Immer öfter habe ich das Gefühl, dass das eine These in unserer heutigen Gesellschaft ist. Genauso wie die Tatsache, dass Skigebiete zwangsmodernisieren müssen. Anderenfalls können sie wohl oder übel zusperren. Die Gier ist ein Luder...
Aber nun zu dem Punkt mit der Ausbildung. Ich habe mich schon oft genug beschwert, dass man Leute oft genug gemäß ihrer Ausbildung "beurteilt". Allgemein sind Vorurteile für mich ein Nogo. Ist ein Mann, der ein ärmelloses Leiberl trägt, automatisch ein Vollprolo? Oder sind Maurer, Verkäufer usw. "dumm"? Es gibt bestimmt auch Akademiker, deren IQ nicht über die Tischkante hinausreicht.
Eine konkrete Situation brachte mich auf diesen Beitrag. Ich wollte mir einen Arzttermin ausmachen. Der Sohn vom besagten Doktor war während der Volksschule einer meiner besten Freunde. Später gab es schulische "Zwischenfälle", weshalb sich das Verhältnis unserer Eltern drastisch änderte. Er und ich hatten somit letztlich nichts mehr miteinander zu tun.
Das Kapitel Schule ist zum Glück vorbei. Ich habe seinen Vater immer gemocht. Natürlich hätte ich auch einen anderen Arzt vom selben Fach auswählen können. Aber wieso sollte ich das nicht ausnutzen, wenn ich ihn eben kenne?
Jedenfalls hat mir meine Mutter gesagt, dass ich bezüglich Studium das und das erwähnen muss. Darauf reagierte ich ca. so "Warum? Ich marschiere sicher nicht deshalb zum Arzt. Hier geht es um meine Gesundheit und nicht um irgendein akademisches Wetteifern." Aber ok, scheinbar ist ihr das so peinlich, dass ich mit seinem Sohn nicht mindestens "gleich auf" bin...
Erstens haben wir völlig verschiedene Studienrichtungen eingeschlagen und zweitens kann man diese nicht einmal annähernd miteinander vergleichen. Oft wird gesagt, dass z.B. Psychologie ein "Lärchalschas" ist. Das würde ich erst behaupten, wenn ich selbst diese Erfahrung machen durfte oder mich vom Gegenteil überzeugen konnte.
Was ist jetzt das Problem? Bin ich weniger wert als der Sohn des Arztes? Nur weil ich unimäßig vielleicht etwas hinten bin? Glaubt ja nicht, dass ich mich jetzt deshalb im Keller einsperre. Denn ich beurteile niemanden nach Titeln. Wenn mir die Person super sympathisch ist und ich mit ihr irgendwie auf einer Wellenlänge bin, spielt die Ausbildung keine Rolle. Ich würde also nie sagen "Ah du bist nur Verkäufer? Eigentlich mag ich dich, aber da du keinen Titel hast, will ich mit dir nichts zu tun haben." Genauso wenig werde ich mir einmal etwas auf meinen Titel einbilden. Ja, ist sicher schön usw. Aber ich werde sicher nicht verlangen, dass sich alle vor mir mit den Worten "Werter Herr Dipl.Ing." verbeugen müssen. Zum Glück gibt es kein derartiges Problem mit meinem Ego, dass ich so etwas nötig hätte. Demnach finde ich es beispielsweise auch immer wieder lustig, wenn sich jemand auf das Siezen versteift. Das hat nichts mit Respekt zu tun. Denn dann hätte man vor seinen Eltern genau keinen Respekt, obwohl man ohne sie gar nicht hier wäre...
Eine ähnliche Situation wegen Titelgeilheit habe ich jetzt zu Ostern erleben dürfen. Ein Bekannter, der auch schon seit Jahren ins besagte Quartier fährt (und den ich klarerweise dort kennenlernte), hat mich am ersten Abend vorzeitig im Speisesaal getroffen. Die erste Frage war gleich: "Na, Herr Titel?" Habe dann beinhart mit "Na" geantwortet. Was soll ich da auch großartig herumlügen. Mir ist das nicht peinlich und ich bin deshalb sicher nicht weniger wert als er.
Zusammenfassend kann ich sagen: Die Titelaussage geht mir am A**** vorbei. Da breche ich gerne aus der Gesellschaft aus und sage, dass ich insbesondere in dieser Hinsicht anders bin.