Und es begab sich zu der Zeit, dass die Maktforschungs-Institute wieder einmal Weihnachten ausriefen und die Menschen zum Konsum aufforderten. Dieses Jahr sollte ein besonders gutes Jahr werden und der Konsum würde über alle Maßen steigen - forderten die Institute. Bis in den hintersten Winkel von Mittelfranken drang die frohe Kunde, und so machte sich an einem Samstagmorgen "Vadder" mit seiner Familie und zwei Autos auf, um in der kleinen, romantischen Stadt einen Tannenbaum zu kaufen.
In der Stadt gibt es eine große Kirche mit einem gewaltigen Turm. Und im Schatten der Kirche lagerten Tannenbäume ohne Zahl. Kleine, mittlere, große Tannenbäume - alles was das Herz des Tannenbaumsuchers begehrte. Die Preise für einen gestandenen Tannenbaum waren hier um einiges höher als auf dem nächsten Supermarkt-Parkplatz. Doch das war Vadder egal, denn schließlich waren die Tannenbäume, die im Schatten der Kirche verkauft wurden, besondere Bäume. Quasi vom lieben Gott gesegnet. So dachte Vadder.
Und schon bald nannten Vadder und seine Familie einen dieser besonderen Tannenbäume ihr Eigen - nach ausgiebiger Beratung natürlich. Und weil nichts so schön grünt wie ein Tannenbaum, wurde flugs noch ein weiterer Tannenbaum gekauft - nach ausführlicher Beratung natürlich. Den sollte eine Dame aus der Verwandtschaft bekommen.
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Nachdem Vadder nun seinen Obolus beim Tannenbaumverkäufer entrichtet hatte und sein Geldbeutel daraufhin leer war, blickte er ein letztes Mal in die leuchtenden Augen seiner Kinder und seiner Herzallerliebsten. Dann lud er die Tannenbäume in seinen Kombi, murmelte ein "Vadder unser" in seinen Dreitagebart und düste von dannen.
Nach kurzer Fahrt langte er vor dem Haus der Dame aus der Verwandtschaft an und drückte beherzt den Klingelknopf. Oh, was für ein Leuchten, was für ein Strahlen, als sie Vadder und seinen Tannenbaum sah. Ihr Busen wogte heftig und es hätte nicht viel gefehlt und sie wäre Vadder um den Hals gefallen. Doch Vadder blieb cool, lud den Tannenbaum im Flur des Hauses ab - und machte sich nach kurzem Gruß mit seinem Kombi vom Acker.
Zu Hause angekommen hob Vadder den herrlich nach Harz duftenden Tannenbaum aus seinem Kombi und lagerte ihn fachgerecht im heimischen Carport. Seine Familie würde erst später kommen, und so ging Vadder ins Haus und genehmigte sich erstmal einen Metaxa.
Vor wenigen Tagen erst hatte er diesen Metaxa günstig beim Discounter-Süd erstanden. Der Metaxa wurde unter dem Namen "Akropolis" verkauft und mundete Vadder ausgezeichnet. Und so trank er noch einen, und noch einen ... Und weil Vadder in einer innigen, selbstironischen Beziehung mit sich selbst lebte, dachte er jedes Mal, wenn er trank, an Mireille Mathieu und an den Refrain von "Akropolis Adieu". Das heißt, eigentlich dachte er an Demis Roussos und an den Refrain von „Goodbye my love - Goodbye Auf Wiederseh'n“ aber mit dem Text von ... Schwierig, ja schwierig. Doch Vadder war sehr belustigt und trank noch einen Metaxa.
Dann legte sich Vadder ins Bett und schlief den Schlaf des Gerechten. Und als er wieder aufwachte und schlaftrunken ins Wohnzimmer wankte, da war der Tannenbaum bereits geschmückt und erstrahlte in hellem Lichterglanz. Und er sah in die leuchtenden Augen seiner Kinder und seiner Herzallerliebsten … Hach ja.
Ja, so könnte es gewesen sein, oder? Und wenn er nicht gestorben ist, dann glaubt Vadder das noch heute.