Mir dieser Einstellung marschierte ich am vergangenen Montag ins Happel! Wir sind seit dem 8.9. fix für die EM 2016 qualifiziert. Man hätte jetzt sagen können, dass es auswärts gegen Montenegro und daheim gegen Lichtenstein um nichts mehr geht. Doch unser Team ruhte sich nicht auf den Lorbeeren aus - stattdessen spielte man mit der gleichen Motivation weiter. Wie wenn jedes dieser Spiele das EM-Finale wäre. Das hat sich absolut ausgezahlt. Denn wir schrieben Geschichte. Die EM-Quali wurde ohne Niederlage abgeschlossen. Von 30 möglichen Punkten holten wir 28. Was soll man dazu noch sagen, außer: "Gruppensieger, Gruppensieger, hey, hey!"
Ich war 2009 beim Freundschaftsspiel gegen Kamerun im Wörtherseestadion live dabei. Man könnte meinen, dass unser Nationalteam nur wegen des Erfolgs so gehyped wird. Klar - seit sie sich so weiterentwickelt haben, macht es noch mehr Spaß, ihnen beim Einfahren der Punkte zuzusehen. Ich war aber auch schon davor Fan und habe nie gejammert. Also dass wir so schlecht sind und es sich gar nicht lohnt, dafür den Fernseher einzuschalten. Demnach bin ich fußballmäßig absolut KEIN Deutschland-Fan und verstehe es nicht, wie ein Österreicher in diesem Kontext zu Deutschland halten kann. Mir kommt die DFB-Elf immer sehr arrogant vor und man sieht ja, was gegen Irland passierte. Darüber freute ich mich natürlich. Und ich bin davon überzeugt, dass wir es jetzt mit Deutschland aufnehmen könnten. Immerhin war es bei unseren Nachbarn erst durch das 2:1 gegen Georgien fix, dass sie zur EM fahren. Bei uns hingegen schon ca. 1 Monat zuvor. Sicher hatten wir oft das notwendige Glück, aber das war nicht die alleinige Ursache für unsere Erfolge gegen Russland, Schweden und Montenegro.
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Am 12.10. fand wiegesagt das Abschlussspiel einer historischen EM-Quali statt. Ich habe bisher die ganzen Spiele vor dem Fernseher verfolgt. Doch diesmal kam ich mit Glück zu einer Karte. Ich habe sie nicht gewonnen, sondern ein Freund verkaufte mir die seines Vaters. Letzterer sei nicht im Lande und mir wurde angeboten, dass ich stattdessen mitgehen kann. Das Spiel gegen Lichtenstein war schon lange zuvor ausverkauft. Ich nahm sein Angebot natürlich dankend an. Wir waren im Fansektor. Allerdings fehlte mir die Stimmung. Mit 90-minütigem Singen und Schreien war es leider nichts. Ein Fußballabend kann meiner Meinung nach als "geil" bezeichnet werden, wenn man am nächsten Tag eine heisere Stimme hat. Das war diesmal nicht der Fall. Mir hat es insgesamt trotzdem sehr gut gefallen, aber die Leute um uns herum waren nicht wirklich aktiv. Es war eh so kalt, wie kann man da ruhig sitzen? Ich zog zum Match eine Skiunterwäsche an. Die war absolut notwendig. Aber trotzdem wollte ich mich bewegen - sei es nur zum Schwingen der Stiegl-Fahne.
Bereits 2 Stunden vor Anpfiff marschierte ich richtung U4 los. Von Ober St.Veit nach Stadion ist doch ein breiter Weg. Ich sah schon an der Wienzeile die ersten Fans richtung Ubahn spazieren. Meine Fanbekleidung legte ich erst direkt vor dem Stadion an. Den Österreichschal von 2008 fand ich nicht mehr. Aber egal, den brauchte ich nicht. Die U4 war gut gefüllt. Am Karlsplatz stieg ich in die U2 um. Gleich einmal hieß es "technisches Gebrechen". Super! Dazu ein komplett gefüllter Zug. Ich stieg trotzdem ein und wartete. Ca. 1 Stunden hatte ich noch Zeit. Die Ubahn setzte sich schneller in Bewegung als erwartet. Aus einer Gruppe von Fans quetschte sich einer noch in den Wagon. Er meinte zu seinen Kollegen "Wir seng si in Nicklsdorf". Daraufhin lachten etliche Leute. Einer neben mir scherzte "Nächster Halt: Hamburg". In jeder Station waren die Bahnsteige ziemlich voll und es konnten immer nur wenige Leute in den bereits überfüllten Zug einsteigen. Immer wenn jemand "ich müsste aussteigen" sagte, lachten alle mit. Glücklicherweise stand ich halbwegs frei und nicht direkt bei der Tür.
Kurz vor der Station Stadion lächelte mich eine blonde Dame an. Habe zurückgelächelt und immer wieder hingeschaut. Beim Aussteigen sah ich sie dann am Bahnsteig. Ich sprach sie an "Host auf mi gwort?". Sie antwortete lachend "Na, auf mein Vota". Die beiden wählten dann einen der hinteren Stiegenabgänge, wo es sich nicht so staute. Machte ich ihnen nach. Schließlich ließ ich die Dame mit ihrem Vater ziehen und kümmerte mich um einen ordentlichen Fan-Dresscode. Ein Frankreich-wir-kommen-Schal und ein rot-weiß-roter Hut wurden sogleich erworben. Ich wollte noch eine Fahne. Die war allerdings recht groß. Vorerst legte ich sie schön zusammen und steckte sie ein. Als Umhang könnte ich sie noch immer verwenden. Bzw. Edgar borgen, falls er nicht in Fanbekleidung erscheint. Die Fahnenstange warf ich weg, da sie mich nur behinderte.
Ich war recht schnell im Stadion, jetzt musste ich nur mehr den Platz finden. Die Beschilderung ist nicht sehr übersichtlich. Der Security konnte mir zum Glück weiterhelfen und so fand ich den Platz sofort. Edgar war ca. 10 Minuten später da. Auch er irrte ein wenig herum, bis er unsere Plätze fand. Er war normal angezogen und begnügte sich mit der Stiegl-Fahne, die auf jedem Platz vorzufinden war. Wir filmten beide immer wieder mit, als z.B. die Hymne gesungen wurde. Bzw. "I am from Austria" usw. Zeitweise kam es mir so vor, als wären wir schon Europameister. Aber grundsätzlich konnte der gestrige Abend gefeiert werden und es war ein historischer Erfolg.
Mir wurde recht rasch klar, dass ich schon viel zu lange nicht mehr im Stadion war. Sei es für Rapid oder Österreich. Beim Freundschaftsspiel Rapid-FC Nürnberg war die Stimmung so wie ich es möchte. Auch wenn wir nicht führen oder gar in Rückstand sind - 100%ig für die Mannschaft einsetzen. Das ging mir gestern etwas ab. Aber ich sang immer mit. Egal, ob "Oh, wie ist das schön" oder "Wir singen rot, wir singen weiß, wir singen rot-weiß-Österreich".
Nach dem Spiel blieb ich noch einige Zeit im Stadion. Ich sah mir an, wie Spieler und Betreuer auf die Bühne gerufen wurden bzw. die Mannschaft die Ehrenrunde im Stadion drehte. Dazu gab es immer wieder das Fahnenmeer und natürlich einen Fanchor zu Marcel Koller. Er hat die Mannschaft geformt und es geschafft, dass jeder für jeden geht. Spezielle Charaktere wie Arnautovic sind nun gesetzt und werden immer besser. Letzterer war auch gestern der beste Mann am Platz. Als Rapidler mag ich sogar unseren National-Torhüter Robert Almer. Auch wenn er als einer von ganz wenigen in unserer Bundesliga spielt, finde ich es unfair zu sagen, dass er für die Nr 1 falsch sei. Koller hat auf ihn gesetzt und ihm das Vertrauen gegeben. Und man sieht, dass Robert das zu schätzen weiß. Er passt genauso ins Team dazu wie unser Bayernstar oder andere Legionäre. Das Endprodukt - also die Mannschaft - muss passen und funktionieren. Denn Fußball ist nun einmal ein Mannschaftssport.
Edgar verließ vor mir das Stadion. Als ich ging, war an vor der U-Station sehr viel los. Wir wurden aufgefordert, auch die vorderen Eingänge zu benutzen. Letztendlich gab es überall einen Stau und man musste warten. Besonders lustig war es, als im Abstand von ca. 3 Minuten folgende Durchsage wiederholt wurde: "Bitte beachten Sie die Anweisungen der Polizei und des Ubahn-Personals. Danke" Wir antworteten darauf jedes Mal mit "Bitte". Ich musste selbst nach dem fünften Mal noch immer darüber lachen. Nun ging es mit der U2 bis Schottenring und von dort mit der U4 richtung Hütteldorf. Meine Fanbekleidung ließ ich auch nach dem Match an. Den Hut nahm ich nicht ab. In Ober St.Veit winkten mir zwei von der anderen Straßenseite zu. Ich zog nochmals die Stieglflagge und schrie hinüber "Frankreich, wir kommen!".
Letztendlich brauchte ich für den Rückweg ca. 50 Minuten. Ich war sehr froh, dass ich dabei sein durfte. Endlich konnte ich die Mannschaft wieder lautstark anfeuern. Auf das neue Rapid-Stadion bin ich schon gespannt. Das werde ich sicher oft besuchen. Genauso wie künftige Heim-Länderspiele. Ich hätte auch nichts dagegen, Rapid oder das Nationalteam zu einem Auswärtsspiel zu begleiten. Alleine ist das halt etwas langweilig.
Damit bin ich auch schon beim Schlusspunkt angelangt. Ich bin erstaunt, dass es meiner Erfahrung nach doch recht wenige wirkliche Fußballfans gibt. Also solche, die sich selbst bei -30 Grad für ihr Team die Seele aus dem Leib schreien. Leider kam ich auch erst recht spät auf den Geschmack, obwohl mein Vater früher Fußballer war. Er hat heute noch zu seinen Kollegen von damals Kontakt und einmal im Jahr sehen sie sich in Kärnten. Als Kind interessierte mich Fußball nicht, doch nach und nach konnte ich mich dann dafür begeistern.
Als Manuel in meine Klasse kam, wurde ich richtiger Rapidfan. Davor war ich das nur so passiv. Er war der einzige Freund, mit dem man immer über Fußball reden konnte. Sicher hätte er mir schon längst vorgeschlagen, nächsten Sommer nach Frankreich zu reisen. Aber das macht er jetzt bestimmt auf seine Art. Er war gestern auch dabei und gab 100%. Vielleicht hat ihn Koller als 12. Feldspieler gebracht. ;)
Als der SKN St.Pölten sein EL-Märchen hatte, war ich mit Manuel natürlich live dabei. Wir wurden blöd angeschaut, weil wir Stimmung machten. Das fiel mir gestern wieder ein, wie die meisten während des normalen Spielverlaufs träge herumsaßen. Das kann man zu Hause vor dem Fernseher machen, aber im Stadion bitte Vollgas. Und zwar in guten wie in schlechten Zeiten. Fendrich würde sagen "I steh zu dir, bei Licht und Schotten, jedazeit". Genau das ist das Entscheidende. An alle Erfolgsfans: Geht sch*****. Und falls ihr das heute schon erledigt habt: Doppelt hält bekanntlich besser.
Wo sind unter euch die Fans, die auch bei Regen, Schnee, Blitz und Donner etc. die Farben von ihrem Verein bzw. Vaterland tragen?
Forza Rapid Wien bzw. immer wieder Österreich!