Frei nach dem herrlichen Buch von Peter Wehle versuche ich mich am Wiener Dialekt und werde ihn jetzt für euch ganz wissenschaftlich aufbereiten.:)
Der Wiener Dialekt wird im Ausland sehr geschätzt - ich gestehe ja, ich hab dazu eine etwas zwiespältige Meinung, Manches davon ist mir schlicht zu ordinär, zB der oft beschworene MUNDL - oder korrekt: Edmund Sackbauer, Protagonist einer 70er Jahre-Serie, die mitten im 10. Hieb (Bezirk) angesiedelt war, und welcher einen ordentlichen Proleten gegeben hat, dessen Sprüche inzwischen legendär sind.... Die Serie hieß übrigens: "Ein echter Wiener geht nicht unter" und sorgte damals wohl für ein mittleres Erdbeben in der biederen österreichischen Medienlandschaft. Sie hat den Wiener Dialekt so richtig ins Augenmerk der darob baß erstaunten und oft auch echauffierten Öffentlichkeit gerückt. EDMUND SACKBAUER, die Hauptperson einer typischen Familie der Wiener Arbeiterklasse, hat sich darin einer mehr als unfeinen Wiener Sprache befleissigt.
Der Ausdruck Mundl hat sich übrigens aufgrund dieser Serie in gewissen Kreisen als etwas abfällige Bezeichnung für Wiener generell etabliert.
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Interessanterweise musste der den Mundl darstellende Schauspieler, Karl Merkatz, den Wiener Dialekt tatsächlich erst lernen - er spricht normalerweise schönes Hochdeutsch.:)
Ich mag hingegen den feinen Wiener Dialekt - bei dem zwar grundsätzlich in der Schriftsprache gesprochen wird, der aber doch eine weiche Sprachfärbung aufweist, die im Schönbrunner Deutsch gipfelt, welches vornehmlich von älteren Hofratswitwen gesprochen wird.
Was ich hingegen für sehr bedauerlich finde, ist, dass der Wiener Dialekt heutzutage leider immer mehr aus dem täglichen Sprachgebrauch verschwindet und dem deutschen Idiom Platz macht. Machen muss. Weil eben vor allem die TV-Landschaft von bundesdeutschen Produktionen beherrscht wird, bzw. der deutschen Synchronisation so gut wie aller fremdsprachigen Filme - unsere Jugend übernimmt immer mehr die deutschen Ausdrücke und somit gehen viele althergebrachte einheimische Ausdrücke verloren.
Um dem entgegenzuwirken, möchte ich hier an klassische Wiener Ausdrücke erinnern - ich versuche dabei, nach Alphabet vorzugehen - in meinem ersten Teil einmal von A - M:
A -
ABEZAHN - Faulenzen, Nichtstun, langsam Arbeiten; wobei hier das A als O gesprochen wird. Das ist im übrigen eine Spezialität des Wiener Dialekts....
AGRASL - ursprünglich für Stachelbeere, jedoch häufiger als Bezeichnung für nicht ganz so feine Leute gebraucht
auch hier gilt: A ist gesprochen gleich O
Ein Agrasl ist womöglich auch irgendwo AUGRENNT - dagegengestoßen, vornehmlich mit dem Kopf, was die Denkfähigkeit ziemlich beeinträchtigen dürfte.
Und wenn so einer AUFREIBT, dann wird´s gefährlich, wenn er einmal zu einem ordentlichen BRACHOLDER (Faustschlag) ausholt...
B -
Immer diese BANKERTEN! Immer diese schlimmen Kinder! Was übrigens gleichbedeutend ist mit GSCHROPPN - auch das ist eine etwas, hm, nicht ganz so liebevolle Bezichnungfür den lieben Nachwuchs.
Räumts eure FETZNBANKERTEN weg - die Lumpenpuppen!
BISSGURN - eine Bissgurn ist ein meist älteres, weibliches Wesen mit scharfer Zunge, welches einem zudem gern eine GOSCHN ANHÄNGT, sprich, einem einen kräftig-deftigen Spruch hinterherschickt.
BLUNZNFETT - fett zu sein an sich bedeutet, betrunken zu sein, blunznfett ist eine Steigerung davon, möglicherweise sehen sich die Ehegatten ebensolcher Bißgurn des öfteren dazu genötigt, einen über den Durst zu trinken.
Sie gehen sich womöglich auch des öfteren BRAUSEN, sie suchen das Weite, bzw. werden dazu genötigt.
Da kann es auch passieren, dass man sich das BEUSCHEL raushustet, blöd irgendwie, weil die Lunge braucht man...
C - ist nicht sehr ergiebig - vielleicht fällt dazu ja jemand anderem etwas ein?!
D -
DAMISCH - ist man, wenn man etwas verwirrt, benommen ist, womöglich nach dem Ausfassen eines DATSCHKERLS - welches man kriegt, wenn einem jemand eine kleine Ohrfeige verabreicht; und alles ist DULLI - wenn es besonders super ist, wenn´s nicht mehr wehtut. Wogegen wiederum der DULLIÖH ein ausgewachsener Rausch ist.
E -
EINETHEATERN tut man jemanden, wenn man ihm eine Falle stellt, oder das sprichwörtliche Haxl... währenddessen ein EINEDRAHRER jemand ist, der stets groß prahlt und aufschneidet - nicht zu verwechseln mit EIDRAHN - das werden Leute, die künftig schwedische Gardinen von innen besichtigen dürfen.
Und wenn´s ganz ENTERISCH wird, dürfen wir uns fürchten, das ist nämlich ziemlich unheimlich.
F -
Man sollte seine Mitmenschen lieber nicht FEANZN - verhöhnen oder auch veräppeln. Manche machen dabei auch FISIMATENTEN - das sind wiederum Albernheiten, oder SPOMPANADELN.
Was, den FETZN willst anziehen? Als Fetzn wird in Wien so einiges bezeichnet ==>
Kleidung, ein gewöhnlicher Lappen - der Ausreibfetzn (Aufwaschtuch), aber auch ein Rausch.
FITZEL doch nicht so herum! Was bedeutet, mit kleinen Dingen zu hantieren, dazu brauchts wohl eine gute Feinmotorik, sonst machst lauter FUZERLN - kleine Fusseln.
Und dann sollte man keinen FOTZ MACHEN, keinen Flunsch ziehen.
G -
Das ist aber GAGGERLGELB - kinderlulugelb (Kinderurin-färbig)
Und renn nicht durch den GATSCH - bleib aus dem Schlamm. Aber auch sonstige undefinierbare breiartige Massen werden gern als GATSCH bezeichnet, auch undefinierbare Speisen.
Übrigens - günstig, wenn man genug GERSTL besitzt.... welches für Geld steht.
Ich liebe mein GRÄTZEL, ich würde es ungern verlassen, es ist mein gewohnter Kietz. Da könnt ma auch ins GEIGELN kommen, etwas unsicher herumtorkeln.
Tja, da könnt ma leicht GRAWUTISCH werden.... nämlich ordentlich grantig. Allerdings ist ein GRAWUTSCHKERL wieder ganz etwas anderes - etwas ganz Kleines, Süßes nämlich.
Mit so süßen Kleinen hat man normalerweise kein GFRETT - keinen Ärger. Die machen auch meistens ein freundliches GFRIES, was wiederum für Gesicht steht.
H -
Hast du guate HABERER - kannst du dich glücklich schätzen, gute Freunde zu besitzen. Aber in den HÄFN kehren wohl nur die wenigsten gern ein - denn auch hier kann man schwedische Gardinen von innen betrachten.
Alte HADERN (mit O) hört man wieder gern, währenddessen niemand sich gern mit HALAWACHLN umgibt, weil sie gemeinhin als unzuverlässliche Bengel gelten.
Diese haben meistens auch keine HACKN (mit O), sind HACKNSTAD. Sie verfügen leider über keinen fixen Arbeitsplatz, sondern sind arbeitslos.
Wenn du dir einen HAXEN gebrochen hast, kommst du dahergeHATSCHT.
Aber für a HAßE am Würstlstand reichts immer noch.
Haxn = Bein, Hatschen = humpeln, Haße = Heiße Wurst am Kiosk.
In welchem HIEB von Wien wohnst du? Das betrifft dann wohl den Wohnbezirk, oder? Außerhalb der gewohnten Umgebung könnte es leicht passieren, dass einem einer das HACKL INS KREUZ HAUT - die Hacke in den Rücken stößt.
Na HAWEDERE! Na,"habe die Ehre" - was ein heftiger Ausdruck des Erstaunens ist.
I -
Ein Deo sprüht man sich in Wien üblicherweise unter die IRXN, die Achseln.
Und bitte, sei doch nicht so ein I-TIPFERL-Reiter! Sei nicht so ein Korinthenkacker!
J -
Viele Leute fürchten sich hingegen vor einem JAUKERL, einer Injektion beim Arzt. Unterlässt man dieses aber rechtzeitig, kann es durchaus passieren, dass man abJANKERT - diese schöne Welt vorzeitig verlassen muss. Selbiges verwendet man allerdings auch dafür, wenn ein Unternehmen/Geschäft schließt, zusperrt.
JESSAS, das darf doch nicht wahr sein! Jesus!
JESSASMARANTJOSEF!... könnt´ ma da nur noch sagen - was eine etwas gekürzte Version von "Jesus, Maria und Josef" ist und einen Ausruf des Erschreckens darstellt. Wobei man dabei auch gern die sprichwörtlichen Hände über dem Kopf zusammenschlägt. Manchmal wird auch anstelle von Josef MARIA angerufen: JESSASMARANTANA!
Am ehesten wohl mit dem ständig gehörten "O mein Gott!" vergleichbar, welches ich persönlich ziemlich fürchterlich finde..
K -
Brennt die Sonne heiß vom Himmel, ist ein KALABRESER von Vorteil - ein großer Hut. Auch bei Kälte empfiehlt sich eine Kopfbedeckung, sonst fängt man womöglich noch zum KÖCHAZN an - und so ein Husten kann lästig sein. Auch weil man sich dabei so leicht verKUTZT, verschluckt.
Und man kann dann auch nicht mehr mit KARRACHO laufen oder toben - es fehlt schlicht und ergreifend die nötige Geschwindigkeit, die Energie.
Hast an KLESCHER? Hast du einen an der Klatsche? könnte man hingegen manche Zeitgenossen fragen.
Aber KRUZITÜRKN auch!
L -
Die Faulen LARGIEREN ("laschiern") gern bei der Arbeit, sie überanstrengen sich nicht gern, faulenzen lieber.
Aber das bered´ ma ned, ist doch a LERCHERLSCHAS, oder? Aber darüber sprechen wir nicht, ist doch eine Lappalie?
Viel unangenehmer ist ein LETSCHERTER/LÄTSCHERTER Salat, sowas von labbrig...
LEIWAND (mit AU) ist das nicht....
Und den LURCH kehren wir schön aus der Stube - die Woll-, bzw. Staubflusen sind nicht wirklich schön anzuschauen.
Aber bitte nicht vor Lachen ANLUDLN - nicht in die Hose urinieren, LULU (Urin) macht sich nicht so schön im Gewand. Das wird nur bei Kindern nachsichtig toleriert.
M -
Hoffentlich bist du nicht MAROD, weil Kranksein ist nicht lustig.
Und wennst keine MARIE hast, das ist noch weniger super. Dann bist nämlich wirklich arm, ohne Geld in der Tasche...
Und MIACHTLN willst vermutlich auch nicht.... weil das riecht nicht gut.
Da könnt´ dich leicht ein MISTELBACHER aufhalten wegen Geruchsbelästigung der Umgebung. Und mit Polizisten sollte man sich tunlichst nicht anlegen...
Und auch bei den MENTSCHERN kommts nicht so gut an - junge Mädchen mögen nämlich keine Zeitgenossen, die MÜFFELN.
Da könnt ma sich a MURDSTRUMM Dachtel einfangen. So eine "mordstrumm" (riesengroße) Ohrfeige ist ja auch nichts angenehmes.
So, dieses war der erste Exkurs in die Wiener Dialektsprache - jetzt geh ich einmal MATRATZE HORCHEN zum Erholen....
Fortsetzung von N - Z folgt...