Sport und Patriotismus sind ein heiß diskutiertes Thema, insbesondere im Fußball. Ich selbst halte nichts vom Konzept einer Nation und sehe auch keinen großen Sinn im Schwenken von Fahnen, dennoch ging für mich die Aussage der Jungen Grünen in Deutschland zu weit, die verlangten, Fans der deutschen Nationalmannschaft sollten während der EM 2016 keine Fahnen schwenken. Eine Fußballmannschaft ist nichts anderes als ein Verein; auch die Nationalmannschaften können als Vereine betrachtet werden. Das Schwenken einer Fahne würde demnach nichts weiter als die Fanzugehörigkeit zu einer bestimmten Mannschaft charakterisieren. So gibt es auch Menschen, die einer Nationalmannschaft sind, zu dessen "Nation" sie ansonsten keinen Bezug haben. So gibt es z.B. einige, die Fan der brasilianischen Nationalmannschaft sind, obwohl sie selbst keine Brasilianer sind.

Natürlich gibt es auch einige Beispiele, in denen es nicht bei einer sportlichen Rivalität bleibt und es nach Spielen zu Ausschreitungen zwischen den Fans kommt; auch bei Nationalmannschaften. Wenn dieser Patriotismus nicht auf das Spiel beschränkt bleibt, sondern auch abseits des Platzes eine Rolle spielt (wie bei Hooligans), dann wird es problematisch.

Prinzipiell ist es also kein Problem, wenn man in Stadion eine Nationalflagge schwenkt, v.a. da viele Teams mittlerweile multikulturell sind (z.B. Österreich, Deutschland, Schweiz, Frankreich etc.). Die österreichische Nationalmannschaft war schon immer multikulturell, man denke nur an Matthias Sindelar, dem Star des Wunderteams. Sindelar wurde in Tschechien geboren (damals Österreich-Ungarn). Josef Bican, einer der besten Fußballer aller Zeiten, spielte sowohl für Österreich als auch für Tschechien. Daneben gab es auch noch die Stars des jüdischen Wiener Vereins Hakoah, wie Moses Häusler oder Egon Pollak. Veli Kavlak, türkischer Abstammung, wurde mit Österreichs U20-Nationalmannschaft 2007 sensationell 4.. Ümit Korkmaz begeisterte bei der EM 2008. Ivica Vastic und Zlatko Junuzovic wurden beispielsweise in Jugoslawien geboren. David Alaba, Gewinner der Champions League 2012/2013 mit Bayern München, ist der heutige Star des österreichischen Fußballs; seine Mutter stammt von den Philippinen, sein Vater aus Nigeria. Und Deutschland? Deutschland wurde 2014 Weltmeister, u.a. mit Mesut Özil, Sami Khedira und Jerome Boateng.

Patriotismus im Fußball ist somit keineswegs schlecht, solange dieser Patriotismus inkludierend ist. Zudem sind viele Fußballnationalmannschaften Beispiele für gelungenen Multikulturalismus.

1
Ich mag doch keine Fische vergeben
Meine Bewertung zurückziehen
Du hast None Fische vergeben
4 von 6 Fischen

bewertete diesen Eintrag

MartinMartin

MartinMartin bewertete diesen Eintrag 20.09.2016 15:17:14

Noch keine Kommentare

Mehr von Gorlitharius