Schon Monate zuvor wurde der 4.7.2015 als wichtiger Termin eingetragen. An jenem Tag fand die "Polsterschlacht" am Präbichl statt. Der kultige Einersessellift (ESL) ist gefährdet. Demnächst steht die Konzessionsverlängerung an. Letztere bedeutet, dass der Lift a la Kufstein saniert werden müsste, um weiterhin seine Runden drehen zu dürfen. Also neue Fahrbetriebsmittel, vermutlich neue Rollenbatterien etc. Die Stationen müssten wohl ebenfalls umgebaut werden, um das Seilbahngesetz zu erfüllen. Letzteres soll 2017 abgeändert werden - eines lässt sich dabei schon erahnen. Für Sessel mit Seitenschließbügel schaut es schlecht aus. Trifft mich besonders, da ich damit aufgewachsen bin.
Eines ist klar: Ggf. muss ordentlich investiert werden. Mir kommt vor, dass es immer wieder Betreiber gibt, die so denken "Wir woin investieren, oba es derf uns nix kostn." Vermutlich ist jedem klar, wohin solche Überlegungen führen. Es muss einfach rechtzeitig erkannt werden, dass die Nachfrage für den Lift da ist und es sich somit lohnt, ihn zu erhalten (und die Verantwortlichen das auch zweifelsfrei feststellen können...). In Kramsach ist momentan tote Hose. Ohne Lift kommen eben nur die hinauf, die körperlich entsprechend fit sind. Also lasst uns ein Zeichen für den Polsterlift am Präbichl setzen - bis Oktober fährt er ohnehin noch. Auch wenn ich knapp über zwei Stunden zum Lift brauche, würde ich sofort wieder hinfahren. Wie wäre es mit einem f+f Ausflug zum Präbichl? Oben gibt es eine tolle Hütte mit guter Jause. Das Panorama ist wunderbar und während der Liftfahrt kann man so richtig abschalten (Lift-Therapie... ;) ).
Noch etwas zum letzten Satz aus dem ersten Absatz: Gegen altmodische Sessel mit Überkopf-Schließbügel habe ich nichts einzuwenden. Die Fahrbetriebsmittel sollen halt optisch zum Rest der Anlage passen. Wenn so nagelneue glänzende Doppelmayr-Sessel mit Überkopfbügel auf einer ursprünglich in den 60ern erbauten Bahn montiert sind, tut mir das in den Augen weh. Demnach filme ich derartige Lifte auch nicht. (Lift)-Geschmäcker sind sogar unter uns Oldtimer-Lift-Verrückten verschieden. ;) Für Kufstein freue ich mich puncto Kaiserlift extrem. Allerdings ist er mir mit den neuen Sesseln keinen Besuch wert. Alles andere wäre egal - Umlenkscheiben können neongelb und Rollenbatterien pink sein. Solange die Sessel ästhetisch passen, filme ich den betroffenen Lift.
Bevor ich jetzt auf den Polsterlift eingehe, möchte ich noch kurz ein Argument pro Seitenschließbügel erwähnt haben: Denkt an eine herkömmliche Doppelsesselbahn vom Hersteller Girak. Die entsprechenden Doppelsessel hatten blassrote oder -grüne Sitze und Seitenschließbügel. Am Eibl in Türnitz war genau so ein Lift - dort habe ich mich schon als Kind in diese Sessel verliebt. Beim Ein- und Aussteigen seid ihr stets von eurem Sesselpartner unabhängig. Ihr müsst also nicht aufpassen, ob er schon bereit ist, den Bügel zu schließen/öffnen. Wenn der Nachbar "Ringelspiel" fahren will, braucht euch das nicht zu interessieren. Bei Überkopf-Schließbügeln geht das nicht mehr so einfach. Habe dazu auf einem 8er-Sessellift (musste leider einmal damit fahren - war zum Kotzen) eine lustige Szene erlebt. Beim Einsteigen (Sessel war voll besetzt) kam von mindestens vier Leuten zeitgleich ein "Auweh", als wir den Bügel herunterklappen wollten.
Nun aber zum eigentlichen Ausflug. Der 4.7. kam immer näher. Am Lift (ist von Girak) befinden sich Sessel genau nach meinem Geschmack - noch dazu Girak-Holzlattensessel (Grexi hat Latte gesagt höhöhö). Egal, wie es mit ihm weitergeht - ich muss hin, solange er noch mit diesen Sesseln fahren darf.
Am besagten Datum sollten wir uns zu fünft am Lift treffen, um einen geilen Lifttag zu erleben. Einer von uns kam nicht hin, obwohl er am nächsten beim Lift wohnt. Die zwei Kollegen aus Kärnten - Philipp und Steven - fuhren mit dem Zug nach Leoben. Ich reiste mit dem Auto an und holte die beiden vom Hauptbahnhof Leoben ab. Letzterer lag am Weg, weshalb das Abholen der beiden Kollegen für mich selbstverständlich war. Um 09:30 kamen sie an - ich war wenige Minuten später ebenfalls vor Ort. Philipp kannte ich schon, mit Steven hatte ich vorab viel geschrieben. Endlich trafen wir uns auch persönlich. Wir verstanden uns sofort. Steven hat mir außerdem einen Modellsessel a la Steurer gebaut, was mich sehr freute. So konnte ich das Auto am Präbichl lassen und via Steurer-Sessel nach Hause fahren. ;) Auf halber Strecke wechselte ich dann in den Girak-Modell-Doppelsessel von Philipp.
Der vierte im Bunde - unser lieber Tom - kam aus Wien. Mit ihm hätte ich mich vorab zusammenreden können, weil ich eben aus NÖ anreiste und über Wien nach Leoben fuhr. Da er aber noch länger dort blieb (ich brachte die beiden Kärntner wieder zum Zug und trat direkt danach die eigentliche Heimreise an), war es praktisch, dass er selbst gefahren ist. Wir waren ca. 40 Minuten vor ihm beim Lift. Dabei schauten wir uns den ersten Trassenabschnitt an und hörten dem Motor zu. Die Maschine machte tolle Musik. Dazu ein Zitat von Tom "De Onlog spüt olle Stickln."
Als Tom da war, gingen wir gleich zur Kassa. Der Betriebsleiter 2 (Norbert) freute sich, als die Liftnarrischen die Bühne betraten. Steven, Philipp und ich kauften uns jeweils einen 10er-Block (5 Berg- und 5 Talfahrten), Tom erwarb eine Saisonkarte. Die erste Bergfahrt war purer Genuss. Filmen stand erst später am Programm. Es war wunderbar, wie die Sonne in den Fichtenwald links und rechts neben der Trassse hineinschien. Dazu zwitscherten jede Menge Vögel und ein leichtes Berglüfterl wehte uns um die Nasen. Im unteren Streckenteil fällt der herrliche Geruch von frischem Nadelwald besonders auf. Hier ist Natur und Technik in einem - so wie es sein soll. In einer Kabinenbahn etc. hat man dieses Feeling nicht mehr - da bekommt man von der Natur genau gar nichts mit. Gemäß dieser Devise setzten wir an jenem Tag ein gewaltiges Zeichen für den Lift(erhalt).
Oben angekommen wurde gleich mit dem Liftler der Bergstation weitergetratscht. Letztere besitzt vor und nach der Umlenkung Schleppliftrollen - fiel uns sofort auf. Finde es toll, dass das so funktioniert. Leider gibt es den benachbarten Schlepplift nicht mehr. Der hatte einen Dieselantrieb, Gitterportalstützen, eine steile Waldtrasse und einen Totpunktausstieg. Letzteres bedeutet, dass man direkt unter der Bergstation aussteigen muss. Also Bügel erst loslassen, wenn das Gehänge die Umlenkscheibe passiert hat (hier eines meiner Videos von einem derartigen Schlepplift - einige Leute steigen leider "falsch" aus und werfen den Bügel einfach weg. Kann man nur hoffen, dass er sich dann nirgends verhängt. Seilentgleisung etc. wären die möglichen Folgen...). Dieser Schlepplift war somit ganz toll. Ein paar Stützen stehen sogar noch herum. Sonst ist von der Anlage nichts mehr übrig.
Wir wollten gleich einmal jausnen gehen. Immerhin war es schon 12:00 Uhr. Ludwig - der Hüttenwirt - bediente uns sofort, als wir unser schönes Platzerl direkt unter der Sessellift-Bergstation bezogen hatten. Tom und ich verdrückten jeweils ein Speckbrot mit Puntigamer (haben gleich einmal auf den Lift angestoßen) - die zwei Kärntner blieben bei einem großen Obi gespritzt. Wir ließen unserem Humor freien Lauf und es entstand ein lustiges Follow us arround beim Jausnen. Darin habe ich sogar einige von euch erwähnt - mal sehen, ob und wann ich dieses Video hochladen werde. Mein eigentliches Liftvideo bette ich gleich einmal in den Blog ein:
Gut gestärkt traten wir die Talfahrt an. Anschließend hat Tom mit Norbert geredet und schließlich gab es eine Maschinenführung. Wir kletterten nacheinander auf den Spannwagen, um die Maschine zu beobachten. Dabei erzählte Norbert über die Technik, während wir filmten. Es ist schon geil, wenn man quasi auf der sich drehenden Umlenkscheibe steht und das Kernstück vom Lift begutachten darf. Für diesen Zweck wurde er natürlich auf langsam gestellt. In weiterer Folge filmten wir die Talstation aus der "Normalperspektive", ehe die Fahrtaufnahmen folgten. Ich machte nur von der Bergfahrt ein Video. Eine Talfahrt nutzte ich zum Fotografieren. Oben wurden dann noch die letzten Szenen gefilmt (z.B. die Schleppliftrollen an der Bergstation), ehe es wieder talwärts ging. Wir fuhren nicht immer direkt hintereinander - demnach kam uns Tom bei unserer letzten Talfahrt nochmals entgegen. Als er dann wieder herunten war, wurde der Lift abgestellt.
Kurz ein paar technische Fakten (könnt ihr auch nochmals in der Videobeschreibung nachlesen): Der Lift wurde ursprünglich 1948 erbaut und hatte Fachwerkstützen (also Gitterportalstützen) - er war eine "Stahlbau-Fiedler Anlage". 1956 wurden die Girak-Sessel montiert, die auch noch heute ihre Runden drehen. 1988 wurden die Girak-Masten errichtet bzw. die Rollenbatterien "girakisiert". Die heutigen Sessel waren somit noch auf der alten Anlage unterwegs. Die Maschine (auch noch vom Vorgänger) stammt von 1956. Der Antrieb ist kein "richtiger" Girak - wir vermuten, dass da Elemente von Wolf&Switzenzy enthalten sind. Auf Grund der Lautstärke war sofort hörbar, dass es sich um einen Zahnkranzantrieb handelt. Ansonsten weist er ein Kienast-Blockgetriebe, einen Elin-Motor und einen Kurzschlussläufer auf. Der Vorgängerlift hatte einen Schleifringmotor mit entsprechenden Bürsten. Der Notantrieb ist ein luftgekühlter Volkswagen-Industriemotor. Jedenfalls ist die Anlage sehr gepflegt und das Personal steht voll und ganz hinter dem Lift.
Es sei noch erwähnt, dass wir auch die Werkstatt in der Talstation besuchen durften. Dort lagen unter anderem einige alte Rollen herum. Leider wollte niemand mit mir Rollen-Frisbee spielen. Früher oder später werde ich sowieso zum Umlenkscheiben-Frisbee übergehen. :-D :-p Kann das jemand von euch? ;)
Nach unserem offiziellen Liftausflug war noch etwas Zeit, ehe Philipp und Steven zum Zug mussten. Wir schauten uns noch die eigentliche "Polsterschlacht" an, von der wir bis dato wenig bis gar nichts mitbekommen hatten. Der Norbert war vermutlich sehr froh, dass wir Verrückten ihm Gesellschaft geleistet haben. Am Lift waren nicht allzu viele Leute. Wir vier (Alliterationen ftw.) drehten unsere Runden, doch der Teddybär Petz war uns diesbezüglich schon Lichtjahre voraus. Immerhin war unser gleichnamiger Freund und Kollege aus dem Alpinforum so quasi direkt dabei, obwohl er eigentlich keine Zeit hatte. ;) In meinem Liftvideo seht ihr ihn ohnehin ein paar Mal.
Das 1er-Fest war komischerweise nicht an der Talstation vom entsprechenden Lift. Fand ich etwas eigenartig. Immerhin geht es um den Polster Classic (bzw. Polsterlift), der (noch) den gleichnamigen Berg erschließt. Wer kommt zur Hütte hinauf, wenn da möglicherweise bald kein Lift mehr steht? Vermutlich die, die im Winter nur auf beheizten Sesselbahnen unterwegs sind...
Weiters hätte ich erwartet, dass am Lift die Hölle los sein wird und es zu Wartezeiten um die 20 Minuten kommen könnte. Bei der eigentlichen "Polsterschlacht" waren sehr viele Heurigentische aufgestellt. Von letzteren war ca. nur 1/3 belegt, als wir eben hinkamen. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass die meisten der Anwesenden nur zum Saufen und Essen dort waren. Denn von ihnen habe ich eher wenige beim Lift gesehen. Eine Band aus Graz hatte gerade ihren Auftritt, als wir beim eigentlichen Fest auftauchten. Es gab ein Lied zum Polsterlift. Als dies zu Ende war, schrie ich "Ihr brauchts net üban Polsterlift singen. Fohrts damit!" Lieder zum Lift sind schön und gut, aber davon wird er ggf. auch nicht mehr lebendig...
Irgendjemand hat zu Tom gesagt, dass er mit dem Liftfahren nicht so angeben soll. Doch er hat darauf richtig reagiert - ungefähr so "Pass amoi auf Burschal, sigst wos i do hob? A Saisonkortn fürn Polsterlift. Schau, dassd da a ane kaufst, bevorst numoi deppad redst." Ich frage mich jedenfalls noch immer, was dieser ominöse Habschi überhaupt am Polsterfest sucht, wenn es ihn offenbar nicht kümmert, was mit dem Lift passiert? Leider konnte mir Tom nicht mehr sagen, wer der Übeltäter war. Den hätte ich höchstwahrscheinlich zur Rede gestellt - wobei, auf dessen Niveau hätte ich mich nicht fallen lassen. Das war vermutlich tiefer als der Marianengraben.
Langsam aber sicher mussten Philipp und Steven nach Leoben. Im Zuge dessen kamen noch zwei Veranstalter zwecks Liftspende vorbei. Da haben wir natürlich nochmals nachgeholfen. Dabei erfuhr ich, wie man zu gewissen Polsterlift-T-Shirts kommt. Schon in der Früh begegneten uns zufällig zwei Leute, die eben diese Leiberl trugen.
Wir verpassten den Zug in Leoben um ca. 10 Minuten. War ärgerlich, aber die Kärntner Kollegen nahmen es gelassen. Ich wollte sie bei der Bushaltestelle direkt vor der Bahnhofshalle aussteigen lassen, als auf einmal ein Bus kam und mich anhupte. Philipp sprang schnell hinaus - Steven war noch in meinem Auto. Wir fuhren zwecks Platz ein paar Meter nach vorne. Endlich entfernte sich der Bus. Im Vorbeifahren schaute der Fahrer blöd zu mir herüber. Ich nickte ihm frech zu - mit dem Gedanken "Wos is, oida? Host a Problem?". So, wie ich die beiden Kollegen abgeholt habe, werde ich sie hier wohl auch wieder aussteigen lassen dürfen, oder? Endlich war Zeit für eine ordentliche Verabschiedung. Steven übergab mir meinen Modellsessel und ich bedankte mich sowohl dafür als auch für das Obi, worauf er mich zuvor bei der eigentlichen "Polsterschlacht" eingeladen hatte.
Schließlich ging es auch für mich wieder nach Hause. Nach dem Abendessen habe ich Steven geschrieben, ob alles passt etc. Philipp und er kamen beide gut an. Tom hat mich später noch angerufen, ob ich schon daheim bin. Im Zuge dessen sagte ich ihm auch, dass die Kollegen ebenso gut nach Hause kamen. Jeder war zufrieden, da alle anderen eine makellose Heimfahrt hatten. Entsprechend glücklich fiel ich ins Bett.
Dieser Tag war für uns alle super. Der Lift hat uns auf seine Art und Weise therapiert - mit interessanter Technik, der Natur rund um die Trasse usw. Wir haben bei diesem Ausflug wieder einmal die Gültigkeit der Sessellift-Definition von Andreas De Pretis (ehemaliger Seilbahnhersteller aus Villach) demonstriert: Ein Sessellift ist ein in die Länge gezogenes Ringelspiel.
Bitte unterstützt den Lift-Erhalt, indem ihr diese Seite liked, teilt etc. Wenn ihr in der Gegend seid, nehmt euch die Zeit für eine Liftfahrt. Tolle Aussicht und eine urige Hütte hoch oben am Polster - ihr werdet es nicht bereuen!
Zum Schluss füge ich noch die Videos von Tom ein. Bevor ihr über ihn etwas Falsches denkt: Er sch**** sich einfach nichts und sagt genau das, was ihm JETZT durch den Kopf geht. Ich war auch überrascht, als ich zum ersten Mal seine Videos sah. Inzwischen kenn ich ihn schon zwei Jahre persönlich (davor Kontakt im Liftforum) und weiß somit genau, was er wann wie meint. Wir verstehen uns sehr gut und ich bin mit ihm eigentlich permanent am Schmähführen. In meinem Follow us arround-Video merkt man das recht gut. Philipp und Steven haben nicht allzu viel gesagt, während Tom und ich großteils sprachen. Aber wir verstehen uns insgesamt super und es kommt mir immer wieder so vor, als hätten wir gestern noch alle gemeinsam die Schulbank gedrückt.
Hier sein Hauptvideo. Am Anfang sage ich ganz kurz etwas von einer "schen Aussicht". ;) :-p
In diesem Video filmt er seine letzte Liftfahrt für diesen Tag. Dabei begegnen wir uns alle "im Lift". :)
Den Blog beende ich heute musikalisch. Tom singt für euch den Erzherzog-Johann Blues. Ich fahre am Sessel direkt hinter unserem "Opernsänger" - war schon lustig, seinen Gesangsauftritt live zu erleben. :-D