Sonntag, früher Nachmittag. Das Telefon läutet. Am Apparat: Angela Merkel für ihren österreichischen Kollegen Werner Faymann. Sie macht das, was de Maiziere später als "konsultieren" bezeichnen wird. Sie teilt Faymann mit, dass sie die Grenzen dicht machen und den Bahnverkehr zwischen Österreich und Deutschland stoppen wird. Punktum.
Werner Faymann reagiert: Rasch, zielbewusst und konsequent. Er ruft in der Muthgasse an und informiert seine Lieblingspostille. Damit ist die Katze aus dem Sack. Die Deutschen erfahren aus einem österreichischen Medium, wie sich die Regierung entscheiden wird.
Jetzt ist auch in Österreich eine Krisensitzung angesagt. Was wird man mit den zehntausenden Flüchtlingen machen, die weiter nach Österreich strömen und diesmal kommen, um zu bleiben. Unfreiwillig.
Und Faymann spielt einmal mehr den Beschwichtiger. Trotz aller warnenden Stimmen in der Krisensitzung reagiert er de facto gar nicht. Punktuelle Kontrollen. Das ist alles, wozu sich der Kanzler durchringt.
Und übermorgen gibt´s einen Termin bei "Mutti" zur Befehlsausgabe. Bis dahin werden 10.000 bis 20.000 Flüchtlinge nach Österreich gekommen sein. Bis zu doppelt so viel, wie die USA im ganzen Jahr 2016 aus Syrien aufnehmen werden.
Der Kanzler agiert mit sicherer Hand und tut - gar nichts. Es wird wieder an der Zivilgesellschaft liegen, die Folgen abzufedern.