Wer kennt das nicht - man lernt jemanden kennen, bei dem man meint, man befinde sich auf der selben Wellenlänge, die gesellschaftspolitischen Ansichten, die man vertritt, ähneln sich in ihren Grundsätzen, und man fühlt sich ungefähr den selben Dingen verbunden.

Lacht über die selben Dinge und empfindet zudem füreinander neben Sympathie auch eine gehörige Portion Empathie. Eine gute Freundschaft kann man in ihrer Intensität tatsächlich mit LIEBE gleichsetzen.

Man hat zudem eventuell die gleichen politischen Anschauungen, was einer Freundschaft ziemlich zuträglich, aber nicht unbedingt erforderlich ist. Denn eine wirkliche Freundschaft muss auch Divergenzen in gewissen Bereichen des Lebens aushalten können.

Freundschaft zeigt sich ja auch darin, dass man verschiedene Meinungen artikulieren und sich auch darüber austauschen kann, manchmal auch in mehr oder weniger heftigen Auseinandersetzungen.

Aber über all dem bleibt immer die Freundschaft bestehen, sie hält das aus.

Auch Ehrlichkeit ist etwas, was eine gute Freundschaft ausmacht - die Bereitschaft, dem Freund auch unangenehme Dinge zu sagen, so dass dieser daraus im besten Fall auch lernen kann. Eine gute, konstruktive Kritik ist etwas, was unter Freunden immer möglich sein muss, auch das macht das Wesen einer Freundschaft aus.

Dazu kommt in manchen Fällen, dass man auch die gleichen Feinde ausmacht, sich gemeinsam über sie lustig macht oder sie bekämpt, je nachdem, wie intensiv die jeweilige Feindschaft ist, bzw. wie wichtig der Bereich, den sie betrifft.

Man verbündet sich, schmiedet womöglich Pläne, wie man den gemeinsamen Gegner unschädlich machen kann oder ihn sich einfach nur vom Leib schaffen, und freut sich an dem Gelingen eines möglichen Schlachtplans.

Gemeinsam Unsinn treiben, der andere ihren Kopf schütteln lässt, das ist das Salz in jeder guten Freundschaft.

Kurz, man ist ein gutes Team.

Gemeinsame Erlebnisse schweißen zudem zusammen - und man kann noch nach Jahrzehnten miteinander über gemeinsam Erlebtes herzlich lachen, auch wenn es beim direkten Erleben gar nicht so lustig schien - durch den Zug der Zeit wird alles vergoldet.

Doch bisweilen zerbrechen Freundschaften.

Niemand kann genau sagen, wie und warum - so sich diese Bruchlinie nicht anhand eines einzelnen (oder mehreren) Erlebnis(sen) dingfest machen lässt.

Es genügt schon, wenn sich einer der Beteiligten verändert. Sei es durch das Kennenlernen anderer Menschen, die auf einmal wichtiger werden, durch persönliche oder berufliche Weiterentwicklung, an der der ehemals gute Freund nicht teilhat, oder einfach, weil es sonst aus diversen Gründen nicht mehr passt.

Man entwickelt sich einfach diametral auseinander.

Und nicht immer geht dieses Auseinanderdriften für beide Seiten in gleicher Weise vonstatten, manchmal bleibt ein Part ratlos zurück und fragt sich, was denn eigentlich passiert ist.

Hat man eine Entwicklung verschlafen?

Ist man selbst auf einer niedrigeren Stufe stehengeblieben, sodass man am "Höhenflug" des ehemaligen Freundes nicht teilhaben kann?

WER ist Schuld am Zerbrechen der Freundschaft, die doch eine so kostbare zu sein schien?

Im besten Fall ist ein klärendes Gespräch möglich - in vielen jedoch nicht. Da bleibt ein Teil zumindest tief verletzt zurück.

Weil zu dieser Verletzung auch noch die schwärende Frage nach dem WARUM unbeantwortet bleibt.

Denn jemand, der sich von einer anderen Person weg entwickelt, hat meistens kein Interesse daran, sich einer Entblößung seiner Motive zu stellen.

Weil er sie meistens auch nicht benennen kann.

Es wäre ihm vermutlich auch zutiefst unangenehm, sich mit dem abgeworfenen Ballast noch weiter abzugeben.

Und vielleicht ahnt er es auch im Innersten, dass er sich womöglich nicht ganz optimal verhalten hat.

Auch deshalb scheut er die Konfrontation mit seinem Handeln.

Dabei wäre es nur allzu menschlich. Und zwar aus dem einfachen Grund, damit auch der andere mit der Sache abschliessen kann und in seiner Seele frei ist, um sich andere Freunde zu suchen.