Natur und Technik in Einem - mein Motto bezüglich Skilifte

Beim Durchschauen so mancher Liftfotos fiel mir wieder eines auf. Wie die Natur nach und nach verschandelt wird (durch moderne Hightech-Lift-Neubauten) und die Stützen der neuen Bahnen oft mitten auf die Piste gepflanzt werden. Dadurch wird die einst so tolle Abfahrt mehr oder weniger zerstört und man kann sie nicht mehr wirklich genießen - Stützenslalom ist also absolut unnötig. An meinem Lieblingslift aus meiner Kindheit sieht man diese negative Entwicklung perfekt. Der Schlepplift wurde 2011 ersetzt und war 1730 m lang. Er überwand etwas mehr als 500 HM. Also jene Höhendifferenz, die ich in St.Aegyd zu bewältigen hatte.

Der Lift verlief ursprünglich zu 70 % im Wald. Wir fuhren nach 2002 nicht mehr in diese Skidestination. Interessanterweise war das genau der Zeitpunkt, wo der erste längere Schlepplift abgerissen wurde. In den Jahren danach wurde rund um meinen Lieblingslift immer mehr Wald entfernt. Schlussendlich waren dann nur mehr ca. 500 m der Trasse bewaldet. Aber gut, solange der Lift weiterhin seine Runden dreht, ist das ja noch irgendwie zu verschmerzen. Dabei sollte es aber nicht bleiben, man musste natürlich eine kuppelbare 6er-Sesselbahn errichten (auf anderer Trasse). Somit sieht man heute vom Schlepplift nur mehr die ca. 500 m lange (und leider leere) Waldschneise. Früher war das die beste Piste - wegen des Schlepplifts nicht sonderlich überlaufen. Deshalb fuhren wir auch sehr oft dort, obwohl mein Vater kein Liftfan ist. Wir waren meistens die ersten und letzten Lift-Gäste. Seit dem Liftneubau ist das Gegenteil eingetreten - man hat die Abfahrt durch die Liftstützen ruiniert. Die neue Bahn hätte man doch wenigstens am Pistenrand trassieren können. Aber nein, man muss ja die ganze Abfahrt mit hässlichen Stützen verzieren...

Dieses Beispiel zeigt, dass sich der Skitoursimus völlig falsch entwickelt. Alles zupflastern und todmodernisieren - wo soll das hinführen? Dass dann irgendwann auch in den 4000er Naturschutzzonen modernes Glumpad mit Bubbles, WLAN und vielleicht noch einem integrierten WC seine Dienste verrichtet?

Wenn man sich kleinere Skigebiete anschaut, wird man noch oft erkennen können, wie früher gebaut wurde. Die Lifte wurden vor allem in den 60ern und 70ern, aber auch noch teilweise in den 80ern und sogar 90ern in die Landschaft eingefügt. Man schaute darauf, dass Natur und Technik in einem ist. Baute man einen Schlepplift im Wald und war die Piste gefühlte 10 km daneben, so hat man genau das erreicht. Die notwendige Waldschneise für die Anlage ausholzen und neben dem Wald die Piste anlegen. So konnte man sich beim Skifahren richtig "erholen". Man stellte keine Ansprüche an die Art der Beförderung. Jeder war dankbar, dass dieser Hang von einem Kurzbügler erschlossen wurde. Die Leute waren bescheiden. Im Notfall ging man halt ein paar m zu Fuß hoch.

Heute sind kuppelbare 6er-Sesselbahnen etc. schon fast selbstverständlich. Mich wundert es, dass sich die Leute am Ausstieg doch noch von ihren a****warmen Sitzflächen erheben können. Für mich ist dieses Bequemlichkeitsgehabe ein Widerspruch zur Tatsache "Skifahren ist ein Sport". Die Liftfahrt sollte keine derartige "Erholung" sein. Natürlich ist es gut, dass die modernen Bahnen die Skifahrer schnell befördern. Wenn eine Liftfahrt 15 Minuten dauert und der SKipass nur für zwei Stunden gültig ist, so hat man davon ehrlich gesagt recht wenig. Dennoch bevorzuge neben Schleppliften auch alte Sessellifte, wo man beim Einstieg noch eine Decke für die Fahrt bekommt. Muss wirklich alles so flott ablaufen? Warum kann man nicht einmal die Natur genießen, während man gemütlich den Berg hinaufgezogen wird? So ein verschneiter Winterwald und dazu die üblichen Geräusche vom Lift - das macht für mich einen Skitag aus. Im folgenden Video könnt ihr das besonders gut erkennen. Das war der bisher geilste Liftausflug. Ganz weit weg von der hässlichen Moderne, überlaufenen Pisten und irgendwelchen Rauschkugeln auf zwei Brettern. Beim Skifahren sollte man genau so nüchtern sein (müssen) wie beim Autofahren - meine Meinung.

Ich verstehe nicht, wie sich manche schon nach der ersten Liftfahrt in die Hütte begeben kann. Früher fuhr ich fast immer einen ganzen Tag ohne Pause (heute mache ich das auch noch - abhängig von der Anzahl der zu filmenden Lifte). Wenn wir uns in der Hütte niederließen, dann nutzte ich die Gelegenheit, um die Semmeln, die mir Mama in der Früh gemacht hat, zu verdrücken. Aber danach ging es munter weiter. Für uns war erst Schluss, als die Lifte Feierabend hatten.

Oft frage ich mich, wie lange die Natur das Todmodernisieren noch aushalten soll? Liftkarten werden dadurch logischerweise immer teurer. Wie soll sich dann eine Familie mit z.B. 4 Kindern noch einen Skiurlaub leisten können? Bzw. werden für letzteren generell immer weniger Leute die notwendigen Finanzen haben. Selbst, wenn sie über diese verfügen - vielleicht ist ihnen das der Urlaub nicht wert oder sie sparen auf etwas Wichtigeres. Kurz gesagt: Die Gäste werden weniger, da Skifahren immer weniger leistbar wird. Allerdings steigen die Betriebskosten. Seht ihr das Problem? Die Betrieber werden wohl irgendwann nicht mehr die Kosten für ihre eigenen Anlagen decken können. Vielleicht ist das die Rückkehr zum "bescheidenen Schrott" namens Schlepplift. Egal, was ihr glaubt: Ich bin davon überzeugt, dass die Schlepplifte und alten Sessellifte auf die Bühne zurückkommen werden.

Jetzt, wo noch alle möglichen Kartenpreise irgendwie leistbar sind, stellt man fest: Durch die modernen Bahnen werden die Pisten schneller voll (solange mehr Gäste kommen, ist doch alles in Butter...). Es sei angemerkt, dass dann oft ungeübte Skifahrer auf Abfahrten gelangen, wo sie vor dem Bau der neuen Anlage gar nicht hingekommen wären. Andere passen wieder nicht auf und dann kann schnell einmal ein Unfall passieren. Man denke nur an die Situation, wenn man über Kuppen springen will und sich nicht vergewissert hat, ob unterhalb der Hangkante jemand steht... Die Quintessenz aus diesem Absatz ist somit: Einst tolle Pisten sind durch einen Liftneubau oftmals nicht mehr wiederzuerkennen...

Irgendwie kommt es mir vor, als ob die Skifahrer von heute viel mehr gestresst sind. Warum kann man sich nicht einfach im Schlepplift zurücklehnen? Das Schleppseil wird schon nicht reißen - die Gehänge wurden ja ordnungsgemäß gewartet. Oder was spricht gegen eine 20-minütige Sesselliftfahrt? In dem einen Teil verläuft die Trasse im Wald, irgendwann kommt ein Steilstück. Plötzlich zwitschert ein Vogel, der vergessen hat, dass er rechtzeitig in den Süden abhaut. Und dann quietschen wieder einmal so manche Rollenbatterien vom Lift. Ist das nicht schön? Wenn man nur von Hektik besessen ist, bekommt man von all dem nichts mit. Um diese Dinge wahrzunehmen, muss man nicht einmal ein Liftfreak sein. Man sollte lediglich sicher am Ski stehen können und das Lift-Einmaleins beherrschen. Dadurch konnte ich schon mit rund 8 Jahren den Nadelwaldgeruch genießen, der rund um die Lifttrasse eines gewissen Swoboda-Schlepplifts in der Luft lag. Warum kann ich mich heute noch so genau daran erinnern? Weil ich schon damals mit jedem Schlepplift problemlos alleine fahren konnte und mir keine Sorgen machen musste, ob ich unverletzt den Ausstieg erreiche. Lediglich ein paar Meter vor dem Abbügeln habe ich mich auf die entsprechende Situation eingestellt, aber das war es schon wieder.

Bei dem Lift, über den ich in den ersten beiden Absätzen schrieb, blieb ich während der Abfahrt oftmals auf halber Höhe stehen. Hatte mir die Gehängenummer gemerkt und wartete, bis das entsprechende Fahrbetriebsmittel auftauchte (Der Lift fuhr brachte es bestimmt auf 3,5 m/s - war also sehr flott). Danach fuhr ich los und erwartete das Gehänge mit "meiner Nummer" an der Talstation. Als es da war, fuhr ich wieder mit ihm hoch usw.

Da es hier gerade wunderbar dazupasst, füge ich nun den Trailer von meinem YT-Kanal ein. Wenn ihr wissen wollt, wo gemütliches Skifahren noch möglich ist, dann dürft ihr mich gerne abonnieren. Pro Skigebiet lege ich eine Playlist an. Dort sind dann Videos jener Lifte, die ich während meines Ausflugs gefilmt habe.

Auch auf Facebook bin ich lifttechnisch vertreten. Wer will, darf die Seite natürlich gerne liken, teilen etc. Sobald ich ein Video hochgeladen habe, wird das auch via FB gepostet. Hier der Link:

Facebook

Bevor jetzt jemand in die Kommentare schreibt: Dir geht es hier nicht um Eigenwerbung. Ich möchte meine Vorstellungen weiter verbreiten. Vom Reden alleine passiert nichts - man muss schon handeln. Im Juli war ich mit ein paar Kollegen am Präbichl. Wir sprachen schon Monate davor über den Lift und einen Ausflug dorthin etc. In diesem Kontext sagten wir oft "Wir müssen den Lift retten". Und nun? Wir haben unseren Beitrag geleistet, indem wir hingefahren sind und jeder auf seine Art ein Liftvideo machte. Wenn der Lift nicht so weit weg wäre, hätte ich ihn bestimmt nochmals aufgesucht. Ende Oktober läuft die Konzession aus. Hoffentlich handeln die Bergbahnen richtig, denn mehr als einen Einersessellift braucht es dort nicht.

Zum Abschluss noch eine lustige Situation. Beim folgenden Beispiel werdet ihr sehen, wie die Moderne manchen Leuten wirklich ins Hirn "sch***". Ein Freund und Kollege hat ein Video von zwei Kurzbüglern hochgeladen. Dabei handelte es sich um die typischen Doppelmayr-Schlepplifte aus den 60ern. Nach kurzer Zeit hat jemand kommentiert: "Auf so einen Schrott setze ich mich nicht".

Passend dazu ließ sich die Person offenbar im richtigen Moment "erwischen". Hier der Beweis, warum zu viel Moderne zur Verblödung führt:

Um solche Situationen künftig zu vermeiden, wäre die Rückkehr zum Schlepplift bestimmt kein Fehler. Lasst uns jetzt damit anfangen, damit ein langer Holz-Kurzbügler mit steiler Waldtrasse bald wieder das Normalste auf der Welt ist!

2
Ich mag doch keine Fische vergeben
Meine Bewertung zurückziehen
Du hast None Fische vergeben
6 von 6 Fischen

bewertete diesen Eintrag

irmi

irmi bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:14

fischundfleisch

fischundfleisch bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:14

Noch keine Kommentare

Mehr von Grexi