Grexi
Gestern war ein Tag für die Geschichtsbücher. Nein, ich habe den Lauf nicht gewonnen. Aber einfach das Gesamtkonzept war legendär. Der 21.5. war bisher der geilste Tag des Jahres!
Für mich begann die Berglaufsaison mit der ersten Station vom Traisental Berglaufcup 2016. Dazu gleich ein für mich komplett unbekanntes Gebiet. Ich wusste lediglich, dass es dort einmal 2 Schlepplifte gab. 2012 hat ein Kollege aus dem Forum einen LSAP-Bericht geschrieben und die Ruinen fotografiert. Vermutlich waren die Lifte da bereits für ca. 10 Jahre am Verrotten. Keiner wusste, ob sie noch immer stehen. Ich habe das gestern nach dem Lauf überprüft. Alles weg. Nur mehr die Lifthäuschen sind vorhanden. Stützenfundamente konnte ich keine mehr entdecken. Man war beim Abtragen wohl sehr gründlich. Ewig schade um dieses Gebiet. Dort war Skifahren sicher super. Aber die Gesellschaft hat ja nur Augen für Ballermanndestinationen mit Glasdisco am Berg... Gestern waren wir davon zum Glück Lichtjahre entfernt.
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Ein Liftfreund ließ sich in den letzten Wochen von meiner Laufsucht anstecken. Er hatte sich auch noch vorab online angemeldet. Ein weiterer Spezi war unser Fotograf bzw. Fahrer. Während wir noch die Euphorie im Startbereich genossen, tuckerte er mit seinem Wagen die Forststraße hinauf. Unterhalb vom finalen Steilstück war der Parkplatz, von dort hatte er nur mehr 10 Minuten bis zur Hütte.
Schließlich ging es am Krichenplatz in Hohenberg zur Sache. Alle hatten ihre Startnummern montiert und die Sportunion Hohenberg konnte in Kürze den zweiten Gschwendtlauf auf ihren Namen verbuchen. Uns wurden noch ein paar Feinheiten gesagt. Dass z.B. bei km X ein Wasserloch auf der Strecke sei und da bitte keiner hinensteigen soll. Ich habe die Stelle gar nicht bemerkt. :) Vom Steilstück am Ende wurde auch gesprochen. Die besagten 600 m haben es angeblich besonders in sich - wir sollen uns die Kräfte ja gut einteilen.
Ich positionierte mich ganz vorne, um auch einmal auf den Startfotos gut oben zu sein. Schließlich wurde mit einem Gewehr der offizielle Startschuss abgefeuert und es lief dahin. Durch den Knall wurde das ganze Tal wach. ;) Im ersten Kilometer war ich durchaus unter den besten. Doch ich erinnerte mich schnell, was mich am Schluss erwarten würde. Die Strecke war mir komplett unbekannt. Aber ich wusste schon, dass das ein Lauf durch großteils unberührte Natur werden würde. Genau das habe ich schon vorfreudig erwartet.
Anfangs ging es noch auf einer Asphaltstraße relativ flach dahin. Nach rund 1 km kam erst Schotter-Untergrund. Die km-Marken waren wieder mit orangenen Linien eingezeichnet worden. Ebenso gab es ggf. entsprechende Pfeile am Boden, damit man sich nicht verläuft.
Ich drosselte nach km 1 das Tempo ein wenig. Die führende Gruppe war schon außer Sichtweite, kümmerte mich aber nicht mehr. Allmählich ging es in den Wald und es kam die erste engere Kurve. Danach wurde die Forststraße etwas steiler. Ich wusste, dass ich noch 1 - 1,5 km vor mir hätte, ehe die Ladestation käme. Letztere war zwischen km 3 und 4. Die 1000 m unterhalb der Ladestation waren für mich irgendwie besonders schwierig. Ich könnte mir vorstellen, dass dies erst meine Gewöhnungsphase an die Strecke war. Nach der Ladestation hatte ich den Rhythmus gefunden und ließ mich nicht von anderen beeinflussen.
Ab nun ging es bis zum Parkplatz konstant bergauf. Die Steigung war in diesem Abschnitt recht gleichmäßig. Es wirkte so, als würde man eine endlos lange Forststraße hinaufrennen. Doch ich erblickte schließlich, wie vorne einige Läufer eine Rechtskurve machten. Bald wurde mir klar, dass sich dort der Parkplatz befand. Unser Kollege konnte also bis dorthin fahren - was für ein Glück. :)
Grexi
Kurz davor war die 5 km Marke. Am obigen Bild seht ihr den Blick vom Parkplatz auf das Steilstück. Habe ich nach dem Lauf extra fotografiert. Achtung: In echt ist es 10 mal heftiger als am Bild! Ich hielt mir wieder vor Augen, was uns auf den letzten 600 m erwarten würde. Und ja, es war wirklich brutal steil. Ich habe keinen gesehen, der da durchgehend lief. Speedwandern war hier weitaus mehr von Vorteil. Anfangs probierte ich noch einen Mini-Laufschritt mit stark vorgeneigtem Oberkörper. Ich spürte recht bald, was da für eine Kraft auf die Füße wirkte. Es kam mir vor, wie wenn ich mich im Laufschritt anschleichen würde. Ich entschied mich für Speedwandern. Ein paar Kinder standen am Wegrand und riefen zu mir "Hallo Nr 7". Ich konnte sogar noch "Hallo" erwidern.
Grexi
Hier seht ihr es gut. Jeder kämpfte in diesem Abschnitt. Das war die ultimative Challenge bei diesem Lauf. Man muss sich selbst gut genug kennen, um zu wissen, was man sich in früheren Streckenabschnitten zumuten kann/sollte. Wenn man die Strecke allerdings nicht kennt, ist das nochmals etwas anderes. Es gab Anfang Mai sogar einen Trainingslauf, aber davon wusste ich bis dato nichts. Hätte aber selbst in dem Fall nicht mitgemacht, da ich so Bergläufe ins Unbekannte sehr gern mag. Nächstes Jahr wird es natürlich anders sein. Genauso wie ich heuer in Ochsenburg und St.Aegyd bereits weiß, was mich erwartet. Hier geht es darum, meine Leistung im Vergleich zum Vorjahr zu verbessern.
Grexi
Der Mann hinter mir sollte mich noch überholen, doch ich setzte dann im Finish nach. Aber vorerst blieb ich beim Speedwandern. Das Steilstück am Ende hat einem echt nochmals alles abverlangt.
Grexi
Hier seht ihr es nun. Ich merkte zu dem Zeipunkt bereits, dass es nur mehr flach weiterging. Bzw. hörte man die Zielrufe recht deutlich. Ich erahnte schon, dass es nach der Kurve geschafft sei. Also wartete ich nur mehr den passenden Moment ab, um nochmals in den "5.Gang" zu schalten. Damit überholte ich die Nr 47 eindeutig und kam als 35. im Ziel an.
Grexi
Das waren 6 km Streckenlänge mit 570 m Höhenunterschied. Nun konnte ich mich gleich mit isotonischen Getränken und Obst stärken. Ich stellte erst nach 2 Minuten fest, dass ich die Pulsuhr gar nicht gestoppt hatte. Die stand in dem Moment, wo es mir auffiel, auf 47 und noch etwas. Ich brauchte knapp unter 45 Minuten. Nach so einem Lauf muss der Körper erst wieder auf "Normalhaushalt" umstellen. Das Zeitgefühl geht bei der körperlichen Anstrengung meiner Erfahrung nach flöten.
Mein Lauf- und Liftkollege war 4 Minuten nach mir im Ziel. 2 komplett fertig, während der dritte topfit im Zielbereich stand. :)Aber unser gemeinsames Lifthobby hat sofort gezeigt, was zu tun ist. Bis zur Siegerehrung war noch Zeit und wir marschierten noch weiter hinauf. Hinter der Gschwendthütte hatte der obere Schlepplift einst seine Talstation. Es ist wiegesagt quasi nichts mehr übrig - außer die Lifthäuschen. Ein Liftfreund aus Deutschland war 2012 hier und hat die Ruinen noch ordentlich dokumentiert. An dieser Stelle nochmals vielen Dank, vovo - falls du das liest. Wir hatten recht rasch den Trassenverlauf der 2. Sektion erahnt.
An der Bergstation war auch nichts mehr zu erkennen. Außer ein Strauch, der mir bei vovos Bericht auffiel. Ersterer hatte nämlich die einstig verfallene Abwurframpe am Ausstieg überwuchert. Wir konnten nur mehr den Strauch erkennen - wenigstens haben sie den stehen gelassen.
Schließlich wackelten wir wieder talwärts. Genau genommen zur Hütte zurück. Dabei schauten wir noch am Talstationsstandort vom oberen Lift vorbei. An der Hütte angekommen wurde die Siegerehrung eröffnet. Perfektes Timing! Nach dem eigentlichen Programm gab es noch eine Sachpreisverlosung. War recht lustig, auch wenn ich nichts gewann. Meine Nr wurde nicht gezogen, dafür aber die Nr 6 und Nr 8. :)
Wir machten uns nun auf den Rückweg ins Tal. Dazu gingen wir die Trasse vom unteren Schlepplift bergab. Der Antrieb befand sich an der Bergstation und war in ein ungewöhnliches Gebäude eingebaut. Auch hier wurde leider alles sauber entfernt und es gab für uns nichts Technisches zu sehen. Die Trasse wurde bereits von jungen Sträuchern bevölkert. Unser Fotograf hatte eine lange Hose an, doch mein Lift-Laufkollege und ich gingen mit der kurzen Hose durch die Botanik. Ist ja eh egal, sind eh verschwitzt.
Ich hatte sogar ein Reservegewand mit, doch das sollte ich nicht mehr brauchen. Es war so warm und wir hatten ja noch einen anderen spontanen Plan. Am Pfarrboden in Annaberg soll angeblich der Skibetrieb eingestellt werden. Für mich nicht nachvollziehbar, da das der Teil für die "Profis" ist. Steht sogar am Pistenplan, dass das nur für Fortgeschrittene ausgelegt ist. Und nur, weil es jetzt finanziell eng wird, sollen eine Doppelsesselbahn und der Reidl 5 (heißt seit einigen Jahren Verbindungslift Pfarrboden) daran glauben. Das Gebiet beim Hennesteck ist ein Südhang und der Pfarrboden hat Ost- bis Nordostlage. Bei so unberechenbaren Wintern ist das doch verrückt, wenn man einen (Nord)osthang zusperrt. Wie wird es dann erst am Südhang abgehen?
Die Pfarrbodenlifte standen jedenfalls noch unverändert dort. Keine Spuren von baldigem Abriss. Hoffentlich bleibt das auch so *auf Holz klopf*.
Wir gingen schließlich noch die ehemalige Trasse vom Reidl 3 hinauf, wo ich bereits 2013 alleine unterwegs war. Der war brutal steil. Doch der Lauf war schon längst verarbeitet und wir kämpften uns mitten im Wald hoch. Schließlich waren wir beim Almbodenlift, der nur wenige Meter neben dem Gipfel vom Hennesteck endet.
Also habe ich an dem Tag sozusagen 2 Berge erklommen. Das macht Lust auf nächten Samstag, wo es zum Staff extrem nach St. Veit geht.
Der Gschwendtlauf ist für jeden Naturliebhaber sehr zu empfehlen. Auch zum Wandern ist es dort wunderbar. Man kann von der Zdarskyhütte (wo ich letzten August meinen insgesamt zweiten Berglauf absolvierte) direkt zum Gschwendt gelangen (umgekehrt natürlich auch).
Ich war gestern somit den ganzen Tag draußen und habe mir sogar eine erste Farbe geholt. Gestern sah es noch etwas rot aus, heute aber schon schön braun. Wir haben das mit Annaberg erst recht kurzfristig entschieden. Also kam ich gar nicht auf die Idee, dass ich mir vielleicht eine Sonnencreme mitnehmen sollte. Der Tag war allerdings grenzgenial - damit kann ich genauso für meine 2 Kommilitonen sprechen.