Ich möchte euch heute von meinem ersten vierbeinigen Freund erzählen, es war TEDDY, ein stattlicher Berhardinerrüde.

Teddy kam in unsere Familie, als ich 10 Jahre alt war. Meine Mutter hatte damals ein Gasthaus am Rande Wiens gepachtet und sich einen "Wachhund" gewünscht.

Also kam Teddy im zarten Alter von wenigen Wochen ins Haus - und es war Liebe auf den ersten Blick, Teddy war von Anfang an MEIN Hund.

Nachdem meine Eltern aufgrund des Gasthauses den ganzen Tag eingespannt waren, kam uns Kindern - meiner um ein Jahr älteren Schwester und mir - die Aufgabe zu, für den täglichen Auslauf des Hundes zu sorgen. Das haben wir abwechselnd erledigt, jede von uns hatte jeden zweiten Tag "Hundetag".

Ich kann mich gut an stundenlange Spaziergänge auf der Donauinsel erinnern - die damals noch einfach die "Donauwiese" war und ein riesengroßes Terrain vom Hubertusdamm bis zum Donauufer umfasste, wo man stundenlang marschieren konnte. Die Neue Donau samt Donauinsel, wie wir sie heute kennen, gab es damals noch lange nicht.

Ich habe Teddy bereits als Welpen überall hin mitgeschleppt. Wir erkundeten gemeinsam halb Floridsdorf - und nicht nur einmal habe ich den doch einige Kilo wiegenden Welpen auf meinen Armen heimwärts getragen, weil er gar so gewinselt hat. Durch mich hat er viele Geschäfte kennengelernt, und damit wurde auch sein Sozialverhalten geprägt, er war stets, als er noch bei uns war, ein äußerst freundlicher und umgänglicher Zeitgenosse.

Wie waren wir stolz darauf, als unser halbwüchsiger Bursche sich dann das erste Mal beim Pinkeln nicht mehr wie die Hundemädchen auf die Wiese setzte, sondern sein Bein noch etwas unsicher an einem Strauch hob! :)

Teddy war ein äußerst potenter Rüde - keine Hündin war vor ihm sicher. Gab es irgendwo im Umkreis eine läufige Hundedame - Teddy wusste das und beglückte sie mit ihren Besuchen. Das spielte sich dann so ab, dass er die Haustür der jeweiligen Hundebesitzer stundenlang "bewachte" - wollten diese das Haus verlassen, haben sie schlicht und ergreifend im elterlichen Gasthaus angerufen und ich wurde ausgeschickt, den Hund nach Hause zu holen. Ich war nämlich die einzige, der er halbwegs gefolgt hat, mir ist es auch relativ rasch gelungen, ihn einzufangen. Selbstverständlich hat er auch mich stets eine Weile gepflanzt, bis er sich dann dazu herabgelassen hat, doch gnädigerweise mit mit nach Hause zu gehen. Es ist nicht nur einmal so gewesen, dass ich als allererstes, wenn ich von der Schule heimkam, hörte, "Hol bitte den Hund von XY!" Manchmal war es aber auch so, dass er mir bereits freudig entgegenkam, weil er schon nach Hause wollte, offensichtlich aber selbst den Mut nicht dazu hatte, heimzukommen.

Ich kann mich auch gut erinnern, dass er mich einige Male bei der Verfolgung einer vierbeinigen Angebeteten sogar an der Leine hinterhergeschleift hat, er hat doch um etwas mehr gewogen als ich.

Teddy war somit in ganz Floridsdorf bekannt, was nicht nur positive Folgen hatte. Nicht nur einmal bekamen wir Besuch der Exekutive, die uns aufgrund einer Anzeige, der Hund würde "irgendwo frei herumlaufen und die Leute erschrecken", aufgesucht hat - und der Hund friedlich schlafend im Nebenzimmer lag.

Wochentags hat meine Mutter stets das Gasthaus gegen 6 Uhr aufgesperrt, danach die Hunde geschnappt, um mit ihnen ihre Morgenrunde auf der nahegelegenen Wiese zu erledigen, währenddessen sind bereits die ersten Stammgäste gekommen und haben sich selbst an der Bar mit ihren ersten Getränken versorgt. Ich habe ebenfalls mein Frühstück immer am Stammtisch des Gasthauses gegessen - mit dem Hund unter dem Tisch zu Füßen.

Am Sonntag war es stets die Aufgabe von uns Schwestern, die frühmorgendliche Gassirunde zu erledigen und danach das Hundefutter herzurichten.

Meistens war das Kuddelfleck, den meine Eltern kübelweise vom Markt holten. Ich erinnere mich noch gut daran, dass man den Geruch danach stundenlang nicht mehr von den Fingern bekam.

Nach etwa einem Jahr bekam Teddy dann weibliche Gesellschaft, und zwar in Form einer jungen Mischlings-Bernhardinerhündin von einem Bauernhof, die wir auf den klingenden Namen MILLIE tauften. Den Namen hatte meine Mutter ausgesucht, weil sie einst eine Tante gehabt hatte, die ebenfalls Millie hieß, und die hatte in den Kindheitstagen meiner Mutter ebenfalls einen Hund gehabt.

Eines Tages sprach mich tatsächlich auf der Straße eine alte Dame an, als sie hörte, wie ich meine Hunde rief. Siefragte mich, wieso unsere Hündin Millie heiße und meinte, das wäre auch ihr Name. Und als ich ihr daraufhin die Geschichte unserer Tante Millie erzählte, stellte sich heraus, dass sie eben diese Tante war!

Ich habe in der Folge viele Stunden bei Kaffee und Kuchen mit den Hunden in ihrem großen Garten verbracht.

Ich habe ungefähr zu diesem Zeitpunkt meine erste Kamera bekommen, eine winzige "Pocketkamera" um damals stolze 99,- ATS. Mit dieser habe ich unzählige Fotos meiner Hunde gemacht, leider sind nur mehr ganz wenige davon erhalten geblieben, und diese zudem in einem ziemlich schlechten Zustand.

Der Lauf der Natur machte auch vor unseren beiden Hunden nicht halt - und so kamen eines schönen Tages 13 putzige Hundewelpen zur Welt. Es ist nämlich gar nicht so einfach, Hunde innerhalb eines Haushaltes auseinander zu halten - und an Kastrieren dachte damals noch niemand.

Für die Geburt wurde ganz einfach ein alter zweitüriger Kleiderkasten zur Geburtskiste umfunktioniert und mit Stroh gefüllt in ein Nebenzimmer gelegt. Die Geburt aller Welpen hat nahezu einen ganzen Tag gedauert.

Wie damals (leider) üblich, blieben nur 6 davon am Leben, aber diese haben unser Haus ganz schön durcheinandergebracht. Millie selbst hatte allerdings an ziemlich schwerwiegenden Folgen dieser Geburt zu leiden, sie musste danach an beiden Hüften operiert werden.

Aber wir haben alle verbliebenen Welpen auf gute Plätze vermittelt.

Damals war ein Hundeleben noch relativ einfach - um solche Kleinigkeiten, ob ein Hund jetzt irgendwo ohne Leine herumläuft, bzw. ob er akkurat bei Fuß geht, hat man sich vor 40 Jahren noch nicht wirklich gekümmert. Unsere Hunde sind stets ohne Leine miteinander über die Wiese getollt. Es hat sich auch niemand daran gestört. Von dieser Freiheit können heutige Vierbeiner vermutlich nur mehr träumen.

Meine Mutter wollte statt des damals gepachteten kleinen Vorstadt-Gasthauses stets ein eigenes Lokal, die Verpächterin weigerte sich jedoch, zu verkaufen.

Also sind wir in der Folge durch Wien und halb NÖ getingelt, um uns Gasthäuser, die zum Verkauf standen, anzusehen.

Entschieden hat sie sich letztendlich für eines in Wien-Simmering.

Und so übersiedelten wir samt den Hunden dann ans andere Ende der Stadt.

Leider gestaltete sich das weitere Leben am anderen Rand von Wien mit den Hunden nicht mehr so einfach - wir Kinder mussten täglich nach Floridsdorf zur Schule fahren, somit fehlte uns die Zeit für sie, außerdem gab es in der näheren Umgebung kein geeignetes Areal für ausgedehnte Spaziergänge mit zwei so großen Hunden. Zudem lag das neue Gasthaus einige Straßen von unserer Wohnung entfernt, sodass die Hunde während der Nacht allein im Gasthaus verblieben. Und dementsprechenden Lärm veranstalteten, weil sie das nicht gewöhnt waren. Als es deshalb zu Problemen mit den Nachbarn kam, gaben meine Eltern die Hunde schweren Herzens weg.

Sie übersiedelten in ein Gestüt in der Nähe von Baden, dessen Besitzer längere Zeit zuvor schon Teddy hatte kaufen wollen.

Leider stellte sich ungefähr ein Jahr später, als meine Schwester sie besuchte, heraus, dass das neue Zuhause nicht so optimal war - das Areal rund ums Haus war nicht abgezäunt, und unser freiheitsliebender Teddy war einige Male mit Millie im Schlepptau in der Gegend herumgestromert, sodass die Besitzer ihn an die Kette legten. Denn ganz in der Nähe verlief die Autobahn...

Meine Schwester war geschockt - denn aus unserem gutmütigen Teddy war ein aggressiver Kettenhund geworden. wäre er nicht an der Kette gehangen, hätte er sie wohl im ersten Augenblick, bevor er sie erkannte, angegriffen.

Zudem hatten die beiden abermals Nachwuchs bekommen und sie hatte den Eindruck, dass es dem nunmehrigen Besitzer durchaus nicht unrecht gewesen wäre, hätte sie die beiden wieder mitgenommen, denn Teddy hat seinen neuen Herrn wohl nicht wirklich anerkannt.

Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ich mir danach wochenlang den Kopf darüber zerbrochen habe, WIE ich meine Hunde wieder zurückholen könnte, oder wo ich einen Platz für sie finden könnte - das ist mir natürlich nicht gelungen.

Und so trage ich diesen Schmerz heute noch mit mir herum, nach mehr als 40 Jahren - und ich träume noch immer von meinen beiden ersten Hunden, ganz besonders jedoch von Teddy.

Und nun möchte ich euch einige Bilder zeigen - sie sind schon 40 Jahre alt und deshalb teilweise in keinem guten Zustand mehr.

Teddy - tatsächlich ein Bild von einem Hund

Millie

Verzeiht bitt die Qualität...

Teddy als Welpe auf der Donauwiese

Millie als Welpe

Stolzer Vater

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