Wenn man die aktuelle Situation in den heimischen Nahrungsmittelversorgungsmärkten sieht, ahnt man, dass wohl wieder eine Hungersnot angekündigt ist - und so mancher fürchtet bereits, Silvester in der Schlange an der Kassa verbringen zu müssen. Aber die meisten schaffen es dann doch noch rechtzeitig weg und feiern mit Freunden. Vielen Freunden. Zum Beispiel am Silvesterpfad in Wien. Damit sie später ihren Enkeln auch mal vom Krieg erzählen können.
Es werden aber andererseits auch immer mehr, die sagen: "Ich brauche zu Silvester keine Böller und Kracher. Ich bin sowieso das ganze Jahr über der Knaller." Andere wiederum demonstrieren schon 2 Tage vorher, dass sie unter vorzeitigem Samenerguss leiden.
Ich selbst habe für mich beschlossen, ab jetzt nur mehr Jahrtausende groß zu feiern. Bis dahin beschränke ich mich darauf, jedes Jahr Wetten abzuschließen, was früher abstürzt: die Freunde in meiner Umgebung oder das Handy-Netz.
Ein physikalisches Grundgesetz besagt anscheinend, dass "Dinner for One" im TV gezeigt werden muss. Und Millionen von Menschen hoffen, daß der Tiger endlich den vertrottelten Säufer auffrisst.
Dann trete ich pünktlich zu Mitternacht ans geöffnete Fenster und simuliere die Heuler-Feuerwerkskörper billig mit meinem auf höchste Lautstärke eingestellten Megaphon. Dazu gibt es ein Konzert der vorsorglich eingekauften und entsprechend konsumierten billigeren Bohnen statt Raketen. Danach legen wir "Last Christmas" auf den Plattenteller und granteln dazu, wie früh im Jahr DAS schon wieder gespielt wird.
Wie jedes Jahr gilt: erst weißt du monatelang vorher nicht, was du an Silvester machen wirst. Und danach erinnerst du dich nicht daran, was du gemacht hast. Aber du ahnst: es gibt einen Grund dafür, dass am 20.September jeden Jahres 5% mehr Menschen Geburtstag haben als an jedem anderen Tag des Jahres.
Viele nehmen sich fürs kommende Jahr irgendwas vor. Sie wollen endlich zum Rauchen anfangen. Oder endlich den Geschirrspüler ausräumen. Oder mal ein Vollkornbrot essen. Oder marginal mehr laufen als saufen.
Die meisten ärgern sich dann, wenn am Ende des nächsten Jahres noch so viele Vorsätze übrig sind. Schon die Indianer wussten: ein guter Vorsatz ist ein Pferd, das oft gesattelt, aber nur selten geritten wird.