Wer hat solche Leute nicht in seinem Umfeld? So wie es überall schwarze Schafe gibt, hat nahezu jeder zumindest eine Person in seinem Bekanntenkreis, die man mit "falscher Freund" abstempeln könnte. Oft ist das einem nicht gleich bewusst, aber die "scheinbaren Freunde" wissen leider genau, wann und wie sie einen zum Narren halten können. Wenn man deren "Taktik" bemerkt, ist es meistens schon zu spät. Dann macht man sich eben gerne einmal selbst Vorwürfe, warum man so nett war etc.
Meiner Meinung nach gibt es ein bestimmtes Verhaltensmuster, woran sich schon erahnen lässt, wie "gespielt" wird. Melden sich gewisse Leute nur dann, wenn sie von dir etwas brauchen, dann sollte man vorsichtig sein. Oft fragen sie einen im Vorfeld so ganz unauffällig (Achtung: Ironie), wie es einem geht etc. Nach diesem "Smalltalk", der für sie nur eine hinreichende Bedingung zum eigentlichen Ziel darstellt, kommt dann z.B. so etwas: "Du, ich wollte eigentlich nur fragen, ob....". Es kann natürlich sein, dass ich von einem guten Freund einmal wirklich etwas brauche (oder umgekehrt). Der Unterschied ist eben, dass ich ihn auch kontakiere, wenn es nicht zu meinem eigenen Vorteil ist. Also man sich z.B. einfach so auf ein Bier zusammensetzt und das eben kein "Vorwand" ist, weil man ja den Kumpel letztendlich "nur" um einen Gefallen bitten möchte.
Benötigt man aber einmal selbst die Hilfe dieser Personen, so sind sie oft gar nicht verfügbar oder erfinden irgendwelche Ausreden. Sobald man deren "Spiel" bemerkt hat, sollte man sich überlegen, ob man da wirklich mitmachen möchte. Wenn man dem nicht gezielt eine Handlung entgegensetzt, artet das alles immer weiter aus und man wird nach Strich und Faden ausgenutzt. Die "Täter" machen das zu 90 % bewusst, aber es gibt bestimmt auch solche, die gar nicht wissen, was sie da eigentlich anrichten. Die Energievampire gehören ebenfalls hier dazu, aber eben in ihrem speziellen Kontext. In diesem Beitrag möchte ich das allgemein betrachten. Ausnutzen ist keinesfalls ein schöner Charakterzug - kann also sehr wohl auf die Substanz des "Opfers" gehen. Das hängt jedoch wieder davon ab, ob letzteres irgendwann doch Grenzen setzt und wie sie diese einhält. In diesem Fall ist die Konsequenz das Mittel zum Erfolg. Die "Täter" finden sich leider schnell genug jemand anderen, der auf ihre Masche einsteigt. Hört sich blöd an, aber: Die wissen leider genau, was zu tun ist.
Nun möchte ich auf einige meiner derartigen Erlebnisse eingehen. In meinem Studium wurde mir zum ersten Mal richtig bewusst, dass das Ausnutzen offenbar keine Seltenheit ist. Mir erzählten viele, dass sie früher während ihrer Studienzeit z.B. jeden Samstag auf ein paar Bier gingen etc. Also dass man eben mit seinen Kollegen noch unterwegs war und man sich auch einmal außerhalb vom Hörsaal sah. Wenn sich ältere Menschen mit ihren Bekannten treffen, hört man oft "wir kennen uns vom Studium". Heute ist das scheinbar ganz anders. Inzwischen bin ich nur mehr mit einem Uni-Kollegen wirklich befreundet. Am Anfang schien eigentlich alles so zu laufen, wie mir das immer erzählt wurde. Ich weiß noch genau, wie das am ersten Unitag war: Gut 20 Minuten vor dem Vorlesungsbeginn setzte mich einfach irgendwo hin und fing recht bald mit dem Kollegen neben mir zu reden an. Er fragte mich dann irgendwann, wie ich eben heiße. Habe ich ihm natürlich gesagt und stellte ihm daraufhin selbige Frage. Das beste war: Er hieß auch Gregor. Was für ein Zufall? Du setzt dich irgendwo in einen fast vollen Hörsaal (die letzten mussten dann schon auf den Stiegen Platz nehmen) und dein "zufälliger" Sitznachbar hat den gleichen Vornamen. Manchmal ist die Welt eben schon "klein". ;) Die neuen Studenten wurden anschließend von den älteren herumgeführt und im Zuge dessen ergaben sich gleich weitere Kontakte. Schon nach der ersten Woche waren wir so eine "Gruppe" aus ca. zehn Leuten und vernetzten uns via Dropbox. Zu Silvester machte einer der Kollegen eine Party, wo eben mein Namensvetter und ich auch eingeladen waren (die restlichen Mitglieder unserer Clique hatten für den Jahreswechsel leider schon andere Pläne...). Allgemein war es im ersten Jahr super, zu meinem Geburtstag kamen ein paar Kollegen zu mir und wir feierten die Nacht durch. Die anderen von unserer Clique machten das großteils auch so. Doch je weiter wir im Studium kamen, umso mehr brachen die Kontakte ab. Manche sah man natürlich nicht mehr so oft, da die Lehrveranstaltungen nur im ersten Jahr für alle gleich waren. Aber mit einigen hatte ich auch weiterhin viel zu tun, weil sie eben den gleichen Zweig gewählt hatten und wir somit die ganzen Übungen gemeinsam absolvierten.
Es kam ein sehr schweres Fach auf uns zu - ich hatte davor etwas Angst (den anderen ging es diesbezüglich ähnlich...). Deshalb informierte ich mich, ob uns da nicht jemand helfen kann. Ich dachte also an eine Art Nachhilfe. Habe dann jemanden gefunden, der uns wirklich "gerettet" hat. Immer war ich derjenige, der sich mit ihm traf und alles abwickelte. Der Kollege erklärte mir Woche für Woche seine Lösungen (ich versuchte das dann bestmöglich an meine "Leidensgenossen" weiterzugeben...) und danach rechneten wir immer seine Leistungen ab. Das Geld holte ich mir natürlich in entsprechenden Teilen von meinen Kollegen zurück. Mit der Zeit nervte es mich, da sie sich meistens wie kleine Kinder benommen haben und ich ihnen des Geldes wegen entsprechend "nachrennen" musste. Irgendwann kam es so weit, dass sich einer weigerte, seinen Betrag zu zahlen. Der Grund: Ich hätte ja einem anderen Kollegen, der nicht in unsere Clique involviert war, einfach so unsere Lösung erklärt bzw. weitergegeben. Dafür bekamen wir von diesem aber ein anderes Beispiel, dass wir selbst nicht hatten. Somit verstand ich die Aufregung nicht und ich war einfach nur froh, als das Semester und damit die Lehrveranstaltung zu Ende war (haben es alle geschafft und jeder hatte schlussendlich eine angemessene Note). Ich war irgendwie stolz, dass wir die schwerste Übung somit einigermaßen gut über die Runden gebracht hatten. Andererseits war ich aber auch vom Verhalten meiner Kollegen etwas enttäuscht. Denn wer war es, der sich immer mit der "Nachhilfe" getroffen und zusammengesetzt hat? Wer hat seine Zeit dafür geopfert und wer hat alles geregelt und überhaupt eingefädelt? Ich. Das von ihnen dafür nicht einmal ein "danke" kam, fand ich schon ziemlich arg. Als ob das alles selbstverständlich gewesen wäre...
Im nächsten Semester war ich nicht mehr so blöd... Ich hatte mir sehr viel vorgenommen und es war aus meiner Sicht notwendig, für die schwerste Übung dieses Semesters wieder Nachhilfe zu organisieren. Allerdings wollte ich das diesmal nur für mich machen. Irgendwann ging es mir dann am Nerv, dass ich so mit keinem wirklich über die Beispiele sprechen konnte. Aber lieber das, als wieder ausgenutzt zu werden. Schließlich merkte ich, dass manche immer mit den Resultaten ihrer Prüfungen prahlten, um zu zeigen, wie gut sie nicht sind. Ich versuchte aber unabhängig davon mehrmals ein Treffen zu organisieren, damit wir uns auch einmal privat sehen. Also außerhalb der Uni. Das kam aber nie zustande und ich habe dann irgendwann resigniert und mich eben damit abgefunden. Dennoch habe ich wiegesagt mit einem Kollegen nach wie vor sehr viel Kontakt. Er stellt in gewisser Weise eine Ausnahme dar, da er mir auch schon oft geholfen hat. Analog borgte ich ihm schon öfters meine Unterlagen etc.
Generell denke ich, dass sich das "Studienbild" geändert hat. Heute sieht es meiner Meinung nach oft so aus, dass man mit den Leuten großteils nur zu seinem eigenen Vorteil Kontakt hat und der Rest einen gar nicht kümmert. Ich kann da jetzt natürlich nur von meinem Studium sprechen - vielleicht ist ja das bei anderen ganz und gar nicht so.