespielt werden, die ZUVOR auch niemand gekannt hat, wurde mit der Aussage entgegnet, dass man in besagtem Fall nicht „der erste Sender gewesen sei, der betreffenden Interpreten gespielt hätte“!
Nun – ich für meine Person kannte den Sänger nicht, bevor ich ihn erstmals im Radio gehört habe – und bis auf diejenigen, denen das Glück zuteil wurde, bei einem Live-Konzert des Künstlers dabei zu sein oder sonstwie als Insider im Musikbusiness unterwegs zu sein, wohl sonst auch niemand. Diese Leute sind aber vermutlich in vergleichsweise relativ geringer Zahl zu orten.
Nun, liebe Senderedakteure – korrigiert mich, wenn ich hier falsch liege – aber meiner Erfahrung nach – und die umfasst nun auch schon ein paar Jahrzehnte zumindest als versierte, weil sehr interessierte Radiohörerin – werden Hits auch und vor allem VOM RADIO gemacht. Nämlich dadurch, dass sie dort gespielt werden.
Ich möchte auch noch ein paar Gedanken zum Thema VIELFÄLTIGKEIT im Radio nahebringen – denn diese kommt, wie es scheint, oft ziemlich kurz.
Wann immer ich meinen Empfänger einschalte – ich kenne zu 95% die Musik, die mir entgegenschallt, die Vielfalt wird nämlich bei dem, was tatsächlich so on air auf uns losgelassen wird, in ziemlich engen Grenzen definiert.
Selbst von Künstlern, die bereits eine jahrzehntelange erfolgreiche Musikkarriere hinter sich gebracht haben, werden gefühlt lediglich immer die selben durchschnittlich 5 Nummern gespielt – nicht mehr.
So, als hätte ein mehrere Dezennien lang andauerndes Musikerleben kein breiter gefächertes Oevre zu bieten als ein paar wenige Nummern.
Und Neues – bis auf die paar Interpreten, auf die man sich offensichtlich bewusst festgelegt hat – und darauf, dass sie GUT zu sein haben – hört man kaum. Diese jedoch wiederum in Endlosschleife.
Von uns Bürgern wird ständig eingefordert, dass wir doch bitteschön die Vielfalt in unser Leben lassen sollen und alles NEUE und womöglich UNBEKANNTE auch in kultureller Hinsicht akzeptieren sollen – aber im Radio speist man uns stets mit der selben Musik ab.
Speziell zu Weihnachten ist dies eklatant zu beobachten, bzw. zu HÖREN:
Jährlich werden in einer Dauer-Wiederholung stets die selben Nummern abgespult – und man ist spätestens am 10. Dezember so weit, dass man sie nicht mehr hören kann.
Wir werden weichgespült, indem man uns immer die selbe Kost vorsetzt.
Dagegen hat es ein anderes, kreatives Weihnachtslied natürlich schwer – es wird einfach nicht gespielt, weil es eben kein HIT ist. Aber es wäre einmal etwas völlig Neues…
Ich wünsche mir von euch MEHR MUT zur Vielfalt – legt den Reflex, alles Unbekannte nahezu reflexartig abzuwiegeln, ab.
Ich wünsche mir außerdem mehr Mut zu HEIMISCHEN Künstlern – denn WER, wenn nicht die heimischen Radiosender, soll und kann die Kreativität der eigenen Interpreten unterstützen?
Ihr habt nichts zu verlieren – lasst doch die Zuhörer entscheiden, was ihnen gefällt, und was nicht.
Wenn eine Nummer tatsächlich schlecht ist, werdet ihr das an den Reaktionen merken, die Hörer sind ja nicht dumm.
Sie haben aber die Chance verdient, das auch entscheiden zu DÜRFEN.
Und dann erledigt sich die Sache sowieso schneller, als man denkt. Wo liegt also das Risiko?
Es wird tagein, tagaus so viel Schrott im Radio gespielt, dass man sich oft fragt, wie um alles in der Welt es Manches eigentlich bis dahin geschafft hat?!
Selbst stößt man dagegen an eine gläserne Wand, läuft gegen Mauern, die die Sender offensichtlich als Bollwerke gegen neue Interpreten, die über keine Connection zu irgendwem verfügen, aufgebaut haben.
Ich wünsche mir mehr Mut zum Durchbrechen dieser Mauer!
In diesem Sinn – vielleicht gibt es ja doch irgendwo, möglicherweise im trauten Verein mit dem Weihnachtsmann im hohen Norden - irgendwo ein Christkind, welches diesen Brief liest...!